Kriegsgewinnler
Wirtschaftskrise, Krieg und Terror haben Hollywood ein wunderbares
Jahr 2001 beschert: die Traumfabrik hat an den US-Kinokassen über acht
Milliarden Dollar eingespielt. Außerdem: Wie man mit der Ermordung
von Bill Gates den großen Reibach macht und wie sich uralte Gerüchte
auch im Neuen Jahr versilbern lassen.
Trotz Bomben auf Afghanistan klingeln in Nordamerika die Kinokassen:
2001 war ein Rekordjahr für die Branche - auch und gerade nach dem Terror
vom 11. September. Dank "Harry Potter" (bisher $286 Mio.) und "Der Herr der
Ringe" ($156 Mio. in zwölf Tagen) wurde im letzten Jahr die
Acht-Milliarden-Marke in den USA und Kanada geknackt. Hollywoods
Erbsenzähler sind entzückt.
Millionenschwerer Kinderkram
Mitverantwortlich für den Erfolg waren die liebevoll gemachten
Kinderfilme "Shrek" ($268 Mio.) und "Die Monster AG" ($236 Mio., D-Start
am 31.1.02). Doch auch der Cop-Klamauk "Rush Hour 2" (7.2.02) mit Jackie
Chan erwies sich als besonders schlagkräftig und spülte gut 226
Millionen Dollar in die Kassen. Dahinter folgten "Die Mumie kehrt zurück"
($202 Mio.), "Pearl Harbor" ($198,5 Mio.), "Jurassic Park 3" ($181 Mio.)
und das Remake "Planet der Affen" mit knapp 180 Millionen Dollar. Von Anspruch
und - mit Ausnahme von "Shrek" - ernsthaften Oscar-Kandidaten also keine
Spur. Anthony Hopkins sorgte als verliebter Serienkiller "Hannibal" immerhin
dafür, dass auch ein Film fürs "reife" Publikum (ab 17 Jahren)
mit gut 165 Millionen Dollar zu den Top-Verdienern zählte.
Edelkitsch vs. Zauberlehrling
Peter Jacksons meisterhafter Edelkitsch "Der Herr der Ringe" könnte
den Zauberlehrling "Harry Potter" im Ergebnis sogar übertreffen: Weltweit
betrachtet hat die Tolkien-Adaption nach nur 12 Tagen in den Kinos bereits
mehr als 310 Millionen Dollar eingespielt. Dabei ist der Streifen in einigen
Regionen noch nicht angelaufen. "Repeat Business" heißt in den USA
das Zauberwort, das für Mega-Erfolge steht: gemeint sind die besonders
treuen Fans, die einen Film nicht einmal, sondern mehrmals sehen wollen.
Bei "Titanic" waren es schmachtende Girls, bei "Herr der Ringe" sind's die
Jungs: ältere Schüler sowie junge Männer im Studentenalter
können nicht genug von Hobbits, Zauberern und Elben kriegen.
2002: mit Sequels wieder zum Erfolg
Dass auch das Jahr 2002 Rekorde purzeln lassen wird, gilt unter Insidern
bereits als ausgemacht. Die Studios sind mit kommerzieller Ware bestens
aufgestellt und gießen einfach alles noch mal auf: "Harry Potter 2",
"Der Herr der Ringe 2", "Star Wars: Episode 2", "Men in Black 2" sowie "X-Men
2" - und nicht zuletzt ein neuer "Spiderman" von Sam Raimi. Alles Markenartikel,
bloß keine Experimente! Science-Fiction, Fantasy und Comic-Helden sind
für ein Land im Kriegszustand todsicher ein Erfolgsrezept.
Auch Miramax will mit dem neu erwachten Hang zum Eskapismus bald den
großen Reibach machen: "Scary Movie 3 - Lord of the Brooms" wird im
nächsten Herbst nicht Horrorfilme parodieren, sondern mit "Star Wars",
"Harry Potter" und "Der Herr der Ringe" vorlieb nehmen.
Bill Gates ist tot
Bill Gates, der reichste Mann der Welt, wurde vor zwei Jahren auf
offener Straße umgebracht. Der Todesschütze soll ein Schwarzer
sein, Skeptiker aber wittern ein Komplott und forschen gegen alle
Widerstände selber nach. Die Pseudo-Dokumentation "Nothing So Strange"
von Brian Fleming ("Bat Boy: das Musical") ist schon jetzt die Attraktion
des Slamdance-Festivals in Utah, wo kleine Independent-Filme auf den großen
Durchbruch hoffen. Am 13. Januar hat der Streifen dort Premiere.
Eine Armada von auf "echt" getrimmten Websites dient als Begleitung
für den höchst umstrittenen Film, der wie das "Blair Witch Project"
vorgibt, eine reale Dokumentation zu sein. Unter
www.nothingsostrange.com
finden Verschwörungsfreaks die Links.
Bill Gates - der Lebende - hat von dem Projekt natürlich Wind
bekommen: "Dass ein Filmemacher etwas in dieser Richtung produziert, ist
sehr enttäuschend", ließ er verschnupft erklären. Das Publikum
ist vielleicht anderer Meinung.
Cruise/Kidman klatscht am besten
Tom Cruise und Nicole Kidman waren im letzten Jahr die Nummer eins
- wenn man die über sie geschriebenen Zeilen in den Klatschspalten
zusammenzählt. Fürs Neue Jahr ist die Journaille ebenfalls bestens
gerüstet: "Tom Cruise - the Sequel" lautet die Parole. Die gelben
Blätter spekulieren munter über eine Hochzeit mit
Filmpartnerin Penélope Cruz.
Nicole Kidman soll derweil mit Pop-Star Robbie Williams unter einer Decke
stecken und Julia Roberts bald den Kameramann Dan Moder ("Mexican") ehelichen.
Zu dumm, dass der zurzeit selbst noch unter der Haube ist. Vor Sommer ist
mit einer Scheidung nicht zu rechnen.
Sogar das klinisch saubere "Star Wars"-Pärchen Hayden Christensen
und Natalie Portman bleibt da nicht ungeschoren. Die britische Gazette "Sun"
griff unlängst uralte Gerüchte auf, nach denen sich die beiden
Teenager bei den Dreharbeiten in Australien auch persönlich ziemlich
nah gekommen sein sollen. Ganz klar: Die Story ist noch längst nicht
ausgestanden, spätestens vor dem Kinostart von "Episode 2" im Mai wird
alles noch mal aufgekocht. Remakes und Sequels sind eben in jeder Hinsicht
ein Erfolgsrezept.
Rico
Pfirstinger
copyright Rico Pfirstinger 2002
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