Nach DOLLS (und bevor er sich, laut eigener Ansage, mit seinem
nächsten Projekt wieder ganz introvertiert geben wird) zaubert Takeshi
eine wunderbar runde Genre-Nummer auf die Leinwand, wie es sie aus Hollywood
schon lange nicht mehr zu sehen gab. Perfekt inszeniert, mit vollem Herzen
den Vorgängerfilmen verpflichtet und trotzdem immer noch einen Tick
weitergedacht, ist ZATOICHI Kitanos bislang musikalischster Film, was um
so mehr überrascht, verzichtet er doch erstmals auf die Unterstützung
seines Hauskomponisten Joe Hisaishi (CHIHIROS REISE INS ZAUBERLAND).
Immer wieder gibt die Musik die Bewegung vor: zunächst im Kleinen,
wenn z.B. Feldarbeiter in perfekter Choreographie ihre Haken im Rhythmus
von feinstem elektronischen Bling-Bling in den Acker schlagen, bis hin zu
einer fast fünfminütigen Musicalnummer mit der der Film
ausklingt.
Kitano selbst, gibt den blinden Masseur, dessen unüberwindlicher
Präzision im Umgang mit dem Schwert selbst Samurais keine Chance
lässt, einmal mehr als glucksenden, o-beinigen Killer, der so völlig
unberührt neben der Wirklichkeit zu stehen scheint, als hätten
deren Naturgesetze schon seit geraumer Zeit keine Bedeutung mehr für
ihn. Wie schon in seinen Yakuzafilmen SONATINE, BROTHER oder eben auch VIOLENT
COP vermag er auch hier wieder mit unnachahmlicher Beiläufigkeit, einen
Nebensitzer um mindestens Augenlicht, ein paar Gliedmaßen oder eben
das Leben zu erleichtern, ohne dabei eine Miene zu verziehen, ja überhaupt
nur zu blinzeln. Als Schwertkämpfer tut er dies hier vielleicht noch
einen Tick schneller als sonst und mit meist umso fatalerem Ergebnis für
seine Gegner. Die zum Teil ungemein blutigen Zweikämpfe werden in der
Regel mit einem Hieb entschieden, womit sie sich trotz dem hierfür
notwendigen Einsatz von Computereffekten eng an der Wirklichkeit orientieren.
Kitano hält sich für seine ZATOICHI-Version eng an die klare
chronologische Erzählweise klassischer Samuraifilme, was den Film deutlich
weniger tief wirken lässt als z.B. den kunstvoll verschachtelten DOLLS
oder HANA-BI. Zu kurz kommen zudem etwas auch die perfekten kleinen Momente
von scheinbarem Stilstand, dieses auf den Punkt gebrachte Verweilen. Stattdessen
herrscht insgesamt eher ein verspielt fröhlicher Ton, der auch dann
nicht unterbrochen wird, wenn sich die Leinwand wieder einmal mit Rot
füllt.
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