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KRITIK
Requiem For a Dream erzählt keine Geschichte. Der Film
ist eher eine rasante Abfolge von Bildern, eine Montage der Bilder mit Musik,
mit Charakteren, denen es ebenfalls an einer Geschichte mangelt, die nur
in der Gegenwart ihrer Träume, Ängste, vor allem aber ihrer Sucht
leben. Requiem For a Dream ist ein Film, der die Gestalt der Sucht
annimmt, sich reduziert auf internen eher als äußeren Logiken
folgende Verknüpfungen, den Ausfall von Kontinuität eher zeigt
als Zusammenhänge. Besser als dem verwandten Naked Lunch gelingt
ihm die Evokation subjektiven Drogenerlebens, weniger indem er grässliche
Visionen zeigt (einzig ein bedrohlicher Kühlschrank fällt in dieses
Register), sondern indem er objektive filmische Äquivalente für
Erfahrungsdissoziationen findet.
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Ein großartig ins Bild gebrachtes Paradox ist eine Szene, die
Marion und Harry gemeinsam im Bett zeigt, getrennt aber durch einen Split
Screen, der in der Naht, die zwischen beiden entsteht, die nicht aufhebbare
Trennung noch im intimen Moment visualisiert. Sie streicheln sich, aber die
Proportionen stimmen nicht, die linke Bildhälfte ist im close-up
aufgenommen, die rechte nur halbnah, die beiden (Menschen wie Bilder)
berühren einander und zugleich nicht. Arronofsky gelingt es dabei, den
Ausstellungscharakter effektstarker Bilder zugunsten wirklicher Effekte auf
den Betrachter zurückzudrängen, die Bilder als Äquivalente
inneren Erlebens (so das sprachliche Klischee, selbst nur eine Metapher)
überzeugend werden zu lassen. Wie sein großes Vorbild David Lynch
- dessen Einfluss in Pi noch überdeutlich war - eröffnet
er dazu einen weiteren nicht Schau-, sondern Hörplatz: die Tonspur.
Das Kronos-Quartett sorgt für eine Soundscape, die die Verstörtheit,
Diskontinuität, Beschleunigungen und Verlangsamungen der Bilder zugleich
unterstreicht und in ihrer eigenen Dynamik und Logik selbst
"darstellt".
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In einem starken Sinn ist der Film, der seinen Figuren wie
seinem Betrachter eher an als unter die Haut geht, vor allem Oberfläche.
Die Bilder bedeuten, was sie sind, die Figuren haben kein anderes Inneres
als das, das man sieht. Gnadenlose Großaufnahmen von zerfallenden Menschen,
Ellen Burstyns Mut und Kunst, ihren Körper, ihr Gesicht diesem Zugriff
des zurichtenden Kamerablicks auszuliefern, ist bewundernswert. Requiem
For a Dream ist der glückliche Fall, in dem Stil und Sujet wie für
einander geschaffen sind, das Musterbeispiel eines Zusammenfalls von frenetischer
Form und frenetischem Inhalt. Bleibt abzuwarten, was Arronofsky mit Frank
Millers Batman anstellt.
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