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Pollock
USA 2000
Regie: Ed Harris
Mit Ed Harris, Marcia Gay Harden
Offizielle
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Eine Kritik von Carsten Zorn
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KRITIK
I.
Also gut: der Maler Jackson Pollock mag ja tatsächlich sehr
unglücklich gewesen sein, Potenzprobleme gehabt haben, Alkoholiker gewesen
sein, ohne seine Frau wäre ihm vielleicht tatsächlich nichts gelungen,
im Hause Pollock mag wirklich viel geschrien worden sein... am Ende ist
vielleicht sogar: aber auch wirklich alles "genauso gewesen", wie "Pollock"
es uns zeigt. Warum aber zeigt er uns das überhaupt? Hat man es hier
nicht einfach mit zwei persönlichen Schicksalen zu tun, die man auch
getrost auf sich beruhen lassen könnte? Überhaupt: Welche Gründe
dürfen eigentlich als gute Gründe dafür durchgehen, sogenannte
"Künstler-Biographien" zu verfilmen? Die Mühe, über diese
Frage nachzudenken, kann man sich angesichts von "Pollock" allerdings sparen.
Die Motive, die Ed Harris - Autor, Regisseur und Hauptdarsteller von "Pollock"
- dazu bewogen haben, diesen Film über Leben und Sterben Jackson Pollocks
zu machen, waren ganz sicher keine guten. Dieser Film entstand, ganz
unübersehbar, aus "niederen Beweggründen". Er ist ein typisches
Produkt amerikanisch-protestantischer Lustfeindlichkeit, die irgendwie (auf
jeden Fall aber: schlecht) damit umzugehen versucht, daß sie zugleich
bewundert, was sie bekämpft: Sie bestraft dann halt in der Regel
perfiderweise auch noch die Bewunderten dafür, daß sie einen dazu
zwingen, sie zu bewundern. "Pollock" ist zwar auch einfach ziemlich dumm.
Vor allem aber ist er darum auch noch irgendwie richtig infam.
II.
Aber selbst das bliebe, wie der ganze Film, noch ohne jeden Belang,
wenn "Pollock" dann nicht auch noch für zwei Oscars nominiert worden
wäre: Ed Harris (als Jackson Pollock) in der Kategorie "Bester
Hauptdarsteller" und Marcia Gay Harden (als Pollocks Ehefrau Lee Krasner)
als "Beste Nebendarstellerin". Dem Amerika des Jahres 2001 gefällt dieser
Film offenbar und das verschafft ihm, wenigstens "politik-soziologisch",
eine gewisse Bedeutsamkeit, einen gewissen seismographischen Wert - wie
Nominierungen für den "Academy Award" ihn ja immer und überhaupt
besitzen. Und so gesehen wird dann vor allem eine Frage einer genaueren
Betrachtung wert: Welch grauslige Dumm- und Wirrheiten ist man heute eigentlich
offenbar bereit, in Kauf zu nehmen, um einen Künstler "für sich"
vereinnahmen zu können? Beziehungsweise, bezogen auf diesen Fall: Welchen
Quatsch ist man bereit zu glauben, wenn nur: dadurch Pollocks Erneuerung
der Malerei als eine aus dem Geiste (bzw. der "Natur") AMERIKAS glaubhaft
wird?
III.
