Dem Blick der Kamera auf die bewaldeten Berge zeigt sich die
Figuration einer Vagina als symbolisch lesbare Natur. Dies das Tal der
Ersatzmütter, abgeschieden, aus der genealogischen Ordnung ausgeschieden.
Eine Gemeinschaft der Frauen, die aber fürs Überleben dem Gott
der Gesellschaft, der sie nicht - und nur als im Auschluss eingeschlossene:
doch - angehören, sich zum Opfer anbieten. So schwankt der Status zwischen
Mensch und Tier, die Frau als Homo Sacer, der straffrei gevögelt, aber
doch nicht Element irgendeiner symbolischen Ordnung werden darf. Aus allen
genealogischen Folgen getilgt - und eben doch Frau, die das Begehren des
Mannes auf sich ziehen kann. Dies aber die einzige Macht, die nichts als
die Macht ist, das restlose Unglück für sich selbst
herbeizuführen. Indem das, was sie verliert, im besten, weil menschlichsten,
und damit schlimmsten Falle nur das sein kann, was sie nun auch noch liebt.
Auf den Übergang zwischen einer vermeintlich natürlichen und einer
symbolischen Ordnung konzentriert sich der Film und erweist die Regularien,
die ihn regeln als unauflösbar paradox. Das, was nur Natur sein muss,
die Ersatzfrau, ist das Supplement, ohne das die genealogische Folge abbricht
- jedenfalls an dem Punkt, an dem die Denaturalisierungsoperation der
Eheschließung den Sohn nicht produzieren will, der darum als
natürlicher supplementiert werden muss. Die natürliche Mutter wird
separiert, die Ehefrau lauscht dem Beischlaf. Die säuberlichen Scheidungen
aber, die die Ersatzmutter als lebende Tote integrieren wollen und zugleich
nicht, produzieren Gewalt, keineswegs nur symbolisch. In Akten der gewaltsamen
symbolischen Ausschließung und der körperlichen Bestrafung werden
die Linien gezogen, neu gezogen, im erneuten Ziehen produziert und reproduziert,
die die Reinheit der Abstammung wahren lassen.
Im Kwon-Taek erzählt davon analytisch wie eh und je. Das Melodram, das
in dieser Geschichte steckt, wird ganz Struktur der Beobachtung.
Übergangslos das Bild von den Beinen der Erhängten, nicht gemildert,
sondern verstärkt durch die emotionale Distanz, die Im Kwon-Taek wahrt,
im Verzicht auf Zurichtung durch Musik und übereifrige
Identifikationsangebote. Distanz heißt wiederum nicht Distanzierung
- auf jede aktive Geste dieser Art wird verzichtet. Die Kamera wie der Film
erfassen präzise, beziehen aber nicht Stellung. Nicht weil die Stellung
zum Geschehen nicht klar wäre und klar sein muss, sondern gerade, weil
sie es ist.
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