Erzählt wird die Geschichte von Außerhalb und Hinterher. Erst,
in der einleitenden Schrifttafel und im Beginn des Films eine falsche
Fährte: Von zwei Männern ist die Rede, zwei Geschichten. Der eine,
der in einem unehrlichen Leben eine ehrliche Minute hatte, der andere - dem
Selbstmord nah -, der im ehrlichen Leben einmal unehrlich war - und es ist
über Preston Sturges schon viel gesagt damit, dass er in seinem ersten
Film die Geschichte des Unehrlichen erzählt. Vielmehr: ihn selbst
erzählen lässt, der hinterm Tresen einer Bar steht, in einer
Bananenrepublik und die Frau, die Tänzerin, die mehr Interesse hat am
nichts Erzählenden, nur zu Tode Betrunkenen, wird ihm am Ende die Geschichte
nicht glauben, so schlecht ist sie erfunden. Oder einfach wahr.
"Der große McGinty" ist die klassische amerikanische story, from
rags to riches. Von der Suppenküche arbeitet sich, mit Chuzpe,
Unverschämtheit und Charme der kleine Mann zum großen McGinty
empor, wird Bürgermeister erst, dann Gouverneur für kurze Zeit.
Im Märchenton erzählt Sturges eine Geschichte von der Macht. McGinty
ist nichts weiter als die Marionette eines Drahtziehers, hinter dem das Geld
steht, die Wirtschaft, der keine Überzeugungen hat, aber einen gesunden
Machtinstinkt. Der Geschichte vom Aufstieg ist die einer Bekehrung eingetragen,
die - natürlich - zum Sturz führen wird und in die Bar und die
Bananenrepublik. Zynisch erst heiratet McGinty die erste beste, zur besseren
Außendarstellung; die aber liebt ihn und lehrt ihn lieben: sie. Mit
ihrer Hilfe entdeckt er sein Herz für die Armen, damit ist's aus.
Nichts bleibt in diesem Film vom Zutrauen in die Demokratie. Im Gewand der
Kritik und Komödie kann die Diagnose nicht anders lauten als: Geld ist
Macht, der Politiker Marionette. Das Volk kommt vor nur als käufliches
Paradenvieh. Der Aufstieg McGintys beginnt mit Wahlbetrug, 37 mal gibt er
seine Stimme ab, die natürlich nicht seine ist, sondern nicht mehr,
nicht weniger wert als die zwei Dollar, die er pro Stimmabgabe erhält.
McGinty übrigens ist so wenig eine negative Figur wie der Drahtzieher,
mit dem er sich, im Spaß mehr als im Ernst, immer wieder prügelt.
Edel ist einzig die Frau, die seinen Sturz auslösen wird, indem sie
in aller Unschuld der Macht ins Handwerk pfuscht. Ein Happy-End ist mitnichten
vorgesehen: das böse Ende ist schon der Beginn. Und das Ende ist Fortsetzung
der alten Späße im Abgewirtschafteten: das gar nicht böse
Pack, das Politik gespielt hat mit Erfolg, schlägt sich und verträgt
sich noch im Außerhalb und Hinterher, aus dem es kein Entrinnen mehr
gibt. Eine Komödie, klare Sache.
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