Theater Corner: lunatiks: livingROOMS (Privatwohnung, August 2004)

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Theater Corner
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lunatiks: livingROOMS (Privatwohnung, August 2004)

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lunatiks: livingROOMS (Privatwohnung, August 2004)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Da schnüren wir uns also Plastikbändchen ums Handgelenk, rote, blaue, grüne als wär’s ein Musikfestival und wir kämen nicht mehr rein ohne sie. Dabei kommen wir hier nicht mehr raus. Der rote Wohntyp: Flokati, der blaue: Stahlrohr. Ja weder noch, denke ich mir und nehme das rote. Wir sitzen im Wohnzimmer der Gastgeber: Theaterwissenschaftler, Journalisten, Freunde, dreißig Leute bestimmt, die Wohnung ist groß, aber Platz ist keiner. Dieser Abend wurde bei ebay ersteigert, zuhausetheater, livingrooms, die eigene Wohnung als Bühne. Mitten unter uns steht die Wohnungsberaterin Elli Kölmel und verteilt die Bändchen, die später dafür sorgen, zweimal jedenfalls, dass nicht alle dasselbe erleben. Dann aber der rasche Schnitt, Elli geht, verlässt die Wohnung, kehrt wieder und ist nun, neue Szene, bei sich zu Hause.

Im Handumdrehn hat die Fiktion die eigene Wohnung in die fremde verwandelt. Elli Kölmel als Nervenbündel, das Post-Its an sich selber schreibt: Musik aus, Musik wirklich aus. Die Geschichte kommt in Gang, als ein junger Mann auftaucht, Mücke von der GEZ. Er dringt in die fremde Wohnung ein, die unserer Gastgeber, die im Nu in die Elli Kölmels verwandelt ist. Dann, klapp, geht die Tür und wir sind auf dem Boulevard, was man daran sieht, dass immerzu die Türen gehen werden, hinter denen er sich versteckt oder sie verschwindet, um die Szene für ihn zu öffnen. Jetzt aber schließt sie erst mal zu, er ist gefangen. Wir sind auch gefangen mit den beiden und den Windungen, Wendungen, die die Fiktion nimmt, ins Langweilige und Outrierte und Gelungene. Der rote Faden ist die langsame, mal pathologisch, mal romantisch überzogene Annäherung der beiden. Über Post-Its.

Leider traut sich die Performance-Gruppe nicht, dabei zu bleiben. Aufgepeppt wird der Wohnungszweier durch Intermezzi mit Dritten, einem Pizza-Boten etwa (für die rote Gruppe, während für die blaue irgendwas mit Lärm stattfindet, hinter einer Tür). Schön ist der Umgang mit dem Publikum, das wahrgenommen wird, aber nicht einbezogen, mal als Komplize: verraten Sie mich nicht, mal als Rätsel: Wer sind Sie eigentlich? Was aus der Improvisation geboren scheint, macht Spaß. Brötchensex, ein Rasierertanz, Putzattacke. Reflexionsversuche senken das Niveau, wie es so oft passiert, wo sie ungelenk geraten. Schöner wäre es gewesen, die Macher hätten dieser Wohnungsgeschichte vertraut, dem Türenschlagen, der Albernheit, der Wohnungserkundung durch spielerisches Einander-Annähern und -Ausweichen der beiden.

Danach Büffett, Interviews mit den Zuschauern, rbb, Berlin 91,4, Deutschlandradio, von Enthusiasmus keine Spur. Am Wohnzimmertisch Gäste, Gastgeber, Darsteller, während das Fernsehen einpackt, die Post-Its entfernt werden. Die Wohnung, die Bühne war, ist wieder sie selbst.

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