Jakob ist unterwegs, der Vorspann, wir erfahren: zurück nach
Frankfurt, genauer, und das ist nicht unwichtig, in einen Vorort. Von dort
war er davon, nach Berlin zum Vater, nach dem Tod der Mutter, mehr an Hintergrund
gibt es nicht. Jetzt besucht er die Schwester, die schwanger ist, einen Sohn
hat und einen Freund, mit dem sie in heftigen Streit gerät, sobald er
auftaucht. Was Jakob hier will, weiß er nicht, in die USA, sagt er,
aber erst mal holt er den Sohn seiner Schwester bei den Pfadfindern ab, zu
denen er auch einst gehörte. Er trifft dort Helmut wieder, ein Stück
Vergangenheit, sie können sich nicht ausstehen. Aber im
Pfadfinder-Singekreis steht ihm Wanda direkt gegenüber, das Au-Pair
aus Polen, er kippt um, das kommt vom Hunger, bei Wandas Gastfamilie bekommt
er Spaghetti, die Frau, verbiestert, wenn nicht bösartig, war seine
Lehrerin, die Schule hat er geschmissen, mit seiner Flucht. In diesen gar
nicht groben Zügen skizziert der Film die Situation, die Figuren, zwischen
denen Jakob sich bewegen wird, ohne je recht zu wissen, was er will.
Jakob wird nicht erklärt, das ist die entschiedene Stärke
des Films. Er scheint auch sich selbst unerklärlich, hat keine Lust
und ist nicht in der Lage, irgendwo ganz hineinzupassen, ist ein wenig ein
Verwandter von Paul in Ulrich Köhlers konsequenterem Film
"Bungalow": auch einer, der nicht
weiß wohin. Auf Jakob aber wartet eine Erlösung, die Liebesgeschichte
mit Wanda biegt das ganze hinein in die Formen des Genres, aus denen "Herz
im Kopf" letztlich nicht hinauswill. Das machen Michael Gutmann und
Drehbuch-Koautor Hans-Christian Schmid nicht schlecht, mit ein bisschen viel
suggestivem Musikeinsatz vielleicht. Ein wenig zu schnell auch wird immer
wieder komödiantisch oder sentimental abgerundet, was zu schroff aus
dem Plot herausragt, die Verweigerung, der Trotz werden am Ende dann doch
immer eingefangen ins Porträt dieser dennoch, wie gesagt, nie mit
psychologischen Explikationen belasteten Figur, mit der ihre Erfinder im
Grunde Gutes im Sinn haben.
Das soll nur heißen: Der Rahmen bleibt eng gesteckt, inhaltlich
wie auch ästhetisch (man möchte sagen: Schmid war da auf seine
unaufdringliche Art schon sehr viel weiter, mit
"23", aber auch mit
"Crazy"), innerhalb dieser sehr bewusst
gewählten Grenzen aber ist das oft mit Liebe pointilliert. Das Hin und
Her zwischen Jakob und Wanda ist so genau beobachtet wie das Verhältnis
zur Schwester, für die, im auf den zweiten Blick ebenfalls romantischen
Subplot, gleichfalls, und zwar aus eher unvermuteter Ecke, Hoffnung auftaucht.
Kaum etwas wird hier auf komische Pointen hin erzählt, die ergeben sich
nebenbei, nie auf Kosten der Figur. Ein netter Film, der hie und da eine
Ahnung davon vermittelt, dass er ein bisschen mehr als eine gut beobachtete
Liebesgeschichte hätte werden können.
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