Neuere Filme
Edgar Reitz: Heimat 3 (D 2004)
Von Ekkehard Knörer
Setzung eines neuen Anfangs, tolldreiste Verquickung des Politischen und
Privaten: Die Mauer fällt, Hermann und Clarissa sehen sich wieder, nach
17 Jahren, vor dem Fernseher, in dem die Mauer fällt, Augen haben die
beiden dann nur noch für einander, aber der Fernseher läuft weiter,
draußen ist Berlin, drinnen das Paar, das sich wieder hat. Reitz will
beides im Blick behalten.
Kritik von Ekkehard
Knörer
Eine Berliner Wohnung, eine Art Weissblende am Beginn, die ersten
Worte der Darstellerin, zu sich, zu einem anderen, der nicht im Blick ist.
Dem anderen, der da sitzen wird und wenig sagen. Nein und ja. Er liest, er
blaettert, er spricht finster, er wiederholt die Worte, die er schon wiederholt
hat.
Kritik von Ekkehard
Knörer
Die zugrunde liegende Dramaturgie gehorcht keinem der Gesetze, die
man in Drehbuchkursen gelehrt bekommt, sie gehorcht auch keiner Logik, die
außerhalb der Konstellationen, die der Film entwirft, einleuchten
würde. Und doch, das ist das Fabelhafte, glaubt man ihm.
Kritik von Ekkehard
Knörer
Immer mehr wird Dominik Graf zum Meister des Atmosphärischen.
Hier eine Einstellung auf einen Gegenstand, hier ein Schleipscher Akzent,
großartig einmal, später, der Blick auf einen Pavillon im Garten,
strahlend weiß im Dunkel, narrativ bezugslos und auch kein Symbol.
Es geht nicht um Symbolisierung, nicht um Metaphern, sondern um die Einarbeitung
des Gegenstands als Leitmotiv, Novellentechnik, aber vom Zwang zur direkten
Bedeutung befreit.
Kritik von Ekkehard Knörer
Der Film hasst seine Figuren nicht, aber noch weniger liebt er sie.
Die Haltung liegt in der Zuspitzung zur Karikatur, oder mindestens: zur
überdeutlichen Typen-Erkennbarkeit, der zuletzt doch kein einziger entkommt,
auch Ingo nicht. Also Denunziation? Aber dazu ist "Sie haben Knut" zu schluffig.
Also authentische Wiedergabe von Schluffigkeit? Dazu scheint doch zu viel
Widerwille gegen das Milieu drinzustecken.
Heimatfilm! (Daniel Krauss)
Dirty Sky (Andy Bausch)
Fremder Freund (Elmar Fischer)
Tor zum Himmel (Veit Helmer)
Besser als Schule (Simon X. Rost)
Eierdiebe (Robert Schwentke)
Schussangst (Dito Tsintsadze)
Kritik von Stefan Höltgen
Parallel zum Spielfilmwerk dreht Werner Herzog seit Ende der 1960er
Jahre Dokumentarfilme. Viele davon sind der breiten Masse unbekannt geblieben,
einige jedoch zu solch nachhaltigem Ruhm aufgestiegen, dass sie Herzogs Ruf
als Ausnahmefilmer zweifellos mitbegründeten
Kritik von Ulrike Mattern
Mit "Rosenstraße" kehrt die Regisseurin auf die Leinwand
zurück und reduziert sich dort auf ein Format, das eher für den
Bildschirm taugt. Die Einfassung der dramatisierten historischen Fakten durch
einen Mutter-Tochter-Konflikt in der Gegenwart lässt den Film in zwei
Teile auseinander driften, die sich bis zum Ende nicht harmonisch ineinander
fügen.
Kritik von Thomas Reuthebuch
Dennoch, irgendetwas stimmt mit diesem Film nicht. Ist es
tatsächlich die Hauptfigur, die im übrigen von einem glänzend
aufgelegten Fabian Busch gespielt wird, und die mit ihrer narzisstischen
Schluffigkeit nervt? Vielleicht. Ist es sogar die Koketterie mit der eigenen
Ichbezogenheit, respektive Selbstmitleid und den ganzen Unfähigkeiten,
Bindung, Glück, Gefühle, Mut?