Die vielleicht berühmteste Äußerung Pollocks (seine
Kunst betreffend) stammt aus einem Dialog (wahrscheinlich mit einem befreundeten
Maler). Zu einer Anekdote geworden, geistert dieser Dialog jedenfalls seither
durch die Literatur über Pollock - und der Film nun führt ihn erneut
auf. Diesmal als Auseinandersetzung Pollocks mit seiner künftigen Ehefrau
Lee Krasner. Sie fragt ihn, was er denn da eigentlich male und hält
ihm vor, auch die Abstraktion müsse ihren Ausgang doch von der Anschauung
der Natur nehmen, auch sie könne sich nicht völlig von der Natur
lösen. Pollock entgegnet: "I am nature." Den Gedanken daran, daß
damit vielleicht (auch) einfach gemeint gewesen sein könnte, daß
er (Pollock) in seiner Malerei von seiner SUBJEKTIVEN Natur abstrahiere (oder:
daß er seine subjektive Perspektive/seinen subjektiven Ausdruck damit
eben kurzerhand zu einer/m ebenso natürlichen erklärte wie jede/n
andere/n) (im Sinne jedenfalls von: "Auch ich bin Natur! Und alles, was ich
tue, darum auch!"; einer ironischen Verdrehung der an ihn herangetragenen
Ansprüche also), läßt der Film erst gar nicht aufkommen.
Stattdessen wird an dieser Stelle die Zwanghaftigkeit und Gewaltsamkeit
vielleicht am deutlichsten spürbar, mit der "Pollock" alles an Pollocks
Kunst und Leben auf eindimensionale Lehren heruntertransformiert. Die schillernde
Vieldeutigkeit dieser Aussage muß einfach zugunsten einer eindeutigen
("interessierten") Auslegung verdrängt werden: Wovon Pollock abstrahierte,
was in seiner Malerei Ausdruck fand, das war, so hämmert jedes Bild
des Films es einem ein, eben: "DIE", also eigentlich "die AMERIKANISCHE Natur"!
(Was kann es für Amerikaner mit "gesunden moralischen Empfindungen"
auch "Natürlicheres" geben als eben dies: ihre gesunden amerikanischen
Empfindungen?). "Pollock" zeigt Pollock darum durchgehend als Cowboy (immer
in Jeans und T-Shirt), als Underdog, als Rabauken, als "tough guy" und
Draufgänger, als Tier - immer mit dem "richtigen Instinkt" ausgestattet
jedenfalls (was vor allem heißt: wenn er zuviel nachdenkt, ist er nicht
mehr so gut!). Jackson Pollock, das bedeutet Prärie, vor- oder
außer-zivilisatorische, willkürliche, reine Kraft, unbändige,
männliche Cowboy-Energie, die niemand zu kanalisieren verstand, der
niemand eine angemessene Form zu geben vermochte (nicht mal Pollock selbst)
(bzw. er schon sowieso gar nicht) (bzw. eben nur punktuell, in einigen seiner
Werke), und der nie jemand ihre eigentliche Bedeutung abzulesen verstand
- bis nun Ed Harris kam, zu verkünden, was die Existenz (und die Kunst)
Pollocks uns lehren.
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IV.
Und wenn man dann in die Einzelheiten dessen geht, was uns das Beispiel
Pollocks, nach Harris, lehrt, wird es eben richtig infam - weil "Pollock"
Pollocks Biographie unter anderem wie den noch fehlenden, schlagenden Beleg
für eine der ältesten Legenden der amerikanischen Konservativen
erscheinen läßt: für die Legende, daß es einen ganz
einfachen Grund dafür gibt, daß in den USA nicht alles so wunderbar
ist, nicht alles zum Besten steht und nicht alles so klappt, wie es einem
so wunderbaren Land eigentlich zu Gesicht stünde. Für die Legende
nämlich, daß daran allein die "moralische Unzuverlässigkeit"
seiner "großen Männern" schuld sei - und in Sonderheit die nicht
immer ganz vorbildliche Erfüllung des Kanons der "family values", wie
man sie immer wieder in den Reihen der Repräsentanten und
Entscheidungsträger in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Kunst und
Entertainment auszumachen meint. Bei den "Vorbildern der Jugend und der ganzen
Nation" also. Weil es in Wahrheit aber natürlich allein der Neid auf
das ausschweifende Leben ist (das "diese Burschen", in der Phantasie der
Konservativen, so führen; und das jene Konservativen sich versagen),
der sie (die amerikanischen Konservativen) diese Leute so unerbittlich verfolgen
läßt, kann man unter diesen verkorksten Konservativen mit Sicherheit
zugleich auch immer diejenigen finden, die von den Herausragendsten unter
den amerikanischen "Zwie-Lichtigen" am stärksten fasziniert sind - von
den windigen und hemdsärmeligen Frauenhelden, den rauhbeinigen Cowboys,
den Draufgängern und den Underdogs, die es in Amerika dennoch "zu etwas
gebracht haben" (weshalb man sie außerdem: auch immer mal wieder als
Zeugen für die Großartigkeit dieses Landes braucht - "Jeder kann
es hier schaffen!" -, obwohl sie einem ansonsten gar nicht in den Kram passen).
