Filmfestival Rotterdam 2002

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31st International Film Festival Rotterdam 2002
 
Bericht von Sebastian Selig

 
Hou Hsiao-hsien: Millennium Mambo
Millennium Mambo  
 
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Der Sturm, der uns zwischen den hohen Bankenburgen und Arthäusern beinahe zu Boden drückt, scheint perfekt zu diesem Festival zu passen, welches seit zweieinhalb Tagen bereits auf Hochtouren läuft. „What is Cinema?“ lautet in diesem Jahr das Festivalmotto und bezeichnenderweise bedeutet das in Rotterdam, die in den letzten Jahren so agile Music Clip-Kultur in den Fokus zu nehmen. Neben verschiedenen thematischen Zusammenstellungen gab es von Künstlern wie Spike Jonze oder Michel Gondry kleine Retrospektiven zu sehen, im nahen Architekturmuseum lief die begleitende Ausstellung „Clip City“. Hauptziel dieses Festivals scheint es zu sein, voller abenteuerlicher Begeisterung neue Strömungen zu erkunden und dabei aufregende Entdeckungen zu machen. Vor allem für das neue asiatische Kino hat man sich dabei in den letzten Jahren sehr stark gemacht und Künstler wie Kiyoshi Kurosawa (in diesem Jahr mit PULSE vertreten) oder Kinji Fukasaku (BATTLE ROYAL) für den Westen entdeckt. Hier wurde bereits vor zwei Jahren Takashi Miike (AUDITION) mit einer größeren Werkschau geehrt und auch in diesem Jahr war der Meister wieder himself vor Ort und brachte gleich vier neue Filme mit nach Rotterdam.

Ein anderer Schwerpunkt scheint klar auf dem gezielten Fördern neuer Talente zu liegen. Hierfür wurde vor allem der Hubert Bals Fund gegründet, der alleine in diesem Jahr 22 geförderte Filme, teilweise noch als Work in Progress-Versionen, zeigte.

Der dritte Schwerpunkt - und gerade das macht dieses Festival so sympathisch - verfolgt ganz klar das Ziel, das Publikum mit Filmen zu versorgen, die teilweise bereits im letzten Jahr auf anderen Festivals wie Cannes oder Venedig für Furore sorgten, beispielsweise den Venedig-Gewinner HUNDSTAGE, Kim Ku-duks meisterlichen ADRESS UNKNOWN oder sogar Lynchs MULHOLLAND DRIVE. Den Festivalmachern scheint es sehr viel wichtiger zu sein, einen interessanten Film im Programm zu haben als für irgendwelche Mainstreamstars den roten Teppich auszurollen, und das Publikum dankt es ihnen, überraschender Weise, mit großer Begeisterung. Schauspieler sieht man kaum, dafür bietet sich reichlich Gelegenheit, interessante Gespräche mit den Filmemachern zu führen. Nicht nur verfügt jedes der Festivalkinos über einen größeren Loungebereich, welcher reichlich Gelegenheit bietet, mit Leuten wie Mike Figgis (LEAVING LAS VEGAS), Takashi Miike, Peter Greenaway oder Ulrich Seidl (HUNDSTAGE) ins Gespräch zu kommen; die zahlreich anwesenden Regisseure stellen sich auch nach den Vorführungen meistens noch den Fragen des Publikums und ich bin wirklich noch auf keinem Festival gewesen, bei dem vom Publikum so intelligente Fragen gestellt wurden  - worauf sich anschließend viele interessante Diskussionen zwischen Publikum und Filmemachern ergeben haben. Überhaupt habe ich weder in Cannes, München oder Berlin jemals ein so interessiertes und offenes Publikum beobachten können. Dass hier ein anderer Geist weht, merkt man schon, wenn man im örtlichen Mediamarkt in die DVD-Abteilung schlendert und die vier am besten platzierten Neuheiten dort MAGNOLIA, AMORES PERROS (im übrigen ebenfalls eine Rotterdam Entdeckung), BAISE MOI und AUDITION sind. Klasse.

Zu den einzelnen Filmen, je zwei Tage auf einer Seite:

1. Tag

Michel Gondry, French New Wave, h'artCORE

2. Tag

Le Pornographe, From Hell, Spike Jonze, Time Code Remix

3. Tag

Hotel von Mike Figgis, Hundstage, Fat Girl, Avalon

4. Tag

Kiyoshi Kurosawa: Pulse, Kim Ki-duk mit Adress Unknown, Sex and Lucia und Ichi der Killer von Takashi Miike

5. Tag

Nochmal Takashi Miike

6. Tag

Banned Videos, Millenium Mambo von Hou Hsian-sien, Sonic Animation und ein weiteres Mal Takashi Miike

7. Tag

Music Videos von Spike Jonze und Mike Mills, Bully von Larry Clark

8. Tag

Claire Denis' Trouble Everyday

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