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Jump Cut. Schwerpunkt deutscher Film: Kritiken und Porträts 

 

Neuere Filme 

Edgar Reitz: Heimat 3 (D 2004)

Von Ekkehard Knörer

Setzung eines neuen Anfangs, tolldreiste Verquickung des Politischen und Privaten: Die Mauer fällt, Hermann und Clarissa sehen sich wieder, nach 17 Jahren, vor dem Fernseher, in dem die Mauer fällt, Augen haben die beiden dann nur noch für einander, aber der Fernseher läuft weiter, draußen ist Berlin, drinnen das Paar, das sich wieder hat. Reitz will beides im Blick behalten.
 

Romuald Karmakar: Die Nacht singt ihre Lieder  (D 2003)

Kritik von Ekkehard Knörer

Eine Berliner Wohnung, eine Art Weissblende am Beginn, die ersten Worte der Darstellerin, zu sich, zu einem anderen, der nicht im Blick ist. Dem anderen, der da sitzen wird und wenig sagen. Nein und ja. Er liest, er blaettert, er spricht finster, er wiederholt die Worte, die er schon wiederholt hat.
 

Fatih Akin: Gegen die Wand (Deutschland 2003)

Kritik von Ekkehard Knörer

Die zugrunde liegende Dramaturgie gehorcht keinem der Gesetze, die man in Drehbuchkursen gelehrt bekommt, sie gehorcht auch keiner Logik, die außerhalb der Konstellationen, die der Film entwirft, einleuchten würde. Und doch, das ist das Fabelhafte, glaubt man ihm.

Dominik Graf: Kalter Frühling

Kritik von Ekkehard Knörer

Immer mehr wird Dominik Graf zum Meister des Atmosphärischen. Hier eine Einstellung auf einen Gegenstand, hier ein Schleipscher Akzent, großartig einmal, später, der Blick auf einen Pavillon im Garten, strahlend weiß im Dunkel, narrativ bezugslos und auch kein Symbol. Es geht nicht um Symbolisierung, nicht um Metaphern, sondern um die Einarbeitung des Gegenstands als Leitmotiv, Novellentechnik, aber vom Zwang zur direkten Bedeutung befreit.

Sie haben Knut (Stefan Krohmer, D 2003)

Kritik von Ekkehard Knörer

Der Film hasst seine Figuren nicht, aber noch weniger liebt er sie. Die Haltung liegt in der Zuspitzung zur Karikatur, oder mindestens: zur überdeutlichen Typen-Erkennbarkeit, der zuletzt doch kein einziger entkommt, auch Ingo nicht. Also Denunziation? Aber dazu ist "Sie haben Knut" zu schluffig. Also authentische Wiedergabe von Schluffigkeit? Dazu scheint doch zu viel Widerwille gegen das Milieu drinzustecken.
 

Festival Luenen 2003: Christoph Elles bespricht die folgenden Filme:

Heimatfilm! (Daniel Krauss)
Dirty Sky (Andy Bausch)
Fremder Freund (Elmar Fischer)
Tor zum Himmel (Veit Helmer)
Besser als Schule (Simon X. Rost)
Eierdiebe (Robert Schwentke)
Schussangst (Dito
Tsintsadze)

Werner Herzog: Rad der Zeit (D 2003)

Kritik von Stefan Höltgen

Parallel zum Spielfilmwerk dreht Werner Herzog seit Ende der 1960er Jahre Dokumentarfilme. Viele davon sind der breiten Masse unbekannt geblieben, einige jedoch zu solch nachhaltigem Ruhm aufgestiegen, dass sie Herzogs Ruf als Ausnahmefilmer zweifellos mitbegründeten

Rosenstraße (Margarethe von Trotta, D 2003)

Kritik von Ulrike Mattern

Mit "Rosenstraße" kehrt die Regisseurin auf die Leinwand zurück und reduziert sich dort auf ein Format, das eher für den Bildschirm taugt. Die Einfassung der dramatisierten historischen Fakten durch einen Mutter-Tochter-Konflikt in der Gegenwart lässt den Film in zwei Teile auseinander driften, die sich bis zum Ende nicht harmonisch ineinander fügen.

