Theater Corner: Walid Raad: My Neck is Thinner Than Your Hair (Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Juni 2004)

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Theater Corner
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Walid Raad: My Neck is Thinner Than Your Hair (Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Juni 2004)

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Walid Raad: My Neck is Thinner Than Your Hair (Haus der Kulturen der Welt, Berlin, Juni 2004)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Walid Raad, der Teil der Atlas Group ist oder sich wohl eher Atlas Group nennt - in welchem Falle die Atlas Group keine Group wäre, das haben Sie richtig erkannt -, zählt Autobomben. Im Libanon. Und er erzählt von den Autobomben. Zählt Tote. Nennt Namen. Zieht Verbindungslinien. Zeigt Fotos. Macht Filme. Manipuliert das Material. Diagramme, Gesichter, Bombengeschichten. Dreitausendnochwas Bomben, erzählt er.

In seiner Lecture Performance, Samstag Abend im Haus der Kulturen der Welt. Power Point Präsentation, ernste Miene, gelegentlich heftige Tempobeschleunigungen, er bremst sich, er bricht ab, er setzt neu an. Namen, Gesichter, Informationen, ein Overload. Nichts von dem, was wir recherchiert haben (wir, die Atlas Group, die es wohl nicht gibt), hat uns überrascht. Die Fakten, sagt er, sind bekannt. Bombengeschichten sind bekannte Geschichten, wir fördern nichts Neues zu Tage. Die Atlas Group recherchiert, rekonstruiert. Auf der Documenta 2002: Fotos von Motoren, die bei Autobombenattentaten durch die Luft geschleudert wurden und nun herumliegen, am Straßenrand. Daten, Fakten. Fake Fake Fake. Fake? Man weiß es nicht. Meine Mitarbeiter, sagt Walid Raad, er nennt Namen, hier rechts einer, hier links einer. Ein Aufsatz wird erwähnt, eine Zeitung, libanesisch, weiß der Teufel, ob irgend etwas davon existiert. Auf der Documenta 2002: Sonnenuntergänge. Eine Geheimdienstgeschichte. Keine Bomben, aber auch nicht wahr. Natürlich, die Bilder sind echt. (Oder?) Aber sonst wird einem was vom Pferd erzählt. Denkt man. Und dann zweifelt man. Wieviel Wahrheit ist im Fake? Und was sagt uns der Fake über die Wahrheit? Oder über die Politik? Oder über das Reden über Politik? Nahost-Verarschung.

Dann der Film. Man sieht die Straße, in der die Autobombe detonierte (eine von tausenden; alle sollen recherchiert werden. Sagt Walid Raad.), man sieht Leichen, Fotos, den Fotografen. Auch die Geschichte des Fotografen wird erzählt. Alles wird erzählt, nichts wird ausgelassen. Aber was sagt es uns. Manipulierte Bilder. 360-Grad-Kamerafahrten. Dann verschluckt, plötzlich, die Straße die Autos. Dann verschwimmt, plötzlich, das Häuserbild zu Streifen, Bildbremsspur. Bombengeschichten.

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