Roger Donaldson: Thirteen Days (USA 2000)

 

 

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Thirteen Days

USA 2000
Regie: Roger Donaldson
Mit
Kevin Costner, Bruce Greenwood, Steven Culp

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Thirteen Days

Thirteen Days

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KRITIK

Die Notwendigkeit zur Simplifizierung von Geschichte durch Personalisierung ist ein Problem aller Versuche fiktionaler Darstellungen (und auch historiografischer Darstellungen in erzählender Manier) von historischen Ereignissen. Exemplarisch schauderhaft wird das gerade von Enemy at the Gates vorgeführt, exemplarisch gelungen ist es hingegen in Roger Donaldsons Thirteen Days. Freilich kommt die Geschichte, die er hier erzählt, der Zuspitzung auf die handelnden Personen recht weit entgegen. Während jede Analyse der Vorgänge natürlich sehr viel weiter ausholen müsste, verzerrt die gewählte Perspektive auf den inneren Kreis der Macht in der Kubakrise die Vorgänge zwar auch, aber in vertretbarem Maß.
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Geschickt ist der Schachzug, eine quasi-fiktive Reflektorfigur quasi als Kamerasonde und Stellvertreter des Zuschauers im Weißen Haus zu implementieren. Kenny O'Donnell ist das Nadelöhr, durch das die Berichterstattung für den Betrachter nachvollziehbar hindurchgeführt wird, er ist Berater der anderen Figuren, er ist (durch sein Verhalten) Kommentator des Geschehens, er ist die stellvertretend für den Zuschauer verzweifelnde und hoffende Figur. Das exzellente Drehbuch und Kevin Costner sorgen dafür, dass er als Dreingabe noch zum Charakter aus Fleisch und Blut wird - und das mit sicheren Strichen, etwa durch die Einbettung in seine Familie, aber ohne alle Mätzchen und billigen emotionalen Manipulationsversuche.
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Diese Figur nun hält den geschichtlichen Ereignissen den Rücken frei. Die Bühne ist eröffnet für das Ensemble der (beinahe) in der klassischen Einheit von Ort, Zeit und Handlung agierenden Hauptpersonen: John F. Kennedy, sein Bruder Bob, Außenminister McNamara, UN-Botschafter Stephenson und das Militär. Ohne allzugroße Konzessionen an Dramatisierung über das allerdings weiß Gott dramatische Geschehen hinaus folgt der Film den Ereignissen über erstaunlich viele der tatsächlichen Eskalationen, Entspannungen und erneuten Eskalationen. Zwar neigt Regisseur Donaldson, von dem man schon manch schlechten Film gesehen hat, gelegentlich zu plakativen Bildern, glaubt, mit Atombombenexplosionen beeindrucken zu müssen, statt sich voll und ganz auf das Kammerspiel zu konzentrieren - gegen das exzellente Drehbuch hat seine Tendenz zur Überinszenierung aber keine Chance. Die Dialoge pointieren, ohne dass jener Anspruch auf Allgemeingültigkeit des in dieser besonderen Situation gezeigten Verhaltens forciert würde, der sich zuletzt wie von selbst einstellt. Ob das Porträt der Kennedys oder anderer Hauptfiguren dem tatsächlichen Geschehen und dem tatsächlichen Verhalten entspricht, wird darüber zweitrangig. Dass Menschen sich unter den gegebenen Umständen so verhalten, hat seine interne, wenn man mag, auch: psychologische, Glaubwürdigkeit. In der Verknüpfung von Exemplarität und Individuierung liegt das Gelingen des klassischen Historiendramas. Thirteen Days zeigt, wie man das auch angesichts des Nivellierungs- und Emotionalisierungsdrucks, der Hollywoods inneres Gesetz ist, hinbekommt. Kein Meisterwerk, aber ein Film, der weit über durchschnittliche Hollywood-Produkte herausragt.
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