Oder wie es die verantwortliche Filmgesellschaft (Sony) auf ihrer
Homepage zu
"Pollock" formuliert:
"The tragic figure we see in Ed Harris' masterful portrait is,
paradoxically, the classic culture hero of postwar America. Brash (mein
Wörterbuch gibt dazu "auffällig, dreist, unverschämt, frech"
an), uncompromising, masking sensitivity with aggression, Pollock has been
likened to James Dean and Marlon Brando."
Nur daß Ed Harris die "paradoxen" (richtiger allerdings wohl:
bigotten) Strukturen des amerikanischen Heldenkultes eben gerade n i c h
t offenlegt (m.a.W.: und gerade d a s z.B. hätte ein Film am Beispiel
Pollocks ja hervorragend leisten können), sondern vielmehr absegnet;
ja letztlich sogar für die Propaganda-Abteilung des konservativen Glaubens
an die einfache Lösung arbeitet: mehr (konventionelle, "politisch korrekte")
Moral (und in diesem Fall vor allem: kein Alkohol) - und die amerikanischen
Helden, und mit ihnen die USA, wären makellos.
V.
Dabei kann es zunächst scheinen, als schlage "Pollock" sich auf
die andere Seite. Zeigt er doch gleich in einer der ersten Einstellungen,
wie treffend sarkastisch und witzig der betrunkene Pollock sein konnte. Daß
er Probleme hatte mit der ihn umgebenden Gesellschaft (und dem Kunstbetrieb),
das macht ihn zunächst einmal sympathisch; ja es scheint gar keine
Alternative dazu zu geben. Sehr schnell zeigt sich dann aber, daß der
Film, von einem schlechten (konservativen) Gewissen gesteuert, die ganze
Verletzlichkeit Pollocks, seine Aggressivität, Kompromißloslosigkeit
und Widerständigkeit dann eben doch als bloß bemitleidenswerte
Folgen persönlicher Probleme erweisen muß. Irgendwie ist das alles
doch völlig unnötig, Jackson! Vor allem, nachdem Du Lee Krasner
getroffen hattest! Irgendwie abgefahren, der Typ!, das will der Film gerade
noch zugestehen. Spätestens am Ende aber soll man denken: Aber so
möchte ich dann doch nie werden! Und: Gottseidank bin ich nicht so!
So zeigt Harris Pollock, wie er auf einer Neujahrsgesellschaft bei Peggy
Guggenheim ziemlich angetrunken in deren Kamin uriniert. Das wirkt nur für
den Bruchteil einer Sekunde provokativ, bleibt dafür danach dann aber
umso länger als peinliches Bild angestrengten Auffallen-Wollens, als
Symbol für den verzweifelten Wunsch nach Aufmerksamkeit, als Emblem
für Verzweiflung und Hilflosigkeit haften. Und genau so sieht es eben
aus, wenn die konservative amerikanische Seele versucht, die Faszination
durch ihre ungeliebten Helden zu domestizieren: Man muß sie sich
häßlich erscheinen lassen, um der Faszination nicht gänzlich
zu erliegen. Und ihre Fehler immer gleich pädagogisch auschlachten und
zur Abschreckung einsetzen. Vorgezeichnet wurde dieser
küchen-psychologische Weg, den "Pollock" hier im Umgang mit Kunst und
Künstlern einschlägt (und der ihn so kompatibel macht mit dem,
wie so viele Amerikaner nun mal offenbar die Welt sehen), freilich wohl bereits
von der Biographie, auf der dieser Film basiert. Die Autoren von "Jackson
Pollock: An American Saga" (1989), Steven Naifeh und Gregory White Smith,
zeichnen ansonsten verantwortlich für Psycho-Ratgeber und -Thriller
mit so aufschlußreichen Titeln wie: "Why Can´t Man Open Up?:
Overcoming Men´s Fear of Intimacy", "Making Miracles Happen" (über
Wunderheiler), "How to Make Love to a Woman", "A Stranger in the Family:
A True Story of Murder, Madness and Unconditional Love" usw. usf.