Christian Petzold: Wolfsburg
(2003)
Rezension von Ekkehard Knörer
Diese Details sind es, an denen sich der Meister zeigt. Einmal ist
Philip in der Nahaufnahme im Bild, er fährt, auf dem Rücksitz zieht
Laura sich um, sie ist auf dem Weg zur Arbeit. In der Unschärfe fast
sieht man im Rückspiegel seinen Blick, kurz nur, auf Laura. Petzold
denkt nicht daran, hier etwas zu unterstreichen. Er kommt dem Zuschauer nicht
entgegen. Er setzt auf seine Intelligenz, und das zahlt sich aus.
Hans-Christian Schmid: Lichter
(2003)
Rezension von Ekkehard Knörer
Solche ineinander verschachtelten Episodenfilme sind immer eine
höchst heikle Angelegenheit, da sie ebenso nach Rhythmusgefühl
verlangen wie nach einem Gespür für den Zusammenhalt im Ton und
einem geschärften Sinn für Kontraste. An allem mangelt es Schmids
Film. Allzu hektisch schneidet er von einer Geschichte zur anderen. Die
ständig wackelnde Handkamera des polnischen Kameramanns bleibt zwar
nah an den Figuren, verhindert aber jeden Moment der Konzentration.
Romuald Karmakar: 196 bpm
(2003)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Es beginnt mit dem Eingangsbereich eines Clubs in der Westberliner
City, der an die 5 Minuten lang mit kaum bewegter Kamera beobachtet wird.
Vor dem Laden auf der Strasse stehen ein paar junge Leute herum, tanzen,
trinken, gucken, unterhalten sich, was man halt so macht. Es folgt eine aehnlich
lange Einstellung an einem Kiosk. Einer trommelt gegen die Decke, zum Rhythmus
der Musik, andere sitzen auf Bierbaenken. Der dritte und deutlich laengste
Teil zeigt DJ Hell bei der Arbeit in einem Berliner Club. Das wars und mehr
ist auch nicht.
Franz Müller: Science
Fiction (2003)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Er spielt wie in einer Versuchsanordnung die komischen Aspekte des
Stoffes gegen das Potenzial seiner Geschichte aus, bis man durch die Redundanz
des Konzepts bedingt am toten Punkt ankommt und auf den "Deus ex Macchina"
des Unterhaltungskinos zurückgreifen muss: die alles überwindende
Kraft der Liebe.
Oskar Roehler:
Der alte Affe Angst (2003)
Rezension von Ekkehard Knörer
Es geht immer weiter so, das Geschrei und der Streit, bei Nacht und
bei Tage. Alle Subtilitäten sind von der ersten Minute an über
Bord geworfen, "Der alte Affe Angst" will immer nur hinaus auf den Exzess
- wenngleich er ihn gegen Kontrastmomente der Ruhe ausspielt, die mit klassischer
Streichkonzertmusik unterlegt sind.
Wolfgang Becker: Good Bye,
Lenin! (2003)
Rezension von Ekkehard Knörer
Mit der nachholenden Wut dessen, der nur die Zeichen kennt und nicht
die Wirklichkeit, setzen Drehbuch und Regie auf höchst oberflächliche
Wiedererkennbarkeiten, darin erschöpft sich ein großer Teil des
Witzes. Nirgends hat man den Eindruck, dass die Klischeehaftigkeit des DDR-Bilds
hier eine bewusste Sache ist, also Reflexion aufs eigene Treiben. Der Film
glaubt durchaus an das, was er zeigt, gerade in den im schlechtesten Sinne
fantastischen Umkehrungen, die er am Ende vornimmt.
