Ein Mann, der nicht spricht, auf einer Reise durch eine Stadt.
Auf verlassenem Gelände beginnt sie, mit einer langen Einstellung auf
Gleise, der Mann nähert sich der Kamera. Sie folgt ihm, aber niemand
selbst auf Gleisen. Sabu bevorzugt lange, starre Einstellungen, Standbilder
oft, durch die sein Held dann läuft. Aus der Montage holt er Witz: Der
Mann stürmt in ein brennendes Haus, um zwei Kinder zu retten, starre
Einstellung. Schnitt, nächstes Bild: er bekommt, auf dem Polizeirevier,
eine Tapferkeitsurkunde. Zuvor saß er dort in einer Zelle, man hatte
ihn des Mordes an einem Yakuza verdächtigt. Der hatte sich das Messer
selbst in den Leib gestoßen - und auch aus den Einstellungen zieht
Sabu trockenen Witz. Man sieht den toten Yakuza, dahinter, schweigend, den
Mann, auf einer Böschung sitzend, von rechts kommt ein Polizist auf
einem weißen Fahrrad ins Bild. Zehn Sekunden lang, schätzungsweise,
verharrt die Kamera auf dieser kuriosen Gruppe. Dann Schnitt, der Held im
Knast.
Paradox ist der Film darin, dass er so langsam und still ist wie an
Ereignissen reich. Unter anderem wird der Held - mutmaßlich (nicht
alles, was geschieht, sehen wir auch im Bild) - einen Mord begehen, von einem
Auto angefahren werden, den Geist eines alten Mannes verschwinden sehen,
Millionen im Lotto gewinnen und das Geld wieder verlieren. Zu alledem sagt
er: nichts. Es gibt keinen Reim darauf, immer absurd ist das ganze, oft komisch,
gelegentlich zu rasch und glatt in der Produktion seiner Gags. Im Grunde
ist der schweigende Mann eine komische Figur (und zwar aus einem Stummfilm),
Charlie Chaplins Tramp ebenso verwandt wie Monsieur Hulot, gefangen in einer
Welt von Widerständen, die Sabu aber nicht zu einer Geschichte ordnet,
sondern zum absurden Parcours der Unfälle, Glücksfälle,
Unglücksfälle, Zufälle. Einen Fall in ein Loch gibt es auch,
aus demselben Nichts, aus dem heraus alles andere zustößt.
Ein ganzes Leben rollt hier ab, all in a day. Und es rollt
wieder zurück, rekapitulierend, am Ende rennt der Mann noch mal den
ganzen Weg, Station für Station kommen die Geschehnisse wieder ins Bild.
Wohin er rennt? Zur Auflösung des Ganzen, einer Schlusswendung, die
die Erlebnisse nicht erklärt, aber doch - wenn auch auf einigermaßen
verblüffende Weise - situiert. Der Held kommt, auf mehr als eine Weise
vielleicht, nach Hause. Und er spricht. Die Suche nach tieferer Bedeutung,
zu der das Geschehen herauszufordern scheint, wird mit der Schlussvolte ad
absurdum geführt. Ob man das als abschließenden Kommentar zu den
Bildern nehmen kann: Wer weiß?
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