Alejandro Amenábar: The Others (2001)

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The Others (2001)

USA 2001

Regie: Alejandro Amenábar

Mit Nicole Kidman, Christopher Eccleston

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Alejandro Amenábar: The Others (2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

Amenabar: The Others

Ein vom Rest der Welt abgeschnittenes riesiges Haus auf einer der britischen Kanalinseln, bewohnt von einer jungen Frau und ihren beiden Kindern, Kriegsende, der Mann und Vater vermutlich gefallen. Um das Haus Nebel, im Haus Dunkelheit, da die Kinder an einer Lichtallergie leiden. Das ist der Stoff, aus dem Kino-Gruselträume gestrickt werden und sie zu stricken versteht der junge spanische Regisseur Alejandro Amenabar bestens. Das hat er schon mit seinem Universitäts-Snuff-Erstling Tésis bewiesen. Sein Zweitwerk, Abre Los Ojos, von Cameron Crowe - um einige Ambivalenzen gekürzt - soeben als Vanilla Sky neu verfilmt, hat den Horror um überraschende Twists, eine komplexe Struktur und die Vermischung der Ebenen von Traum und Wirklichkeit bereichert. The Others, seine erste Hollywoodarbeit, produziert von Tom Cruise, verbindet nun den straighten Horror von Tésis mit den Twist-Momenten von Abre Los Ojos, streicht aber, was an Brachialem zuvor quer durch die Vorgänger schoss, findet so zur Klassizität alter Horror-Meister.

Die Mittel, mit denen Amenabar dabei den Schrecken produziert, sind weniger subtil als schlicht: unerklärliche, dunkel rumpelnde Geräusche genügen zur Grundlegung eines Anfangsgrusels ebenso wie die raunenden Erzählungen der großen Schwester. Es folgen schrille Geigen und dräuende Bässe auf der Tonspur (auch die Filmmusik, darin ein Bruder im Geiste John Carpenters, hat Amenabar selbst komponiert). Ist die Phantasie des Betrachters so erst einmal zum Vibrieren gebracht, genügt ein schneller Schnitt, der Paukenschlag des Orchesters und auch der nicht übermäßig schreckhafte Zuschauer zuckt zusammen. Insgesamt aber halten sich diese Schock-Momente im Rahmen, denn Amenabar lässt sich viel Zeit für die Etablierung des Schauplatzes und der dramatis personae, setzt auf das stille Wabern des Unheimlichen. Als dessen Katalysator tritt eine Dreiergruppe von unerwartet vor der Haustür stehenden Dienstboten auf, deren Verhalten rätselhaft und bedrohlich ist und lange bleibt.

Unter der klaustrophobischen Atmosphäre, hinter der Geschichte, die vieles unerklärt lässt, ohne dass je der Wunsch nach Erklärung allzu dringlich wird, lauert, diesen Eindruck versteht der Film zu erzeugen, ein gespenstisches Geheimnis. Die Volte des Endes, die alles in ein anderes Licht rückt, ist so einerseits gut vorbereitet. Das ausführlich eingeführte Motiv erz-katholischer Höllenvorstellungen (auf der britischen Insel am seltsam verschobenen Platz), das durch das unchristlich Gespenstische der Vorgänge zuvor konturiert und konterkariert wird, findet am Ende seine Erfüllung, und sei es in seiner Widerlegung oder heidnischen Umdeutung. Noch diesen Subtext freilich trägt der Film mitten auf der Stirn. Die Hinter-Welt bleibt andererseits doch Produkt einer wenig originellen Effekt-Maschine, das lauernde Geheimnis unterminiert an keiner Stelle die Leinwand restloser Sichtbarkeit, auf der Amenabar den Schrecken einträgt. Gewiss nutzt er dabei die Fantasie des Betrachters, greift zielsicher nach den Angst- und Gruselinstinkten, verzichtet darauf, den Schrecken splattrig auszumalen. Der Horror von The Others kreischt (meist) nicht, er flüstert. Subtilität aber ist was anderes.

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