Schwerpunkt Japan: Junji Sakamoto: Bokunchi - My House (Japan 2002)

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Junji Sakamoto: Bokunchi - My House (Japan 2002)

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Junji Sakamoto: Bokunchi - My House (Japan 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer


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Ein heruntergewirtschaftetes Dorf auf einer gottverlassenen Insel. Zwei Jungs, allein, die wir kennenlernen, als ihre Mutter nach Jahren zurückkehrt, mit dabei eine junge Frau, die sie den Kindern als Schwester vorstellt. Rekonfiguration einer dysfunktionalen Familie, die ganze Wahrheit ist es nicht und die Mutter verschwindet sogleich wieder. Das Setting erinnert an die Kindheitsfilme von Hou Hsiao-hsien, der Ton aber so wenig wie der Blick auf diese Welt. Sakamoto nämlich nimmt das Dorf, die Kinder, die anderen Bewohner immer nur zum Anlass: statt subtilen Humors gibt es schräge Scherze und statt auf die distanzierte Beobachtung von Gefühlen setzt er auf Kindergesichter in Großaufnahme, Klaviergeklimper im Hintergrund.

Das Episodische seines Erzählens ist nicht Verzicht auf Dramaturgie, sondern dient der Reihung von voneinander abgekoppelten Szenen, denen Skurrilität abgepresst wird. Skurril auch das Personal, das durchs Bild läuft, mehr nicht. Eine alte irre Lady mit einer Menge Katzen, bei deren Beerdigung aus dem Nichts eine Unzahl Kinder und Schwiegerkinder auftauchen und tanzen. Typisch wieder der Blick auf den Tanz: keinerlei Interesse am Ritual in seiner Seltsamkeit, nur an der Seltsamkeit, als die es dargestellt wird. Dann eine junge Frau vor dem chinesischen Restaurant, stumm, immerzu ihr Haar bearbeitend. Ein Mann mit seinen Kindern, erbärmlich in einem von einer Plastikplane notdürftig gedeckten Gewächshaus lebend, wird nur gebraucht, um für die eine oder andere Pointe ausgenutzt zu werden. Drangeklatscht ein Schmetterling: das Schöne im Ärmlichen, von einem Klischee fällt der Film ins andere.

Erzählen will Bokunchi eigentlich von Beziehungen: Zwischen Itta, dem größeren Jungen, und dem Kleinkriminellen, dem er sich andient. Zwischen Nita und seiner Schwester, die ihr Geld im Bordell verdient hat und wieder verdient. Und zwischen Mutter und Tochter, die am Ende zueinander finden, indem sie die beiden Jungs aufgeben. Das alles bleibt bloße Behauptung, weil der Film selbst beziehungsunfähig ist. Er giert nach Pointen und verschenkt an sie seine Figuren. Alle Gefühle sind so aus zweiter Hand, abgepresst der abgedroschenen filmsprachlichen Grammatik, dem abgeschmacktesten Zueinander von Bild und Ton. Sakamoto strebt, scheint es, nach dem Bittersüßen der Filme Kaurismäkis, ohne im mindesten zu verstehen, dass die Poesie und die Pointen sich aus der Liebe und der Genauigkeit ergeben, mit denen Kaurismäki die Menschen beobachtet und ihre Welt. In Bokunchi regiert von Anfang an die Drolligkeit. Das ist ein Problem der Form im engsten Sinne. Die Bilder, die Gefühle, die Figuren, alles ist hier falsch.

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