Schwerpunkt Asien: Shang Zhimin: Xinxin (China 2003)

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Shang Zhimin: Xinxin (China 2003)

 

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Shang Zhimin: Xinxin (China 2003)
Kritik von Thomas Reuthebuch

zum Asien-Schwerpunkt

Die Handlung des Films spielt während des chinesischen Neujahrfestes. Im Mittelpunkt stehen Xinxin und Tingting. Die beiden sind übers Internet gute Freunde geworden, kennen sich jedoch nicht persönlich. Ganz im Gegenteil. Tingting gibt sich als Junge (Hai) aus, dem Xinxin alles anvertraut. Beide verschieben ihre Abreise aus Peking für ein paar Wochen, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Während XinXin den Umzug nach Kanada (ihre reichen Eltern haben beschlossen ihre Tochter dort aufs College zu schicken) für zwei Wochen hinauszögert, um mit ihrem Exfreund zu schlafen, verdient das Landei Tintin mit Telefonsex ihren Lebensunterhalt. Über die Feiertage winkt guter Verdienst, außerdem hat ihr Boss sowohl ihren Ausweis als auch ihr Gehalt einbehalten. Am Tag von Xinxins Abreise schließlich, haben sie sich am Eingang eines Parks verabredet.

Regisseur Sheng Zhimin arbeitet seit knapp zehn Jahren als Regieassistent, Produzent und Drehbuchautor unter anderem mit recht bekannten chinesischen Filmemachern wie Fruit Chan oder Zhu Wen zusammen. Xinxin ist sein Spielfilmdebüt, ein zutiefst deprimierender Blick auf eine Handvoll Hauptstadtjugendlicher ohne Perspektive, ohne Drive, ohne Träume. Ein häßlicher kleiner Film, dessen Bilder in ihren verblichenen Farben immer trostlos wirken, dessen Schauspieler nicht darstellen, sondern präsent sind und dessen Regisseur konsequent und hartnäckig draufhaut, auf seine Figuren, auf seine Stadt, auf sein Land. Am Ende schleicht man mit gesenktem Haupt aus dem Kinosaal; dann trinkt man einen Kaffee, sieht sich den nächsten Film an, läuft durch die Gegend, was auch immer, und stellt am Ende überrascht fest, dass Xinxin wieder ins Bewußtsein drängt, wenn sie da so steht, vor dem Neujahrsschriftzug, in der letzten Einstellung des Films, einen Moment wartet, sich ungeduldig umsieht, um dann wieder in einem Taxi zu verschwinden das kurz darauf aus dem Bild kippt. Oder wenn Xinxin auf dem Sozius eines Halbstarken über die Stadtautobahn brettert, wenn sich der Himmel plötzlich geöffnet hat und die Sonne scheint, man endlich ein wenig durchatmen darf, die Jungs ihre Boliden wie in einem Akira-Comic hin- und herwerfen, dann an der Kamera vorbeisausen und erst wieder in einer Unterkunft außerhalb der Stadtgrenzen auftauchen. Am Ende vielleicht aber doch Tinting, in ihrem erbärmlichen Verschlag mit Internetanbindung und drei Telefonen. Die große weite Welt ist scheinbar greifbar nahe, wie der McDonalds oder das Starbucks am Platz des himmlischen Friedens; was bleibt, ist alleine das Gespräch mit der Mutter, zur Lüge gezwungen, für wenige Augenblicke Trost, wenn auch auf Kosten der Selbstachtung.

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