|
. |
|
Uneasy Rider
F 2000
Regie: Jean-Pierre Sinapi
Mit Denzel Washington, Will Patton
|
|
. |
. . .
.
|
. |
|
. |
. |
...... |
KRITIK
Filme über Behinderte sind heikel. Allzu leicht läuft ein
Regisseur Gefahr, sie mitleidigen Blickes zu betrachten, als arme Geschöpfe
mit schwerem Los, aber ohne Fehl und Tadel. In Jean-Pierre Sinapis Komödie
"Uneasy Rider" sind die Behinderten so normal verrückt wie jeder andere
auch. Sie haben charakterliche Schwächen und angenehme Seiten, Probleme
zu lieben und Probleme damit, nicht lieben zu können.
Die Hauptfigur des Films heißt René (Olivier Gourmet),
leidet an Muskelschwund und sitzt im Rollstuhl. René ist ein richtiges
Scheusal, terrorisiert im Behindertenheim an der französischen
Nationalstraße 7 Mitbewohner und Pflegepersonal. Keinen Augenblick
entschuldigt Sinapi Renés Gemeinheiten und Beleidigungen mit seiner
Behinderung. Er zeichnet einfach das Porträt eines verbitterten, einsamen
Mannes, der seine selbst errichteten Mauern erst überwindet, als er
sich der jungen Pflegerin Julie (Nadia Kaci)
anvertraut.
. |
...... |
. |
.
René gesteht ihr, dass er sich wie wahnsinnig nach Sex sehnt.
Nicht mit einer Behinderten, wie er betont, sondern "mit einer richtigen
Frau". Er fleht Julie an, für ihn eine Prostituierte zu besorgen. Gegen
den Widerstand der Heimleitung und ihrer Arbeitskollegen nimmt Julie all
ihren Mut zusammen und spricht die Hure Florèle (Nadine Marcovici)
an, die an der "Nationale 7" (Originaltitel) auf Kundschaft wartet. "Warum
gerade ich?", faucht Florèle zurück. "Weil Renés Rollstuhl
durch die Tür deines Wohnwagens passt", antwortet Julie.
So wunderbar undramatisch sind fast alle Dialoge in "Uneasy Rider".
Es geht Sinapi nicht um pädagogische Ratschläge und psychologische
Tiefenforschung. Sein René will nur Sex, Wärme und Zuneigung.
Dass er zufällig behindert ist, erschwert die Umstände, spielt
aber für das Gefühl an sich keine Rolle. So ist das mit dem Tabuthema
"Behinderte und Sex": Es sollte gar keines sein.
Denn Renés Ängste, Sorgen und Schwierigkeiten auf den
seltsamen Pfaden der Liebe finden sich ebenso bei den "Gesunden". Julie
fällt anfangs auf die klugen Reden des eitlen Psychologen Jacques (Julien
Boisselier) herein und gesteht sich erst spät ihre Zuneigung zum einfachen
Hausmeister Roland (Lionel Abelanski). Manchmal gewinnt man fast den Eindruck,
sie mache sich ihre Sache schwieriger als ihr Schützling
René.
. |
. |
Für ihn und die meisten anderen Figuren des Films gab
es ein reale Vorbilder. Vielleicht wirken sie deswegen so echt und wahrhaftig.
Der dokumentarische Stil Sinapis tut ein Übriges. Er hat komplett mit
einer digitalen Videokamera gedreht. Sein Film lief ursprünglich als
Beitrag der ARTE-Reihe "Digitale Blicke" und erinnert formal stark an "Blair
Witch Project" oder die Dogma-Filme.
Mit dem Zynismus eines Lars von Trier, der sich in seinem Dogma-Beitrag
"Idioten" ebenfalls dem Thema Behinderte zuwandte, hat "Uneasy Rider" allerdings
nichts gemein. Er steht zu seiner optimistischen, am Schluss beinahe zu
märchenhaften Grundstimmung. Die Erfüllung von Renés
großem Wunsch entfaltet eine befreiende Wirkung für das ganze
Heim. Seine Bewohner lernen, für ihre Träume einzustehen und sich
nicht stets den Erwartungen zu fügen. Auch diese Lehre kann für
Behinderte und "Normale" gleichermaßen
gelten.
.
|
. |
Suche und Bestellung von Büchern,
Videos, DVDs, CDs. Partner von Jump Cut.
Suchbegriff (Titel, Regisseur, Autor etc.) ins Formularfeld
eingeben.
|