Paul McGuigan: Sehnsüchtig (GB 2004)

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Paul McGuigan: Sehnsüchtig (GB 2004)
Von Ulrike Mattern


Wer gegenwärtig im Kino ein Rendezvous auf herkömmlichem Wege erzählt, läuft Gefahr, das Publikum zu langweilen. Die uralte Boy-meets-Girl-Story, Junge trifft Mädchen - sowohl in umgekehrter Folge als auch gleichgeschlechtlich zu besetzen -, lässt sich beliebig auf der Geraden von einem Punkt zum anderen entwickeln. Diese übersichtliche lineare Struktur hat sich bewährt.

Den Zuschauer zu fesseln wissen hingegen Filme, die sich von der leicht nachvollziehbaren Geradlinigkeit verabschieden. Sie spielen auf den Koordinaten zwischen Zufall und Bestimmung wie im Fall von Gwyneth Paltrow, die in der britischen Produktion "Sie liebt ihn - Sie liebt ihn nicht" mit gravierenden Folgen die U-Bahn erreicht oder verpasst. Oder sie hebeln Raum und Zeit aus, etwa durch die Beseitigung der Erinnerungen an die Vergangenheit in "Vergiss mein nicht", und geben einem Charakter mehrere Persönlichkeiten, z.B. den Frauen in David Lynchs "Mulholland Drive". Ein neues, Schwindel erregendes Beispiel für den nicht verbindlichen Umgang mit Realität ist der Psychothriller "Sehnsüchtig" mit Josh Hartnett ("Black Hawk Down") und Diane Kruger ("Troja").

Das Remake des Films "L'appartement" ("Lügen der Liebe") schickt den selbstbewussten Banker Matthew (Hartnett) in Chicago durch einen Strudel der unvorhersehbaren Ereignisse. Ausgelöst wird dieser durch ein Telefonat, das Matthew zufällig in einem Restaurant mithört. Er glaubt, die Stimme seiner ehemaligen Freundin Lisa zu erkennen, die vor zwei Jahren ohne ein Wort verschwand. Als er zur Telefonzelle stürzt, ist sie leer. Der Duft eines vertrauten Parfüms und der Schlüssel zu einem Hotelzimmer bleiben zurück.

"Sehnsüchtig" webt ein verwickeltes Netz aus Intrigen und Lügen um Matthew, der sich auf die Suche nach seiner verlorenen Liebe begibt. Visuell unterstützt wird die Erschütterung und Illusion des Protagonisten durch Rückblenden, hastige Schnitte sowie Schattierungen, in denen das Geschehen aus wandelbaren Blickwinkeln wiedergegeben wird. An einigen Stellen ist "Sehnsüchtig" indes so sehr in seine mysteriös verzweigte Form verliebt, dass der Film - und erst recht der Zuschauer - den Überblick verliert und die Konzentration leidet.

Im Gegensatz zum französischen Original, das die Schauspieler Monica Bellucci und Vincent Cassell 1996 vor der Kamera zusammenbrachte, lotet die amerikanische Neuverfilmung des schottischen Regisseurs Paul McGuigan den Reigen der Liebe nicht aus. Das Ende, so viel sei verraten, ist ein Zugeständnis an die lineare Konvention in einem vornehmlich knifflig konstruierten, fesselnden Film.

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