Ridley Scott: Hannibal (USA 2001)

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Hannibal

USA 2001
Regie: Ridley Scott
Mit Anthony Hopkins, Julianne Moore, Gary Oldman


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Hannibal

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KRITIK

Thomas Harris ist ein Autor, der unter Einsatz grober Klischees arbeitet, es nie bei Andeutungen belassen kann, alles ausbuchstabiert. Ridley Scott ist ihm da durchaus kongenial: ein Regisseur, der den unseligen Drang hat, alles zu bebildern, was sich nur bebildern lässt: nicht nur das an der Handlung, was vielleicht im dezenten visuellen Understatement zu besserer Wirkung käme, sondern auch gleich Rückblenden und Visionen mit dazu. All seine Bilder sollen, darüber hinaus, Eindruck machen, wollen grandios sein, wollen überwältigen. Welch ein Glück, dass man für Hannibal auch gleich noch den pompösesten aller Hollywood-Komponisten engagiert hat, Hans Zimmer, ohne den aber ohnehin keine Großproduktion mehr auskommt.
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Unter diesen Voraussetzungen ist es klar, dass die Subtilität Hannibal Lecters nur eine behauptete sein kann, ein schlechter, in erlesene und edel ausgeleuchtete florentinische Dekors platzierter Witz. Sie wird vom Buchstäblichkeitssinn der Figur sogleich konterkariert, der - als Bruder im Geiste seiner Erschaffer - sein Opfer in sklavischer Nachahmung des historischen Vorbilds hinrichtet. Die nach außen purzelnden Eingeweide sind eine passende Metapher für den Film, der auch nichts für sich behalten kann, der jeder seiner Figuren sogleich auf die Stirn schreibt, was von ihr zu halten ist, ja sogar: was mit ihr geschehen wird.

Nachdem aber die Plot-Maschinerie von Hannibal auf denkbar plumpe und zähe Weise einmal in Gang gekommen ist, nach Art eines sich selbst verleugnenden B-Movie-Plots, der vergeblich versucht, sich psychologisch zu plausibilisieren, nachdem das Gefecht endlich eröffnet ist zwischen Clarice und Hannibal, entfaltet der Film seine Reize. Die liegen weniger im Katz- und Maus-Spiel zwischen den beiden (dazu kommt noch, etwas überflüssigerweise, Mason Verger), sondern ganz in der - auf einen bewundernden Gegner in narzisstischer Fixierung angewiesenen - Hannibal-Figur selbst, die hier als Mythos recht gründlich demontiert wird; durch Auftritte im Pyjama, durch die albernen (aber immer wieder ganz lustigen) "okey-dokeys" und "ta-tas", die Anthony Hopkins maliziös zu setzen weiß.
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Am Ende dann, in hier nun wirklich grandiosen Anordnungen, kommt der Film - in aller Brutalität - zu Szenen, die es in sich haben. Die Geschichte läuft hinaus auf ein so bestialisches wie komisches Abendmahl, bei dem Hass und Liebe ohne weitere Sublimierungen auf den Tisch kommen. Die Dreierkonstellation, in der der Reiz des ganzen liegt, wird hier unvermischt präsentiert: Hannibal, der am gemeinsamen Objekt des Hasses seine auf etwas verschobene Weise zum Ausdruck kommende Liebe zu Clarice demonstriert. Clarice, die ihren Hannibal nun fast offen bewundern darf, sich zuletzt auf ein reizendes Sado-Maso-Fesselungs-Spielchen einlässt und der es gelingt, ihn sich, der zu mehr als einem schüchternen Kuss auf direktem Wege nicht imstande ist, ein Unterpfand der Liebe selbst entreißen zu lassen.
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