Thomas Frick:
Planet B - Detective Lovelorn und die Rache des
Pharao (D
2000)
Kritik von Thomas
Reuthebuch
Schlimmer noch: B-Movie steht hier für dilettantisch, für
Trash as Trash can. Vollkommen negiert wird die Tatsache, dass man gerade
unter erschwerten Bedingungen durch kreative Improvisation auch noch dem
schwachsinnigsten Plot gelungene Momente abtrotzen kann. Voraussetzung
dafür ist eine gewisse Ernsthaftigkeit. Ist die nicht vorhanden, waren
vielleicht die Dreharbeiten kurzweilig, das fertige Produkte ist es mitnichten.
Dominik Graf: Die
Freund der Freunde (2002)(TV)
Rezension von Ekkehard Knörer
Dass
Dominik Graf seinen Film in digitalen Videobildern erzählt, ist nicht
ohne Ironie. Das Authentizitätsversprechen, das einem gelegentlich als
"Dogma" dieser Bilder einzureden versucht wird (nicht von den "Dogma"-Erfindern,
die um die Künstlichkeit der neuen Natürlichkeit gut wussten),
erweist sich hier als schlechter Witz. Wir sehen Gespenster, wenigstens:
eines, die Freundin im Spiegel, in der Stunde des Todes.
Dani Levy: Väter
(2002)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Ein wunderbarer Film, der emotional zur Anteilnahme herausfordert
und mit brillianten Schauspielerleistungen aufwartet. Vor allen Dingen
überzeugt Maria Schrader. Sie verkörpert Melanie derart authentisch,
dass, wie ich glaube, viele Frauen sich mit ihren Problemen, Ängsten
und Sorgen in dieser Figur wiederfinden werden. Der Film wird sicher bald
in die Kinos kommen. Es lohnt sich.
Oskar Roehler:
Fahr zur Hölle, Schwester (2002) (TV)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Je länger der Film dauert, desto verwunderter reibt man sich
die Augen. Während um mich herum das fassungslose Kopfschütteln
seinen Lauf nimmt, steigert sich der Film zu einer überdrehten Trashperle,
bei der man sich mit diebischer Freude die Gesichter der RTL-Redakteure bei
der Endabnahme vorstellt.
Philipp Stölzl: Baby
(2002)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Stölzl verschwendet von Anfang an keine Sekunde Zeit, um die
Geschichte auf die Bahn zu bringen. Von da an nehmen die Dinge ihren
unabänderlichen Lauf, brechen über die Protagonisten herein wie
eine Naturgewalt und lassen am Ende Lilli mit ihrem frisch geborenen Baby
zwischen holländischen Sanddünen zurück. Auch wenn der Vergleich
hinkt, fühlt man sich an die anarchische Kraft eines Oskar Matzerath
in der Blechtrommel erinnert; gleichzeitig aber auch an Tarantino oder Rodriguez,
gerade was den spielerischen Umgang mit dem Medium Film betrifft.
Chris Kraus: Scherbentanz
(2002)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Chris Kraus entwirft dieses komplexe Beziehungsgeflecht ausgesprochen
kunstvoll. Auch wenn man durch den unterkühlten Stil nie wirklich Empathie
mit den Figuren empfindet, so fasziniert doch die Tiefe der ausgeloteten
Seelenzustände. Der Film ist immer dann am stärksten, wenn er sich
auf diese Ebene verläßt und verliert deutlich an Boden, wenn die
Struktur des Drehbuchs in den Vordergrund drängt.
Oliver Hirschbiegel:
Mein letzter Film (D 2002) (TV)
Rezension von Thomas Reuthebuch
Oliver Hirschbiegel und sein Kameramann Rainer Klausmann halten sich
wohltuend zurück und lassen den Text, beziehungsweise Hannelore Elsners
Interpretation für sich sprechen. Es gibt über die 90 Minuten verteilt
eine ganze Reihe wunderbarer Momente, speziell im letzten Drittel, wenn in
der Filmhandlung Marie ans Eingemachte geht und ohne ihren Kameramann alleine
weitermacht.
