Dankbare Frauen
Männer sind einfach strukturiert: Sie lieben Fußball, ihre
Plattensammlung und reißen Frauen auf. Auf jeden Fall die Männer
in den erfolgreich verfilmten Büchern des britischen Schriftstellers
Nick Hornby. Nach Fever Pitch und
High Fidelity schafft
es nun About a Boy oder: Der Tag der toten Ente in der Regie
der Brüder Chris und Paul Weitz (American Pie) auf die
Leinwand.
Die Story liest sich wie ein zynischer Tipp aus dem Herrenmagazin:
Will (Hugh Grant) lebt finanziell abgesichert in einem schicken Apartment
in London und entdeckt seine Vorliebe für allein erziehende Frauen.
Denn die sind dankbar für jede Zuwendung und beenden
Affären meist selbst. Also sucht der 38-jährige Frauenheld eine
Selbsthilfegruppe für Single-Mums und -Dads auf. Da er nicht nur ohne
Beruf, sondern auch ohne Kind dasteht, erfindet er einen Sohn, der bei ihm
lebt, und eine Frau, die ihn verlassen hat. Fertig ist die selbst gestrickte
Biographie, und die Frauen akzeptieren sie.
Was wie ein Herrenwitz klingt, entpuppt sich als eine der tiefsinnigsten
Komödien dieses Sommers. In dieser Geschichte hat niemand Sex
mit einem Apfelkuchen, stellt der Schauspieler Hugh Grant (Vier
Hochzeiten und ein Todesfall, Notting Hill) in Anspielung
auf Geschmacklosigkeiten in der amerikanischen Teenager-Komödie
American Pie klar. Aber immerhin erschlägt der 12-jährige
Marcus (Nicholas Hoult) bei einem Picknick der Selbsthilfegruppe eine Ente
mit dem Vollkornbrot seiner Mutter Fiona (Toni Colette). Diese kocht vegetarisch
und leidet an Depressionen, die in einem Selbstmordversuch gipfeln. Schlechte
Zeiten brechen für Will an, dessen Leben sich fortan fern geregelter
Bahnen bewegt. Statt zu shoppen, Fernsehen zu gucken und in teuren Restaurants
zu speisen, schlägt er sich mit dem aufdringlichen Jungen herum. Marcus
findet schnell heraus, dass Will kein Kind hat und setzt ihn mit der angedrohten
Enthüllung unter Druck. Als Will sich ernsthaft in eine Single-Mutter
verliebt, braucht er Marcus Hilfe.
Wie aus der Ein-Mann-Show des sarkastischen Trendsetters Will eine
Ensemble-Stück wird, schildern Buch und Film höchst unterhaltsam,
ohne die widerspenstigen Akteure - allen voran Hugh Grant, gefolgt von Toni
Colette (Muriels Hochzeit), Rachel Weisz (Die Mumie)
und den in seinem Debüt brillierenden Nicholas Hoult - an eine heile
Welt zu verraten. Das Glück liegt nicht in der Paarbeziehung, sondern
in der Gemeinschaft. So fortschrittlich klingt selten ein saukomischer Film
aus, der belegt, dass Männer nicht so einfach strukturiert sind, wie
man zu Beginn annahm.
Dazu: Interview mit Hugh
Grant
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