Erst ist es, nachdem die Instrumente gestimmt sind, dunkel. Die
Instrumente: Links ein Inder, der allerhand mit Indien konnotierbare Dinge,
auf die man einschlagen kann, um sich versammelt. Rechts eine Cellistin,
die sich in der Behandlung ihres Werkzeugs mehr oder weniger im Rahmen des
Üblichen bewegt. Ost hier, West da, wir verstehen. Der Trommler setzt,
im Dunkeln noch, an zu wild und indisch anmutendem Lautgeschnalze. Dann,
mit einem grellen Schlag, das Licht. Die Bühne ist am hinteren Rand
schick unterteilt durch Fäden, die mit weißen Säckchen am
Boden beschwert sind, zu Kabinen oder Nischen, in denen teils die Sänger
stehen. Sie wechseln auch die Nischen, sie treten nach vorne und tanzen im
Raum.
Alle, die Tänzer, der Schlagzeuger, die Cellistin und später
auch der Inder, der dann indisch singen wird, tragen rote Leibchen und Hosen
mit dunkelroten Schürzen, sehr elegant designt. Wie überhaupt das
alles hier sehr elegant designt ist, die recht internationale Zusammensetzung
von Akram Khans Kompanie schon, wogegen man nichts sagen würde, wäre
das nicht so symptomatisch. Sie alle tanzen in Erfüllung von Erwartungen,
die zu haben die meisten wohl nicht lassen können an einen Inder, der
in zweiter Generation in London lebt und bei einem Exilguru den indischen
Tanz Kathak gelernt hat. Das passt wie die Faust aufs Auge des Betrachters,
der das dann am Ende umjubeln wird, Gott sei's geklagt.
Nicht dass hier mit Fäusten hantiert wird, denn durchweg geht's
erlesener zu, in den Bewegungen, die zum hübschen Schein und Miteinander
choreografiert sind vor dunkel glitzerndem esoterischem Hintergrund. "I will
tell a story", sagt Akram Khan, der sich lange zurück hält und
dann zum scheinbar improvisierten Dialog mit dem Schlagzeugmann einmal in
den Vordergrund und ans Mikrofon tritt, und er erzählt ein dämliche
Geschichte aus Indien, Himmel, Erde, Ethnoquatsch. Text von Hanif Kureishi
heißt es im Programmheft. Hum heißt Himmel und Ta heißt
Erde, Gegrummel, bedeutungsvoll und später eine tatsächlich noch
dämlichere Geschichte von Bäumen und Kindern, die zwei der
Tänzerinnen mit einem Bein in die Luft erzählen, nachdem sie zuvor
wie Affen über die Bühne gehüpft sind. Es soll wohl nicht
ohne Humor abgehen. Der Witz der Inszenierung und der Texte aber ist so
schwerfällig wie die ins Untiefe greifende und darin sehr anstrengende
Bemühung um Leichtigkeit des Ganzen.
Wo es hin will, wie es zusammenhängt anders als durch den Willen
zum Ethnoblödsinn und zur tänzerischen Virtuosität schöner
Körper, das bleibt von Herzen unklar. Imputiert nur ist eine Seele,
die man aus Indien reimportiert hat, wo Seele billig gefertigt wird, auch
wenn sie teuer aussieht. Im Publikum war auch Anna Huber. Ihre Kunst ist
das Gegenbild, wunderbar und richtig, zum herausgeputzt Falschen von Akram
Khan. |