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KRITIK
It´s Showtime
Spike Lee´s Produktionsfirma "Fourty acres and a mule" trägt
den Untertitel "By any means necessary". Obwohl man den Eindruck gewinnt,
dass Lee nicht immer seine reichhaltigen Filme unter Kontrolle hat, gelingt
es ihm doch, wie kaum einem anderen Mainstreamregisseur unserer Zeit, uns
daran zu erinnern, welche Kraft von Filmen ausgehen kann.
Darin unterscheidet sich auch nicht sein neuester Angriff, der im
Original "Bamboozled" heißt, was soviel meint wie "für dumm verkauft"
nachdem man anständig verwirrt wurde. Und natürlich geht es um
einen weiteren Versuch Afro-Amerikanische Wirklichkeit zu verstehen. Die
Wahl der Mittel läßt Bamboozled dabei als Lees unkommerziellsten
Film seit langem erscheinen. Eine beissende Satire, die alles und jeden
attackiert.
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Pierre Delacroix (Daman Wayans) ist Harvard Absolvent, schwarz, stocksteif
und Chefautor eines TV-Kabelsenders in New York. Nachdem die Einschaltquoten
fallen, bekommt er von seinem möchtegernschwarzen, permanent
Tarantino-YoMan-Slang-talkenden Vorgesetzten Dunwitty (grossartig: Michael
Rappaport), anständig Druck. Angepisst macht sich Delacroix daran, ein
absurdes Konzept mithilfe seiner Assistentin Sloan (Jada Pinkett-Smith)
zusammenzuschustern. Name der Show: "Mantan-The New Millenium Minstrel Show"
, in Anlehnung an die rassistischen Minstrel Shows, die es seit dem
19.Jahrhundert gibt (heute, so scheint Lee zu sagen, immer noch, jedoch in
anderem Gewand) und in denen kein Klischee ausgelassen wurde, um schwarze
als immer gut gelaunte tanzende Spassvögel mit einem immensen Appetit
und wenig Lust auf Arbeit zu diffamieren. Um dem ganzen die Krone aufzusetzen
wurden die Gesichter der Darsteller, unabhängig von deren Hautfarbe,
mit einer Korkpaste geschwärzt. Das "Blackface" war geboren. Das alles
ist kein schlechter Witz sondern bittere Wirklichkeit, an der Stars wie Judy
Garland, Shirley Temple uvm. teilhatten. Delacroix heuert als Stars der Show
zwei arbeitslose Strassenkünstler an und veranstaltet ein Casting, bei
dem die gesamte Afro-Amerikanische Popkultur durch den Kakao gezogen wird.
Sich sicher wähnend, dass die Show abgesetzt wird, und er selbst mit
einer saftigen Abfindung aus der Firma fliegt, geht man in die erste Runde.
Doch die kontroverse Show ist ein Hit, wird schnell zum Kult und es dauert
nicht lang, bis das Publikum selbst mit schwarz bemalten Gesichtern ihre
Stars "Sleep ´n Eat" und "Mantan" bejubelt. Je erfolgreicher die Show,
desto mehr wächst das Bewusstsein ihrer Protagonisten für ihre
Rolle, bis es vor laufender Kamera zum Eklat kommt, in dessen Folge "Mantan"
von einer rappenden Guerillabande entführt und schliesslich im Cyberspace
vor laufenden Webcams exekutiert wird.
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Der Film changiert dabei zwischen Mediensatire und
Auseinandersetzung mit Afro-Amerikanischer Gegenwartskultur, und ist gespickt
mit Zitaten, Hinweisen und Anspielungen, die für Nicht-Amerikaner schwer
bis gar nicht verständlich sind. Am stärksten ist Lees Film immer
dann, wenn er uns ikonographisch ins Bild setzt. Herausragend ist eine
schrecklich-traurige Sequenz, in der wir meisterhaft montierte Bilder alter
Minstrel Shows sehen und für einen Moment das Ausmass an seelischer
Verkrüppelung erahnen, das Rassismus verursacht und nicht selten zu
Selbsthass führt. Lee geht aber noch einen Schritt weiter und setzt
die Minstrel Shows in Bezug zum heutigen Hip-Hop und Gangsta-Rap.
Bedrückend die Szene, in der sich weisse Fans der Show mit
geschwärzten Gesichtern hysterisch als "Nigger" outen. Das führt
dann auf direktem Weg zu der Frage wodurch sich das Bedürfnis Weisser
speist, schwarz sein zu wollen. Im Film verkörpert diese Rolle Delacroix
Vorgesetzter Dunworthy, der allzu offensichtliche Parallelen zu Quentin Tarantino
aufweist, mit den Spike Lee eine öffentliche Fehde über den
inflationären Gebrauch des Wortes "Nigger" in dessen Filmen verbindet.
Dunworthy sagt an einer Stelle: "I have a black wife and two biracional kids.
Brother man - i´m blacker than you" . Man braucht nicht weit zu gehen
und landet dann auch in Deutschland beim kopieren schwarzer Streetculture,
angefangen bei den Doggypants bis hin zum peinlichen Wettbewerb mancher deutschen
Rapper möglichst viele Anglizismen in möglichst kompatiblem Gestus
in ihren Raps unterzubringen. "Nigger" zu sein ist eben kein
Bewußtseinszustand, den man von der Hautfarbe trennen kann. Spike Lees
Filme sind bei allen Unausgegorenheiten eben tatsächlich: "By any means
necessary".
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