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Der Schneider von Panama
Irland/GB 2000
Regie: John Boorman
Mit Pierce Brosnan, Geoffrey Rush, Jamie Lee Curtis
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KRITIK
Britischer Geheimagent, geschmackvoll gekleidet, selbstsicher und
ironisch, charmanter Schwarm aller Frauen, gespielt von Pierce Brosnan. Doch
diesmal heißt der Mann nicht Bond, James Bond, sondern Andrew Osnard,
Spion seiner Majestät in Panama City und ein ziemlich mieser Kerl. Der
Frau mit dem entstellten Gesicht würde er problemlos befehlen, beim
Sex ihr vernarbtes Gesicht von ihm abzuwenden. Seinen Informanten Harry Pendel
(Geoffrey Rush) lässt er ins offene Messer laufen, nachdem er sich seine
Freundschaft erschlichen hat. Mit dem ihm anvertrauten Geld macht Osnard
sich davon. Vorher hätte er noch gerne mit Pendels Frau (Jamie Lee Curtis)
geschlafen, aber man kann nicht alles
haben.
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Dieser Osnard ist ein süffisant gespielter Anti-Bond, so wie
John Boormans "Der Schneider von Panama" ein Anti-Agentenfilm ist. In einer
Zeit, in der die ehemals klaren Strukturen der Weltpolitik verschwommen sind,
gerät das alte Fädenziehen langsam zur Farce. Ausgerechnet ein
Schneider, eben jener Edel-Einkleider Harry Pendel, wird zu deren
Ausgangspunkt.
Pendel strickt sich, angestachelt von Osnard, haarsträubende
Lügen über angebliche Revolutionen zurecht. Für ein paar
euphorische Tage darf der kleine Mann sich wie ein großer Spion
fühlen, dem die Mächtigen der Welt lauschen. Zu spät merkt
Schneider Pendel, dass Osnard ihm die Fäden längst aus der Hand
genommen hat. Denn heute erscheint ein Agent nicht, wenn es brennt, er legt
das Feuer gleich selbst. Mit erlogenen Berichten über große
Umwälzungen in Panama treibt Osnard geschickt die Ruhmesgier in die
Augen seiner Vorgesetzten und die Kriegslust in die Hinterzimmer amerikanischer
Machtpolitik. Schnell kriechen die Falken aus ihren Verstecken, in denen
sie jahrelang den großen Taten früherer Zeiten nachgeweint haben.
Spätestens hier legt Boormans Film alle Thriller-Ambitionen ab und steigert
sich zur grandiosen Groteske.
Selbst die Wehmut über verlorene Ideale und die Tragik begangenen
Unrechts in dem kleinen, strategisch wichtigen Kanalland bekommen einen
ironischen Beigeschmack. Boorman sieht Panama City als "Casablanca ohne Helden".
Eine Schmiergeld-Übergabe auf dem nebligen Rollfeld des Flughafens ist
weder Beginn noch Ende einer wunderbaren Freundschaft. Denn Gefühle
lohnen längst nicht mehr. Je mehr Bindungen einen Menschen fesseln,
desto wehrloser ist er Attacken ausgeliefert. Wer sich frei von Verantwortung,
Gewissen und Verpflichtung bewegen kann, steigt als Sieger empor, nicht ohne
den am Boden Liegenden noch einen letzten Fußtritt verpasst zu haben.
Folgerichtig gehen nur Osnard, ein bestechlicher Botschafter und ein intriganter
Journalist als Gewinner aus dem Getümmel
hervor.
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Boorman zeichnet bis in diese Nebenrollen hinein stimmige,
klischeefreie Charaktere. Das gilt auch für die große Garde der
Verlierer: Der sentimentale Pendel geht unter, und mit ihm seine hilflose
Frau und sein Jugendfreund Mickie, der wahrhaftig und ungelogen von einem
neuen Panama geträumt hatte. Osnard dagegen wirft seine Geliebte fort
wie ein abgetragenes Kleidungsstück, lässt alle Verbündeten
im Regen stehen und verwirklicht abseits aller Ideologien und Gefühle
sich selbst und seinen Traum vom großen Geld. Es herrscht New Economy,
die romantische Zeit der ehrbaren Helden ist endgültig vorbei. Spiel's
nie wieder, Sam.
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