Oh Canada!
Hollywood gräbt das Kriegsbeil aus: erst Afghanistan, nun
Kanada! Jim Carrey ist schon fahnenflüchtig, und Tom Cruise will in
den Orbit. Lisa Snowdon hat dagegen Schwein gehabt, und während Hobbits
von Hamburger-Tüten grüßen, hat ein durchgeknallter Stadtrat
Neuseelands Hauptstadt Wellington in "Mittelerde" umgetauft.
Hollywood hat einen neuen Feind: nicht die Taliban und ihre
Spießgesellen, sondern Kanadas aufstrebende Entertainment-Industrie.
Deren Steueranreize locken immer mehr amerikanische TV- und Kinoproduktionen
nach Toronto und Vancouver. Gegenüber dem Vorjahr hat sich im Jahr 2000
die Zahl der in Kanada hergestellten Spielfilme von 18 auf 37 mehr als
verdoppelt. Gleichzeitig fiel in diesem Zeitraum die Zahl der in den USA
produzierten Filme von 122 auf 108.
Das ruft Hollywoods Lobbyisten auf den Plan. Schon wird von Staatswegen
ermittelt, gut 100Hollywood-Studios und -Produktionsfirmen wurden umfangreiche
Fragebögen zugestellt. Die Untersuchung soll beweisen, dass Kanada mit
unlauteren Subventionen operiert. Anschließend wird zurück
geschossen.
Jim Carrey will Amerikaner werden
Kanadas Wunderkind Jim Carrey (39) ist schon fahnenflüchtig:
Der in Ontario geborene Schauspieler möchte US-Amerikaner werden. Carrey,
dessen neuer Film "The Majestic" demnächst in die Kinos kommt, hat in
seiner neuen Heimat hoch fliegende Pläne: Er möchte Howard Hughes
verkörpern, eine der schillerndsten Figuren der US-Geschichte. Christopher
Nolan ("Memento") führt Regie und schreibt derzeit am Drehbuch.
Ausgangsbasis für das Großprojekt ist eine neue Hughes-Biografie
von Richard Hack, die erstmals auch private Briefe und Tagebucheinträge
des exzentrischen Milliardärs enthält.
Tom Cruise will auf die internationale Raumstation
Exzentrisch gibt sich zurzeit auch Tom "Ich liebe Nicole immer noch"
Cruise, dessen neuen Film "Vanilla Sky" niemand so recht begreifen will -
auch nicht Großkritiker, die den von Cameron Crowe gedrehten Streifen
gnadenlos verrissen haben. Für seine aufreizenden Oben-ohne-Fotos in
der Zeitschrift "Vanity Fair" macht Cruise unlängst eine Flasche Bier
verantwortlich, die ihm der Fotograf Herb Ritts zuvor verabreicht haben soll.
Im Gespräch mit Talkshow-Nudel Oprah Winfrey verriet der 39-Jährige
außerdem, dass er gerne als Weltraumtourist auf die internationale
Raumstation geschossen werden möchte. Mit der NASA habe er bereits
gesprochen. "Ich würde alles dafür tun", erklärte Cruise.
Vorher steht für den Schauspieler jedoch eine Expedition auf den Mount
Everest auf dem Programm. Ganz klar: Der Mann will offenbar bei seiner neuen
Freundin Eindruck schinden.
Beziehungen sind alles
Wie angelt man sich einen Regisseur? Jules Asner, Reporterin beim
Entertainment-Sender "E!", hat offenbar den Bogen raus: Sie ist mit Steven
Soderbergh liiert, dessen Komödie "Ocean's Eleven" zurzeit in den
amerikanischen Kinos läuft. Der Film ist ein Remake des
Frank-Sinatra-Klassikers "Frankie und seine Spießgesellen" und mit
zahlreichen Superstars besetzt - darunter auch George Clooney, Julia Roberts
und Brad Pitt. Bei so viel Prominenz mussten die Medien auf die sonst
üblichen Interviews verzichten, statt dessen gab's nur eine Pressekonferenz.
Nur für Jules Asner galten diese Restriktionen nicht: Sie durfte jeden
Star jeweils eine geschlagene Stunde lang einzeln sprechen.
George Clooneys Schwein ist wählerisch
George Clooneys Freundin Lisa Snowdon hat ein tierisches Rezept, um
Konkurrentinnen wie Renée Zellweger erfolgreich aus dem Feld zu schlagen:
Snowdon kommt gut mit Clooneys Hängebauchschwein Max zurecht. Der Eber
wurde einst von einer Frau kastriert, und ist seitdem in Fragen weiblicher
Gesellschaft äußerst wählerisch. Snowdon hat jedoch Schwein
gehabt: "Max hat gelernt, mir zu vertrauen."
Julia Roberts: Wer zu spät kommt...
Julia Roberts will zu ihrem Ex-Freund Benjamin Bratt zurück,
doch der 37-Jährige ist schon vergeben: Bratt liebt das Fotomodell Taliso
Soto. Die 34-Jährige aus Puerto Rico lernte den Schauspieler vor einem
halben Jahr in New York kennen und hat, im Gegensatz zu Roberts, keine Vorbehalte
gegen Familie, Heiraten und Kinderkriegen. Eine Partnerin fürs Leben
sucht auch Russell Crowe. Der Neuseeländer, dessen neuer Film "A Beautiful
Mind" ihm eine weitere Oscar-Nominierung bescheren dürfte, will nach
seinen zahlreichen Affären (u.a. mit mit Meg Ryan und Courtney Love)
endlich häuslich werden.
Tolkien-Fans gehen auf die Barrikaden
"Der Herr der Ringe" dürfte "Harry Potter" nicht nur an der Kinokasse
schlagen. Auch die Merchandising-Front ist hart umkämpft - zum Missfallen
zahlreicher Tokien-Jünger, die Mittelerde schon in Trümmern liegen
sehen, seit Hobbits unter anderem von Pommes-Tüten grüßen.
Mehr als 40 Produkte mit Motiven aus dem dreiteiligen Film wurden inzwischen
lizensiert, vom Videospiel bis zu den obligatorischen Sammelkarten.
Für viele eingefleischte Tolkien-Kenner ist der kommerzielle
Trubel beinahe ein Fall von Gotteslästerung. Sie sehen ihre Werte in
Gefahr. Könnte ja sein, dass man Frodo Beutlin bald nur noch als den
Typen aus der Burger-King-Reklame kennt. Doch selbst die Fan-Elite ist gegen
den Angriff der Vermarkter nicht vollends gefeit und kauft für 17 Dollar
offizielle Replikate des goldenen Rings - Elbeninschrift inklusive.
Wellington heißt jetzt Mittelerde
Der weltweit gleichzeitige Kinostart des ersten Teils der "Ringe"-Trilogie
am 19.Dezember sorgt offenbar dafür, dass viele den Verstand verlieren.
Vollends aus dem Häuschen ist man in Neuseeland, dem Drehort der
Tolkien-Verfilmung: Neuseelands Hauptstadt Wellington wurde vom Stadtrat
per Dekret in "Mittelerde" umbenannt, die Tageszeitung "Evening Post" erschien
als "Middle Earth Post". "Diese bedeutdende Geste läutet eine wichtige
und aufregende Woche ein", jubelte Kerry Prendergast, Wellingtons
Bürgermeister. Hollywood an Wellington: Es ist doch nur ein Film!
Rico
Pfirstinger
copyright Rico Pfirstinger 2001
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