Almut Getto: Fickende
Fische (D 2002)
Rezension von Ulrike Mattern
Die Wahrhaftigkeit, die Almut Getto in einem quasi dokumentarischen
Stil inszeniert, erinnert an die so genannten Milieufilme Ende der 70er,
Anfang der 80er Jahre: Die Abfahrer und Jede Menge Kohle
von Regisseur Adolf Winkelmann oder Die Heartbreakers von Peter
F. Brinkmann. Alles Produktionen aus dem Ruhrgebiet, in denen authentisch
agiert wird. Wie auch in Fickende Fische, einem der schönsten
deutschen Filme dieses Jahres - wenn man das Mitte August schon sagen
darf.
Michael Gutmann: Herz im Kopf
(D 2002)
Rezension von Ekkehard Knörer
Der Rahmen bleibt eng gesteckt, inhaltlich wie auch ästhetisch,
innerhalb dieser sehr bewusst gewählten Grenzen aber ist das oft mit
Liebe pointilliert. Das Hin und Her zwischen Jakob und Wanda ist so genau
beobachtet wie das Verhältnis zur Schwester, für die, im auf den
zweiten Blick ebenfalls romantischen Subplot, gleichfalls, und zwar aus eher
unvermuteter Ecke, Hoffnung auftaucht. Kaum etwas wird hier auf komische
Pointen hin erzählt, die ergeben sich nebenbei, nie auf Kosten der Figur.
Robert Schwentke: Tattoo (D
2002)
Kritik von Sascha Rettig
Tattoo verspielt letztlich mit dem Wagnis, sich den
Thrillerkonventionen zu versperren, inhaltlich alles, was die weitgehend
sehenswerte Inszenierung schafft. Zwar schwillt die Spannung
regelmäßig wieder an, kulminiert dann aber zu oft in leeren
Schockmomenten. Tattoo entpuppt sich so als Mogelpackung, unter
dessen stilisierter Haut nur ein aufgeblähter Krimi-Plot liegt.
Christian Petzold: Toter Mann
(D 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer
Seine stärksten Momente hat "Toter Mann" in seinen Anfängen.
Petzold erzählt in wunderbar klaren Bildern, die Dialoge sind atemberaubend
ökonomisch, die Darsteller streng und überzeugend geführt.
Die Einstellungen sind lakonisch, zurückhaltend, es gibt, auf die ganze
Strecke, keine extradiegetische Musik: die im Film gespielte ist von umso
größerer Bedeutung.
Der Felsen (Dominik Graf,
D 2002)
Rezension von Ekkehard Knörer
Er beginnt als die Erzählung von einer zu Ende gehenden
außerehelichen Affäre, nimmt eine kühne Abzweigung zum
Erotikdrama, bis dann Malte und Katrin einander begegnen, sich verfolgen,
sich verlieren, sich wieder finden werden. Nicht auf die Verbindungen und
Anschlüsse kommt es an, sondern auf die Szenen höchster
Intensität, in denen Graf die Bilder, die Tonspur (die weit über
den Musik-Score hinaus ein Eigenleben führt), das atemberaubende Spiel
seiner Hauptdarsteller zu Momenten selten gesehener Suggestivität
verschweißt.
Heaven (Tom Tykwer, D/ USA
2002)
Rezension von Ekkehard Knörer
"Heaven"
zerfällt in zwei Teile, von denen der erste besser ist, als man denken
sollte, und der zweite schlechter, als er sein müsste, um das spirituelle
Gewicht zu tragen, das den Figuren wie der Geschichte darin aufgebürdet
wird. Alles beginnt mit einer Bombe, die ihr Ziel nicht trifft. Filippa Paccard,
die einen Drogendealer vernichten wollte, hat vier Unschuldige getötet.
Diese Schuld ist das Trauma, auf das der Rest des Filmes antwortet."
Halbe Treppe (Andreas Dresen,
D 2002)
Rezension von Ekkehard Knörer
Das klingt, wenn man es erzählt, nach einer nicht gerade
weltbewegenden Tragödie, wenn nicht nach gut gemeintem, aber langweiligem
Sozialrealismus. Das Wunder ist, dass "Halbe Treppe" eine Präzision
im emotionalen Detail und in der Beschreibung des Alltags besitzt wie kein
anderer der bisher gezeigten Filme, eine Lust an der Zurückhaltung,
in den Wendungen der Geschichte, aber auch in seinem oft umwerfenden
Humor.
