John Frankenheimer: Ronin. USA 1998

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Ronin

USA 1998
Regie: John Frankenheimer
Mit Robert DeNiro, Jean Reno, Sean Bean, Stellan Skarsgaard, Katharina Witt


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Ronin.

Ronin

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...... John Frankenheimers neuer Film 'Ronin' beginnt auf Augenhöhe. Die Kamera folgt Jean Reno, Robert de Niro dicht, als Handkamera, konzentriert auf jede ihrer Bewegungen. Damit ist eine erste Zuschauerperspektive vorgegeben: nur unwesentlich über den Köpfen der Figuren, mitgefangen und mitgehangen in dem undurchsichtigen Spiel, das sich entfaltet.

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Nach den ersten zwanzig Minuten aber kommt eine erste große Totale aus jener göttlichen Sicht, die sich im Kino dem Hubschrauber verdankt. Wie ein Adler stößt die Kamera auf Nizza nieder - und es wird zwei weitere solche Zooms geben, vom Makrokosmos hinein einmal in die darauf bald unabsehbar labyrinthische Stadt Arles mit der antiken Arena; ein zweites Mal hinab in felsige Landschaft, in Verfolgung eines Autos.

Diese beiden Perspektiven sind nicht kompatibel und es ist bedauerlich, daß der Film letztlich für die göttliche optiert und damit eine bedrohte Ordnung wiederherstellt. Zunächst nämlich mag die Geschichte als deutlich postideologisches Arrangement erscheinen, Porträt einer Gruppe von Desperados, angeheuert von einem unsichtbaren Auftraggeber, gewissenlose Killer ohne politische Bindungen. Die Vergangenheit der fünf Männer, die den Auftrag haben, einem nur schemenhaft sichtbar werdenden Gegner einen Koffer zu entwinden, bleibt im Dunkeln. Stattdessen wird ein japanischer Mythos erzählt, der Mythos der Ronin, eine Geschichte von Samurais, deren Herr getötet worden ist, deren letztes Geschäft, zur Wiederherstellung der eigenen Ehre, die Rache ist. Darauf kann nur noch eines folgen: der rituelle Selbstmord. Am Ende des Films weiß man: dieser Mythos führt völlig in die Irre. Auf keine der Figuren paßt der Name, die Bezeichnung 'Ronin', jede der Figuren hat eine andere Motivation, diesen Auftrag anzunehmen, aber es ist nicht die eigene Ehre, die auf dem Spiel steht.
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Zu Beginn scheint der Film angelegt als eine Art bewußter Gegenentwurf zur Coolness der Tarantino- Schule. Wo Tarantino Wert legt auf satte Farben, auf ein Kino in Cinemascope (als Metapher genommen), setzt Frankenheimer auf zerknitterte Charaktere, auf schmutzige Bilder, aus denen alle Farbigkeit wie rausge- waschen wirkt (er hätte am liebsten in Schwarz-Weiß gedreht, sagt er im Interview). Großartig an den zudem grandios choreografierten Auto-Verfolgungsjagden sind die rauhen, brutalen Motorengeräusche, ist die baßlastige, sich aber nie vordrängende Musik. Dieser Film will schmutzig sein.

Umso bedauerlicher ist es dann, daß er, je länger er dauert, sich die Finger doch nicht dreckig machen will. Was als kaum entwirrbares Knäuel anfangs faszinierte, entfaltet sich zu einem immer eindeutigeren Polit-Thriller, der Gut und Böse fein säuberlich verteilt und am Ende den Sieg des Guten ins Werk setzt. Die größte Dummheit, die am Schluß kommt, nimmt dann fast nicht mehr wunder. Während den ganzen Film über der Erzähler unsichtbar neutral blieb, hören wir, die letzten Sätze des Films, die Stimme Jean Renos aus dem Off, die, als müsse es nun auch noch eine Botschaft geben, einige dämliche hemingway- artige Sätze spricht. Da hat David Mamet, der einmal mehr als Skriptdoktor tätig war, wirklich nicht aufgepaßt.
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