Seibei ist ein Samurai, mit dem Herzen bei der Sache ist er jedoch
nicht. Seit dem Tod seiner Frau versorgt er seine beiden Töchter als
alleinerziehender Vater mit kümmerlichem Gehalt (und seine demente Mutter
dazu). Da kann es schon mal passieren, dass er etwas strenger riechend zur
Arbeit erscheint. Stolz ist dort keiner auf ihn, sein Onkel will eine
hässliche Frau an ihn verschachern, mehr darf er nicht erwarten. Allerdings
gibt es da noch Tomoe, die Kindheitsfreundin, die ein Auge auf ihn geworfen
hat, er aber will ihr das Leben in Armut und Arbeit nicht zumuten. Kurz,
Seibei ist eigentlich zu gut, um wahr zu sein, ein Mensch ohne Ehrgeiz, der
dennoch zuletzt einen bedeutenden Auftrag auszuführen hat, ob er will
oder nicht.
Ein realistischeres Bild der Samurais wollte er zeichnen, meint Regisseur
Yoji Yamada in der Pressekonferenz. Kann sein, dass ihm das gelungen ist.
Seibei ist ein gar nicht übler Schwertkämpfer und geht einem mit
allzuviel Edelmut auf die Nerven. Ansonsten ist er einer wie du und ich.
Ziemlich langweilig also, kein Held für einen Film, in dem weiter nichts
geschieht. Ein bisschen Liebeswerben, kleine Scherze, eine schnurrige Geschichte.
Die Kamera beobachtet meist aus der typisch japanischen Tiefebene, aber einfach
so, ohne formalen Ehrgeiz. Die Bilder sind illustrativ und stets geschieht,
was man lange schon erwartet hat. Je länger der Film dauert, desto
stärker wird der Wunsch, dem Helden und dem Film Beine zu machen: beide
beharren - mit Ausnahme einer langen, langen Kampfszene - auf ihrer
Behäbigkeit.
Im letzten Jahr hat man die Berlinale-Zuschauer mit dem wirr-langweiligen
japanischen "Thriller" "KT" gequält, in diesem Jahr wird einem das
japanische Kino durch die nicht unsympathische, aber reichlich schlichte
Schmonzette vom "Twilight Samurai" verleidet. Dabei gehört Japan immer
noch zu den aufregendsten Filmländern der Welt, davon kann man sich
in Deutschland auf dem alljährlichen Frankfurter "Nippon
Connection"-Festival überzeugen. Die Berlinale vermittelt kaum einen
Eindruck davon. Es formt sich der etwas bösartige Wunsch, es möge
Takashi Miike mit einem seiner Blutbäder hineinfahren in all das
Kunstgewerbe des Wettbewerbs und bürgerliche Seelenqual wie gut gemeinten
Biedersinn einfach mal kurz und klein hacken.
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