Baader (Christopher Roth,
D 2002)
Rezension von Ekkehard Knörer
So bietet der Film letztlich nicht mehr als das brave Abhaken der
Stationen, auf denen sich die erste Generation der RAF konstituiert hat.
Spielszenen werden mit Fernseh- und Wochenschaubildern gemischt. Als auch
nichts weiter bedeutende Signale der Verfremdung werden Brecht-Zitate eingstreut,
sonst aber ist das Drehbuch um authentischen Jargon bemüht; die Inszenierung
bleibt dabei so bieder und einfallslos wie das Spiel der Darsteller.
Bungalow (Ulrich Köhler,
D 2002)
Rezension von Ekkehard Knörer
Nichts passiert - und genau darum geht es. Fast nichts. Am Anfang
fliegt, mit dumpfem Knall das städtische Schwimmbad von Bad Endbach
in die Luft, ein Signal, ein Schlag, dem kein weiterer folgt. Stattdessen:
eine Stimmung bleierner Unentschlossenheit. Im Mittelpunkt von Bungalow steht
Paul, er ist vom Bund abgehauen, man erfährt nicht genau, warum er
überhaupt hingegangen ist, man erfährt nicht genau, warum er gerade
jetzt desertiert, jedenfalls zieht er sich in den Bungalow seiner Eltern,
die im Italienurlaub sind, zurück. Legt sich erst mal aufs Bett und
masturbiert.
Das weiße Rauschen
(Hans Weingartner, D 2001)
Rezension von Sascha Rettig
"Der grauenvollen Erfahrung einer paranoiden Schizophrenie liefert
Weingartner seine Zuschauer ganz schonungslos aus, bringt einem die Krankheit
so nah, wie man sie eigentlich gar nicht erleben möchte. Besonders sein
Umgang mit der Tonspur ist radikal und brachial."
Maria Speth: In den Tag
hinein (D 2001)
Kritik von Ekkehard Knörer
Lynn, die sich in den Japaner Koji verliebt, dessen Sprache sie nicht
versteht. Der Japaner Koji, der sich in Lynn verliebt, deren Sprache er nicht
versteht. Sie reden aneinander vorbei, sie probieren, absurd genug, das Sein
als Paar: Schuhe anprobieren. Schuhe stehlen. Sie sitzen nebeneinander, er
spricht japanisch, minutenlang, sie schweigt, das war der Trailer damals,
ich habe ihn geliebt und den Film dann doch nicht gesehen.
Mein langsames Leben
(Angela Schanelec, D 2001)
Rezension von Ekkehard Knörer
Bei Schanelec wird dagegen nie eine Erzählinstanz spürbar,
die die Fäden zieht, Lust an Zufällen hat, mit Figuren anderes
im Sinn hätte, als sie nur zu zeigen. Umgekehrt fällt Mein langsames
Leben aber auch nicht in Episoden, in beliebig Unzusammenhängendes
auseinander: man kann gewiss sein, dass einmal aufgegriffene Motive zu einem
(und sei es) vorläufigen Abschluss geführt werden, dass auch die
arabesken Seitentriebe der Figurenverknüpfung etwas zum Gesamtbild
beitragen. In dieser wie in jeder anderen Beziehung ist Mein langsames
Leben ein überaus kunstvoller Film, ein Meisterwerk, wie das deutsche
Kino lange keines hervorgebracht hat.
Der schöne Tag (Thomas
Arslan, D 2001)
Rezension von Ekkehard Knörer
Manchmal ist diese Kluft problematisch, es
drohen die Figuren, in erster Linie natürlich Deniz, zerrieben zu werden
zwischen dem Lebensechten und dem Denkbild, zu dem sie durch ihre Sprache,
durch die Konstellationen modelliert werden. Allein die Tatsache aber, dass
er diese Gefahr sucht, sich in diesen komplexen Raum vorwagt, macht den Film
sehenswert. Der Versuch ist darüber hinaus vielfach gelungen - und auch
im Ungelenken des Misslingens noch interessant.
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