Scherpunkt Asien: Park Chan-wook: Joint Security Area (Südkorea 2001)

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Park Chan-wook: Joint Security Area (Südkorea 2001)

 

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Park Chan-wook: Joint Security Area (Südkorea 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer

[Image]
zum Südkorea-Schwerpunkt

zum Eintrag im Kleinen Lexikon asiatischer Regisseure

Joint Security Area ist ein Film über die Grenze und ihre reductio ad absurdum. Der Schauplatz ist eine Zone, ein genau definiertes Gebiet, in dem Nord- und Südkorea nicht nur aneinander stoßen, sondern auch durch nicht mehr als eine Linie getrennt sind, die die Grenze ist. Norden und Süden stehen sich unmittelbar gegenüber, verkörpert wird die Feindschaft, die herrscht, durch die Grenzposten beider Seiten. Bedroht wird die Eindeutigkeit der Grenze durch die Unmittelbarkeit des Aufeinandertreffens, durch das schiere Nichts, das hier als Demarkation dient. Täglich muss diese Linie neu produziert werden, durch diese Konfrontation, die Markierung der Differenz. Um nichts anderes als die Verwirrung dieser Differenz - und ihre blutigen Folgen - geht es dem Film.

Ein kleiner Trupp südkoreanischer Soldaten gerät, unvermerkt, auf nordkoreanisches Gelände. Beim ungeordneten Rückzug bleibt einer von ihnen, Lee Soo-hyeok, zurück, hängt, in eine Sprengfalle geraten, zwischen Leben und Tod. Zwei nordkoreanische Soldaten, Oh Kyeong-pil und Jeong Woo-jin, finden ihn, retten ihm das Leben und lassen ihn ziehen. Die drei, zu denen ein vierter kommt, ein Freund Lees, platziert der Film als Grenzposten auf die zwei Seiten der "Brücke ohne Wiederkehr", legendärer Ort des Gefangenenaustauschs am Ende des Koreakriegs. Und genau hier wird die Grenze an der Freundschaft der vier Soldaten zu nichts, wenn auch nur für nächtliche Momente der Suspension der geltenden Regeln.

Formal ist JSA ein Krimi, eine blutige Tat muss aufgeklärt werden. Der Täter ist bekannt, seine Beweggründe sind es nicht, so wenig wie der Hergang. Es gibt zwei konfligierende Versionen, beiden gibt der Film, in Anlehnung an Rashomon, in Rückblenden Gestalt. Keine davon entspricht der Wahrheit. Diese herauszufinden, kommt eine neutrale Ermittlerin ins Spiel, die UN-Juristin Sophie Jang. Sie ist Schweizer Staatsbürgerin koreanischer Abstammung und darf als neutraler und allseits ungeliebter Shifter zwischen beiden Lagern hin- und herpendeln. Was sie bei ihrer beinahe fanatischen Suche findet, ist die Wahrheit, aber helfen wird sie am Ende niemandem. Jang scheitert, bei besten Absichten und allem Scharfsinn, auf ganzer Linie.

Regisseur Park Chan-wook erzählt die Geschichte in Rückblenden, die das Unglück und seine Tragik nach und nach aufhellen. Er findet eine überzeugende Balance zwischen dem Kammerspiel der Freundschaft zwischen vier Männern und den aufwendigen Explosionen der Gewalt, unterstützt von den Bildern seines Kameramanns Kim Sung-bok, die oftmals beeindruckend sind, sich aber kaum einmal im bloßen Schauwert verlieren. Gerade die Erzählstruktur verhindert im übrigen jede Sentimentalität - nicht nur weil sie die tatsächlichen Vorgänge eine ganze Weile unklar lässt, sondern weil der Grundton der anrührenden Geschichte einer Freundschaft zwischen Feinden durch die Kenntnis des tragischen Endes von Beginn an einer der Melancholie ist. Das größte Meisterstück, die Zusammenfassung des ganzen Films, gelingt Park im freeze frame des Schlussbilds (siehe oben), das die Protagonisten im Moment glücklicher Annäherung dies- und jenseits der für alle anderen unbemerkt ironisierten Grenzlinie versammelt. Soviel utopische Hoffnung immerhin gestattet er sich und seiner Geschichte.

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