Tiefgründiger Intellekt
Seit ihrer Trennung von Ehemann Tom Cruise könnte es für Nicole
Kidman nicht besser laufen: Ihr Terminkalender ist voll, die Rollenangebote
verlockend und ihre Schauspielkunst besser denn je. Ein Paradebeispiel
dafür ist Nicole Kidmans Rolle in "The Hours", die ihr neben einem Golden
Globe nun auch beste Chancen auf den Oscar bescherte.
Frage: Mrs. Kidman, wie bereitet man sich darauf vor, eine so komplexe Figur
wie Virginia Woolf zu spielen?
Nicole Kidman: Ich habe während der Drehzeit in einem kleinen Häuschen
gewohnt und dort sehr viel Zeit alleine verbracht. Ich habe gelesen und viel
geschrieben. Ich denke, das war genau die richtige Einstimmung für eine
derart literarische Rolle.
Frage: Der Film entstand zu einer Zeit, als es in Ihrem Leben sehr viele
Turbulenzen gab. War die Rolle eine Art Therapie?
Kidman: "The Hours" kam genau in dem Moment meines Lebens auf mich zu, in
dem ich offen und verletzbar genug war, diese Rolle auch wirklich spielen
zu können. Insofern hat alles im Leben eine positive Seite, denn nur
dadurch habe ich mich überhaupt näher mit den fantastischen Arbeiten
von Virginia Woolf beschäftigt.
Frage: Was genau fasziniert Sie an dieser Autorin?
Kidman: Ihr Intellekt und Ihre Tiefgründigkeit. Ich selbst hätte
mich niemals für diese Rolle besetzt. Als ich das Drehbuch las, dachte
ich eher an Laura Brown. Aber im Nachhinein war es die richtige Entscheidung.
Regisseur Stephen Daldry glaubte mehr an mich als ich selbst.
Frage: Wie lange haben Sie gebraucht, bis Sie von der Traurigkeit der Rolle
wieder ablassen konnten?
Kidman: So richtig wird man diese Erfahrung nie los. Irgendwie vermischt
sie sich mit deinen anderen Gefühlen und lebt so in dir weiter. Von
jeder Rolle, die ich bisher gespielt habe, bleibt ein Stück davon tief
in mir erhalten. Wie bei einem guten Buch, nachdem ich es gelesen habe.
Frage: Gibt es denn ein bestimmtes Buch, das Ihr Leben besonders geprägt
hat?
Kidman: In meiner Jugend habe ich "Krieg und Frieden" von Tolstoi gelesen.
Nach dieser Lektüre stand mein Entschluss fest, Schauspielerin zu werden.
Eigentlich hat die gesamte Literatur einen sehr großen Einfluss auf
mein Leben. Ich finde es schade, dass viele Menschen wenig oder gar nicht
lesen.
Frage: Filme über starke Frauen werden zurzeit von Kritikern hoch gelobt
und sind zudem kommerziell erfolgreich. Woher kommt diese plötzliche
Dominanz von Frauenfilmen?
Kidman: Von Dominanz kann man leider noch nicht sprechen. Höchstens
von Gleichberechtigung gegenüber den männlichen Schauspielern.
Aber wer weiß schon, wie lange dieser Trend anhalten wird. Zumindest
zeigen die Zuschauerzahlen von "Chicago" und "The Hours", dass durchaus Interesse
an solchen Filmen besteht.
Frage: Wer wird sich Ihrer Meinung nach "The Hours" ansehen?
Kidman: Speziell bei diesem Film kann man das nicht genau sagen. Generell
spiele ich in einem Film mit, weil ich eine bestimmte Geschichte vermitteln
möchte. Wer das dann schließlich wirklich sehen will, bleibt bis
zum Schluss die alles entscheidende Frage. Bisher sind die Reaktionen auf
"The Hours" auf breiter Ebene sehr positiv. Eigentlich sogar besser als ich
mir anfangs gedacht habe.
Frage: Vor einiger Zeit haben Sie gesagt, dass Sie sich gerne wieder verlieben
würden. Welche Kriterien müsste dieser Mann erfüllen?
Kidman: Wenn ich das nur wüsste! Sie machen mich mit Ihrer Frage ganz
verlegen. Jeder Mensch möchte sich doch gern Hals über Kopf verlieben!
Ich bin mir sicher, dass eines Tages auch mir der richtige Prinz über
den Weg laufen wird.
Frage: Stimmen die Gerüchte, dass Sie in Baz Luhrman's Filmepos "Alexander
der Große" mitwirken werden?
Kidman: Baz hat mich gefragt, und wenn er ruft, bin ich sofort zur Stelle.
Egal wie lange er mich braucht, für ihn mache ich alles. Er hat mich
gebeten, die Mutter von Alexander zu spielen. Also warten wir ab, ob es wirklich
dazu kommt.
zur Jump Cut Startseite |