Die Handlung des Films spielt während des chinesischen Neujahrfestes.
Im Mittelpunkt stehen Xinxin und Tingting. Die beiden sind übers Internet
gute Freunde geworden, kennen sich jedoch nicht persönlich. Ganz im
Gegenteil. Tingting gibt sich als Junge (Hai) aus, dem Xinxin alles anvertraut.
Beide verschieben ihre Abreise aus Peking für ein paar Wochen, wenn
auch aus unterschiedlichen Gründen. Während XinXin den Umzug nach
Kanada (ihre reichen Eltern haben beschlossen ihre Tochter dort aufs College
zu schicken) für zwei Wochen hinauszögert, um mit ihrem Exfreund
zu schlafen, verdient das Landei Tintin mit Telefonsex ihren Lebensunterhalt.
Über die Feiertage winkt guter Verdienst, außerdem hat ihr Boss
sowohl ihren Ausweis als auch ihr Gehalt einbehalten. Am Tag von Xinxins
Abreise schließlich, haben sie sich am Eingang eines Parks
verabredet.
Regisseur Sheng Zhimin arbeitet seit knapp zehn Jahren als Regieassistent,
Produzent und Drehbuchautor unter anderem mit recht bekannten chinesischen
Filmemachern wie Fruit Chan oder Zhu Wen zusammen. Xinxin ist sein
Spielfilmdebüt, ein zutiefst deprimierender Blick auf eine Handvoll
Hauptstadtjugendlicher ohne Perspektive, ohne Drive, ohne Träume. Ein
häßlicher kleiner Film, dessen Bilder in ihren verblichenen Farben
immer trostlos wirken, dessen Schauspieler nicht darstellen, sondern
präsent sind und dessen Regisseur konsequent und hartnäckig draufhaut,
auf seine Figuren, auf seine Stadt, auf sein Land. Am Ende schleicht man
mit gesenktem Haupt aus dem Kinosaal; dann trinkt man einen Kaffee, sieht
sich den nächsten Film an, läuft durch die Gegend, was auch immer,
und stellt am Ende überrascht fest, dass Xinxin wieder ins Bewußtsein
drängt, wenn sie da so steht, vor dem Neujahrsschriftzug, in der letzten
Einstellung des Films, einen Moment wartet, sich ungeduldig umsieht, um dann
wieder in einem Taxi zu verschwinden das kurz darauf aus dem Bild kippt.
Oder wenn Xinxin auf dem Sozius eines Halbstarken über die Stadtautobahn
brettert, wenn sich der Himmel plötzlich geöffnet hat und die Sonne
scheint, man endlich ein wenig durchatmen darf, die Jungs ihre Boliden wie
in einem Akira-Comic hin- und herwerfen, dann an der Kamera vorbeisausen
und erst wieder in einer Unterkunft außerhalb der Stadtgrenzen auftauchen.
Am Ende vielleicht aber doch Tinting, in ihrem erbärmlichen Verschlag
mit Internetanbindung und drei Telefonen. Die große weite Welt ist
scheinbar greifbar nahe, wie der McDonalds oder das Starbucks am Platz des
himmlischen Friedens; was bleibt, ist alleine das Gespräch mit der Mutter,
zur Lüge gezwungen, für wenige Augenblicke Trost, wenn auch auf
Kosten der Selbstachtung.
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