|
. |
|
Gegen jede Regel
USA 2000
Regie: Boaz Yakin
Mit Denzel Washington, Will Patton
|
|
. |
. . .
.
|
. |
|
. |
. |
...... |
KRITIK
Produzent Jerry Bruckheimer dürfte vielen durch seine extrem
erfolgreichen Explosionsarien wie "Armageddon", "The Rock",oder "Con Air"
bekannt sein. Aber Jerry Bruckheimer hat auch mit spannenden Regisseuren
wie Michael Mann oder Paul Schrader zu Beginn deren Karriere zusammengearbeitet.
Und auch jetzt vertraut er wieder einem vielversprechenden Talent. Die Rede
ist von Boaz Yakin, der mit seinem grossartigen Indiefilm "Fresh" für
Furore gesorgt hat. Den unaufgeregten Blick, den "Fresh" auszeichnete, findet
man auch in "Gegen jede Regel"
wieder.
. |
...... |
. |
.
Die Geschichte spielt im Jahr 1971 in Alexandria, Virginia. Es ist
eine unruhige Zeit. Vietnamkrieg, Bürgerkriegsähnliche Zustände
an den Unis und inmitten all dem, die Rassendiskriminierung. Es kommt vermehrt
zur Zwangsintegration. "Busing" wird zum geflügelten Wort und meint
das abtransportieren ganzer Wagenladungen schwarzer Schüler in gemischte
Schulen in weissen Wohngebieten. Es liegt auf der Hand, dass dieses Vorgehen
auf den geballten Unmut grosser Teile der tonangebenden weissen Schicht
stösst. In Alexandria geht man einen Schritt weiter. Die aus einer weissen
und einer schwarzen Schule neu hervorgegangene T.C. Williams High wird Schauplatz
einer besonderen Demonstration "toleranter" Politik. Mit Herman Boone (Denzel
Washington) soll ein Schwarzer die Footballmannschaft zu Siegen führen.
Der bisherige weisse Erfolgstrainer William Yoast (Will Patton) wird zum
Assistenztrainer degradiert. Unter vorgehaltener Hand wird jedoch deutlich
gemacht, dass man Boone noch nicht einmal zutraut das Trainingslager zu
überleben, geschweige denn die Exotentruppe (alle anderen Teams der
Liga bestehen ausschliesslich aus weissen Spielern) zu Siegen zu führen.
Von Anfang an macht Drehbuchautor Gregory Allen Howard (übrigens
ein Schwarzer) klar, dass es ihm nicht um ein schwarzweisses Zerrbild geht.
Am deutlichsten wird das bei Boone selbst, der als siegesbesessener Diktator
ohne Feingefühl gezeigt wird. Das beseitigt das lauernde Klischee des
bemitleidenswerten Schwarzen und es ist Denzel Washingtons Darstellung zu
verdanken, dass trotzdem Identifikation möglich ist. Erst später,
mit Yoast`s Hilfe, wird Boone seine Schwächen erkennen. Interessant
ist an der Geschichte, dass es sich um eine wahre Begebenheit handelt, die
nicht etwa nur kolportiert wurde, sondern die realen Personen (Boone und
Yoast) in die Entstehung miteinbezog. Selbstverständlich hilft diese
Tatsache dem Film glaubwürdig zu erscheinen und ebenso
selbstverständlich muss man bei dem Ruf nach Authentizität vorsichtig
sein. Die Schüler/Spieler beispielsweise mussten auf ein dramatisierbares
Mass zurechtgeschrumpft werden und viele Einzelheiten werden einer
Realitätsprüfung nicht standhalten. Dennoch oder gerade deswegen
schafft es der Film, durch seine Konzentration auf einige wenige Figuren,
gruppendynamische Prozesse packend darzustellen, ohne in eine Versuchsanordnung
abzugleiten. Sicher ein Verdienst der konservativen, jedoch sehr
einfühlsamen Regie und der ausgezeichneten Darsteller. In anderen
Händen hätten die Figuren leicht zu Stereotypen verkommen können.
. |
. |
Ein Problem für europäische Zuschauer könnte
die für Amerikaner selbstverständliche Metapher sein, bei der Sport
für gesellschaftliche Probleme oder den Reifeprozess eines Menschen
herhalten muss. Das empfinden wir oft als unzulässig, manchmal sogar
als naiv und kindisch. Wir vergessen dabei jedoch, das die Amerikaner, durch
ihre Historie bedingt, diese Mythenbildung brauchen. Das schafft Identität
und schweisst zusammen.
So betrachtet löst "Gegen jede Regel" diese Aufgabe spielend.
Intelligente Unterhaltung für ein grosses
Publikum.
.
|
. |
Suche und Bestellung von Büchern,
Videos, DVDs, CDs. Partner von Jump Cut.
Suchbegriff (Titel, Regisseur, Autor etc.) ins Formularfeld
eingeben.
|