VI.
Noch ein etwas anders gelagertes Beispiel. Der Film läuft schon
ziemlich lange; was die Stationen der Karriere von Jackson Pollock anbelangt,
so befindet der plot sich noch vor dem großen Durchbruch Pollocks -
der für ihn bekanntlich mit seinen heute weltberühmten Drip-Bildern
kam. Da sieht man auf der Leinwand, wie Jackson Pollock seinen Pinsel in
eine Farbdose tunkt. Er arbeitet zu diesem Zeitpunkt schon fast die ganze
Nacht. Darum wohl mangelt es ihm dann auch erheblich an Aufmerksamkeit, als
er den Pinsel, um weiterzumalen, wieder in Richtung Leinwand (diesmal die
im Film) führt. Und darum tropft, ja läuft dann, auf dem Weg, den
der Pinsel bis zur Leinwand zurückzulegen hat, einiges an Farbe über
den Boden. Und darum wohl auch, schon irgendwie folgerichtig also (zumindest
für Amerikaner offenbar), schreien dann, einige Sekunden später
(für mein Gefühl ja schon etwas spät), in dem Kino in New
York, in dem ich "Pollock" sehe, ziemlich viele Leute (mit ziemlich langer
Leitung) auf: "Now he´s got it!!" Und noch einmal einige Sekunden
später, als hätte er´s gehört, bemerkt dann auch der
Hampelmann auf der Leinwand, daß er gerade das weltberühmte
Drip-Painting erfunden hat. Er stutzt noch kurz, dann aber geht es auch gleich
los: Innerhalb kürzester Frist beherrscht er in vollendeter Manier die
weltberühmte "Drip"-Technik - und macht sich daran, mit neu erwachter
Kraft, und noch in derselben Nacht, die ersten seiner, wie gesagt, heute
weltberühmten Drip-Bilder zu drippen. Das ist so unheimlich bescheuert,
daß man nun vielleicht meinen könnte, das sei doch eigentlich
auch schon wieder lustig. Und vielleicht ist es das auch (man kann
schließlich irgendwann auch tatsächlich nur noch hysterisch kichern).
Vielleicht wird dieser Film tatsächlich mal richtigen Trash-Kult-Wert
haben, vielleicht wird man ihn, irgendwann, in fernen Zeiten, ja sogar mal
richtig "campy" finden können - oder wie immer das dann heißen
wird. Es hängt bei diesem Film jedenfalls, soll das heißen, so
ziemlich alles von der Rezeption ab. Darum aber kann man das Ganze (jedenfalls,
wenn man erlebt, daß das Publikum so dämlich reagiert wie in New
York) dann eben auch nicht (mehr/noch nicht?) so richtig lustig - sondern
kann es bisweilen nur noch geradezu erschreckend finden.
VII.
