Schwerpunkt Asien: Wellen - Alai Payuthey (Regie: Mani Ratnam, Indien 2000)

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Wellen - Alai Payuthey (Regie: Mani Ratnam, Indien 2000)

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Wellen - Alai Payuthey (Regie: Mani Ratnam, Indien 2000)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Es ist, nach einem Song & Dance-Vorspiel, ein erster Blick, auf den sich Karthik und Sakhti ineinander verlieben, ein Blick von Zugtür zu Zugtür. Er lässt nicht locker, sie ist nicht abgeneigt, als Annäherung, Zug um Zug, mit retardierenden Momenten, schildert Ratnam die Geschichte ihrer Liebe. Diese Liebe auf den ersten Blick ist Klischee und bietet doch, sofort, gesellschaftlichen Zündstoff. Die Eltern der Frau hatten andere Pläne; als sie den Vater des Mannes kennenlernen, verrechnen sie seine Unfreundlichkeit mit der höheren sozialen Stellung, es kommt zum Eklat, der Segen zur Ehe bleibt aus.

Nicht aber die Ehe, die wird, mit Freunden, im Tempel geschlossen, ohne Wissen der Eltern. Als die davon erfahren, kommt es zum Bruch, die beiden ziehen zusammen, in Madras. Er gründet mit seinen Freunden eine Firma, sie arbeitet als Ärztin. Den Honeymoon feiern Kamera, Schnitt, Musik im neuen Heim, vor unverputzten Wänden. Szenen einer Ehe folgen, Streit im Alltag, Eifersucht, Kontrapunkte zu den Momenten des Überschwangs: Karthik, der Sakhti über Stock und Stein folgte, aufs Land, nachdem sie nein gesagt hat. Die heimliche Hochzeit, fröhliche Subversion in einer ritualversessenen Gesellschaft. Ein ausgehaltener, nicht enden wollender, den Rahmen gebender Moment strukturiert die Narration des Films. Shakti - heute, heißt es wiederholt - will seine Frau vom Bahnhof abholen, sie kommt nie an. Mehrmals arretiert Ratnam diese Heute, entfärbt es, stellt es still und schiebt es, schwarz umrahmt, in den Hintergrund, blendet zurück. Der Film kulminiert im Heute, führt die bedrohlichen Andeutungen zusammen zur Krise, die zum Höhe- und Endpunkt wird.

Das alles geht ab nicht ohne Sentiment, oder eher: große Gefühle. Sentimental nämlich ist das eigentlich nicht. Die Zuspitzungen sind stets Verdeutlichungen, hoch emotionale Formulierungen von Dilemmata, die im Realen wurzeln. Nach dem Überschwang des Beginnens steuert Alai Payuthey auf die Beschreibung einer emanzipierten Ehe zu, mit allen Problemen, die nicht ausbleiben können, wenn man von den traditionellen Bindungen, aus denen man sich gewaltsam gelöst hat, längst nicht frei ist. Die Komik, in Bollywood oft ins Drastische übersteigert, ist hier zu Humor gemildert; alle Forcierungen, auch die zum melodramatischen Ende, bleiben gedeckt durchs Thema, das Ratnam hier in vollendet gelungener Individualisierung verhandelt. Eine Liebesgeschichte, in den Alltag hineingemalt, mit den Mitteln des indischen Unterhaltungskinos, in denen Ratnam aber Wahrheiten entdeckt, gegen deren Dramatisierungen keine Sekunde lang etwas einzuwenden ist.

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