Scherpunkt Asien: Fruit Chan: Made in Hongkong (Hongkong1997)

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Made in Hongkong

Regie: Fruit Chan (*1959)

Fruit ChanFruit Chan wurde in China geboren, als er zehn war, emigrierte seine Familie nach Hongkong. Er studierte am Hong Kong Film Center und arbeitete als Regieassistent unter anderem bei Filmen von Jackie Chan. 1991 drehte er sein Debüt Finale in Blood, das einige gute Kritiken erhielt, an der Kasse aber unterging. Mit eigenem Geld (und dem von Freunden; insgesamt 80.000$) finanzierte er dann Made in Hongkong: der Film wurde ein Festivalerfolg, Chan gilt inzwischen als wichtigste Stimme des Independent-Films in Hongkong.

Ebenfalls besprochen: Durian Durian (2000)

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Fruit Chan: Made in Hongkong (Hongkong1997)
Kritik von Ekkehard Knörer

zum Schwerpunkt Hongkong

Fruit Chan macht in "Made in Hongkong" den hier seltsam verzeihlichen Fehler, seinen Film mit allem vollzustopfen, was er an Plot-Ideen und Motiven immer schon mal loswerden wollte. So legt er über die Geschichte einer aufkeimenden Liebe erstens melodramatisch den Schatten einer tödlichen Krankheit, die die Geliebte umzubringen droht, koppelt diesen Plot zweitens genretechnisch mit dem Rückgriff auf den Hongkongkino-Mainstream, indem er das Triaden- und Profikillermilieu ins Spiel bringt und stellt einen Teenager-Selbstmord, der für alle Beteiligten zur Obsession wird, in den Hintergrund. Dazu gibt es noch das Buddy-Movie um den Helden Autumn Moon und seinen geistig behinderten Schutzbefohlenen Sylvester und jede Menge Anspielungen auf Hollywood; den größeren Rahmen bieten, zusatzproblematisch, Familienkonstellationen, der Verlust von Vätern und Müttern.

Diese Anhäufung disparater Momente hat mit der Entstehungsgeschichte des Films zu tun. Er ist nämlich, buchstäblich, dem kommerziellen System der Filmindustrie von Hongkong abgetrotzt, als dessen Zulieferer Fruit Chan - etwa bei Filmen mit Jackie Chan - lange Jahre tätig war. Zu den mythischen Erzählungen filmischen Neuanfangs (von der "Nouvelle Vage" bis zum "Neuen deutschen Film") gehört die vom Zelluloid-Material, das man zur Independent-Umnutzung von Großproduktionen wegstibitzt : so lief das auch hier (unter anderem als Geschenk von Superstar Andy Lau), denn nach Chans an den Kassen gefloptem Depüt "Finale in Blood" wollte ihm keiner mehr Geld anvertrauen. "Made in Hongkong" ist mit geringstem finanziellen Aufwand hergestellt, ausnahmslos mit Laien gedreht, selbst produziert und dadurch beinahe ein Unikum in der Filmgeschichte von Hongkong. Chan muss die Angst im Nacken gesessen haben, vielleicht nie wieder einen Film machen zu können, also hat er alles, was er hatte, in diesen einen gesteckt (die Geschichte verlief dann freilich anders: "Made in Hongkong" wurde mit Preisen überhäuft, Fruit Chan hat seither vier weitere Filme gedreht).

Obwohl sich die vielen Stränge des Films nicht wirklich zu einem kompakten Ganzen verbinden, obwohl jeder einzelne der Stränge ein bisschen genauere Ausarbeitung und Vertiefung gut vertragen hätte, obwohl "Made in Hongkong" in der formalen Umsetzung immer wieder ins Stolpern gerät, hält ihn doch etwas zusammen: der entschiedene Wille seines Machers, keine Rücksichten zu nehmen, seine Geschichte mit aller Konsequenz, mal pathetisch, mal poetisch, aber immer mit kompromisslosem Ernst, gegen die sogar noch aufgerufenen Konventionen des Actionkinos anzuerzählen. Die Verwirrungen, die er dabei stiftet, sind, will einem scheinen, teils dem formalen Einfallsreichtum (sehr ungewöhnliche Blickwinkel, Zeitsprünge, Tempowechsel), teils auch der handwerklichen Unbeholfenheit (Anschlussfehler, seltsame Schnitte, schlechte Beleuchtung, schlechter Ton) verdankt, für den Endeffekt ist es fast egal. Gerade weil er über Stock und Stein geht, Umwege macht und sich Abschweifungen erlaubt, nimmt der Film mit. Seine oftmals quasi-dokumentarischen Bilder aus den Straßen Hongkongs, aus den Hochhaussiedlungen, in die die Bewohner der Stadt gepfercht sind, hat man zuvor noch nicht gesehen. Und aller Überfrachtung zum Trotz gelingt Fruit Chan ein überzeugendes, bitteres, dramatisches Ende, das allem Kitsch (durchaus mit viel Pathos) die Tür vor der Nase zuknallt.

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