Was immer Ed Harris sich bei seiner Version vom "Wie-das-Drip-
Painting-in-die-Welt-kam" auch immer gedacht haben mag, es war zwar zweifellos
auch fürchterlicher Dreck. Es war ihm vor allem aber offensichtlich:
eigentlich auch ganz wurscht. Interessiert hat Harris sich für Pollocks
Kunst eigentlich nur aus einem Grund: Weil sie so ungeheuer e r f o l g r
e i c h war! Und so will der Film dann auch nur zu einer einzigen Frage
eigentlich wirklich etwas beitragen: Worauf gründet sich Erfolg? (Und
was sind die Bedingungen seiner Dauer?) Nun ist dies ja eigentlich nicht
mal eine blöde Frage - fragt man etwa, wann was, und warum (zumal im
Kunstsystem), erfolgreich war, kann man ja, im Gegenteil, sogar zu Beobachtungen
gelangen, die sehr viel über den je gegebenen "Eigenzustand" der
Gesellschaft erzählen. Aber hier (also "im Gesellschaftlichen"
beispielsweise) sucht Harris gar nicht erst nach Antworten. Ja, er sucht
überhaupt nicht, muß gar nicht erst fragen. Er weiß ja
längst alles: Erfolg hängt allein von ganz persönlichen
Umständen ab; von - natürlich - der "persönlichen Einstellung";
davon, ob man an sich glaubt; ob man in geordneten Verhältnissen lebt;
davon, wieviel man trinkt und ob man jemand hat, der einem die Fingernägel
schneidet usw. (der Film bietet da jedenfalls wirklich grauenvolle Details).
Und obwohl zu dem von "Pollock" propagierten Erfolgsrezepts daneben auch
noch so etwas wie "Genie" (oder wenigstens "Talent") zählt (Lee Krasner
sagt es ungefähr zehnmal: "Jackson, you´re a great painter!"),
ist das nicht sein Punkt: Es nutzt halt alles nichts, wenn man nicht auch
noch eine Frau hat, die auf einen acht
gibt.
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VIII.
Und damit sind wir dann schließlich auch beim
Allerlächerlichsten und Allerarmseligsten an diesem Film angelangt.
Wie man bereits erwähnter Sony-Homepage entnehmen kann, hat eine eingehende
Analyse von Fotos durch den Costume-Designer von "Pollock" ergeben, daß
Lee Krasners Garderobe unmißverständlich darauf hinweist, daß
sie eine "Pre-Feminist" war. Das trifft sich gut. Denn sie scheint zugleich
auch noch die Anforderungen der ganz anderen, der konservativen Seite für
"respectful women" zu erfüllen. "Pollock" scheint vor allem ein Projekt
zu sein, das Lee Krasner endlich als ideelle amerikanische Gesamtfrau ins
ihr gebührende Recht setzen wollte. Ihr vor allem sollte wohl endlich
Gerechtigkeit widerfahren. Lauschen wir für einen Moment der nominierten
Schauspielerin (zitiert nach besagter Sony-Homepage), who "plays Lee Krasner,
Pollock's wife, whose efforts at promoting her husband's career often stymied
her own growth as an artist. "When she was first married, Lee's main concern
was pleasing Jackson," Harden explains. "She was the kind of woman who hung
her hat on another man's peg to find herself, in spite of how brilliant she
was in her own right." Harden describes the Pollock-Krasner marriage as
"wonderful, fabulous, and hideous." "They fed off each other in ways that
weren't always healthy," she says. "But, if they hadn't been together, Pollock
never would have become world famous and Lee wouldn't have pushed herself
to the artistic limits she did."
Wenn ich die Botschaft mal kurz übersetzen darf: Die Welt hat
die Kunst Pollocks einem bestimmten amerikanischen Ehefrauen-Typus zu verdanken;
klug und selbstbewußt, aber immer bereit, das alles für den Erfolg
des Mannes an ihrer Seite einzusetzen. Das Erfolgsrezept ist damit komplett;
es lautet: Cowboy plus Lady. Und so wünscht Amerika sich ja bekanntlich
auch seine Präsidentenehepaare (u.a.). Und das ist auch gut so. Das
ist jedenfalls, kurz gesagt, die ganze Botschaft von "Pollock". Dummerweise
ist es dann aber auch noch so, daß Lee Krasner in "Pollock" eigentlich,
für den europäischen Beobachter wenigstens, eher wie ein
fürchterlicher Hausdrachen erscheint - der das gemeinsame Domizil auf
Long Island in ein Zuchthaus für das Tier Jackson Pollock verwandelt
(und Pollocks Kunst eher wie der verzweifelte Versuch erscheint, Lees Regiment
für einige Momente zu entfliehen.) Aber das sehen Amerikaner eben anders.
IX.
Der Vorspann von "Pollock" setzt ein mit einem inmitten von
Blitzlichtgewitter und Fans verloren dreinblickenden Pollock. Später
sehen wir, daß dieser Blick zu Lee ging - und verstehen, daß
wir denken sollen, daß Pollock in diesem Moment, einmal, verstanden
hatte, daß er Lee einfach alles zu verdanken hat und ohne sie hilflos
wäre. Irgendwo ist das alles also schließlich auch noch so was
von rührend (und da kann einem ja immer schon leicht schlecht werden):
Wie sich Ed Harris (bzw. sein Film) bemüht, an das alles zu glauben,
was er so erzählt. Und wie er sich abmüht, zu zeigen, daß
er ja durchaus zuzugestehen bereit ist, daß es da auch dunkle Seiten
gab. Aber auch diese sind natürlich moralisch immer sicher verarbeitet:
Letztlich entgeht Pollock der gerechten Strafe dafür nicht, daß
er sich "die dunklen Seiten der amerikanischen Kultur" (reiche und berühmte
Männer verfallen reizvollen jungen Frauen: Clinton/Lewinsky, Kennedy/Monroe)
(plus: Undankbarkeit der tapferen, treuen Ehefrauen gegenüber) so
widerstandslos durchgehen ließ: Der Film zeigt Pollocks tödlichen
Autounfall als Strafe. Als Strafe dafür eben, daß er zuletzt seine
Frau verlassen und sich einer Jüngeren zugewandt hatte - und also nicht
der makellose amerikanische Held geworden ist, den Ed Harris gerne gezeigt
hätte. Und Pollock muß außerdem auch deshalb schon bestraft
werden, weil es doch so einfach ist einzusehen, wie man dieser Held werden
kann: Mit dem Trinken aufhören. Und der Angetrauten treu bleiben. Wie,
zum Beispiel, der aktuelle Präsident der Vereinigten Staaten, George
W. Bush.
X.
Das Jahr war gerade mal einen Monat alt ("Pollock" kam im Januar
2001 in die amerikanischen Kinos) als der Doppelsieger in den Kategorien
"Kino-Dummheit" und "Kino-Ärgernis" des Jahres also bereits feststand.
Zumindest dürfte es ausgesprochen schwer fallen, "Pollock" noch zu schlagen.
Geht es diesem Film doch zuallerletzt um Jackson Pollock. "Pollock" (der
Titel hätte halt ebensogut "Dean", "Brando" oder auch "Clinton" lauten
können, das alles ist eigentlich völlig wurscht) heißt dieser
Film eigentlich nur, weil Ed Harris vor knapp zehn Jahren leider zufällig
das Buch "Jackson Pollock: An American Saga" in die Hände bekam und
meinte, darin an einem prominenten Beispiel bestätigt zu finden, was
er meinte, schon immer so über Kunst, Amerika, die Gesellschaft, die
Welt (nichts ist hier eigentlich zu hoch gegriffen) gedacht zu haben. Dummerweise
ist dann allerdings auch noch geradewegs umgekehrt proportional konventionell
zur Komplexität dieses Themenspektrums ausgefallen, was der Film zu
all dem zu sagen hat. Ich könnte ewig so weitermachen. Das alles ist
so was von dämlich und armselig; also wirklich, meine
Güte...
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