Liegen Lernen (Hendrik Handloegten, D 2003)

Kritik von Thomas Reuthebuch

Dennoch, irgendetwas stimmt mit diesem Film nicht. Ist es tatsächlich die Hauptfigur, die im übrigen von einem glänzend aufgelegten Fabian Busch gespielt wird, und die mit ihrer narzisstischen Schluffigkeit nervt? Vielleicht. Ist es sogar die Koketterie mit der eigenen Ichbezogenheit, respektive Selbstmitleid und den ganzen Unfähigkeiten, Bindung, Glück, Gefühle, Mut?

Christian Petzold: Wolfsburg (2003)

Rezension von Ekkehard Knörer

Diese Details sind es, an denen sich der Meister zeigt. Einmal ist Philip in der Nahaufnahme im Bild, er fährt, auf dem Rücksitz zieht Laura sich um, sie ist auf dem Weg zur Arbeit. In der Unschärfe fast sieht man im Rückspiegel seinen Blick, kurz nur, auf Laura. Petzold denkt nicht daran, hier etwas zu unterstreichen. Er kommt dem Zuschauer nicht entgegen. Er setzt auf seine Intelligenz, und das zahlt sich aus.

Hans-Christian Schmid: Lichter (2003)

Rezension von Ekkehard Knörer

Solche ineinander verschachtelten Episodenfilme sind immer eine höchst heikle Angelegenheit, da sie ebenso nach Rhythmusgefühl verlangen wie nach einem Gespür für den Zusammenhalt im Ton und einem geschärften Sinn für Kontraste. An allem mangelt es Schmids Film. Allzu hektisch schneidet er von einer Geschichte zur anderen. Die ständig wackelnde Handkamera des polnischen Kameramanns bleibt zwar nah an den Figuren, verhindert aber jeden Moment der Konzentration.

Romuald Karmakar: 196 bpm (2003)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Es beginnt mit dem Eingangsbereich eines Clubs in der Westberliner City, der an die 5 Minuten lang mit kaum bewegter Kamera beobachtet wird. Vor dem Laden auf der Strasse stehen ein paar junge Leute herum, tanzen, trinken, gucken, unterhalten sich, was man halt so macht. Es folgt eine aehnlich lange Einstellung an einem Kiosk. Einer trommelt gegen die Decke, zum Rhythmus der Musik, andere sitzen auf Bierbaenken. Der dritte und deutlich laengste Teil zeigt DJ Hell bei der Arbeit in einem Berliner Club. Das wars und mehr ist auch nicht.

Franz Müller: Science Fiction (2003)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Er spielt wie in einer Versuchsanordnung die komischen Aspekte des Stoffes gegen das Potenzial seiner Geschichte aus, bis man durch die Redundanz des Konzepts bedingt am toten Punkt ankommt und auf den "Deus ex Macchina" des Unterhaltungskinos zurückgreifen muss: die alles überwindende Kraft der Liebe.

Oskar Roehler: Der alte Affe Angst (2003)

Rezension von Ekkehard Knörer

Es geht immer weiter so, das Geschrei und der Streit, bei Nacht und bei Tage. Alle Subtilitäten sind von der ersten Minute an über Bord geworfen, "Der alte Affe Angst" will immer nur hinaus auf den Exzess - wenngleich er ihn gegen Kontrastmomente der Ruhe ausspielt, die mit klassischer Streichkonzertmusik unterlegt sind.

Wolfgang Becker: Good Bye, Lenin! (2003)

Rezension von Ekkehard Knörer

Mit der nachholenden Wut dessen, der nur die Zeichen kennt und nicht die Wirklichkeit, setzen Drehbuch und Regie auf höchst oberflächliche Wiedererkennbarkeiten, darin erschöpft sich ein großer Teil des Witzes. Nirgends hat man den Eindruck, dass die Klischeehaftigkeit des DDR-Bilds hier eine bewusste Sache ist, also Reflexion aufs eigene Treiben. Der Film glaubt durchaus an das, was er zeigt, gerade in den im schlechtesten Sinne fantastischen Umkehrungen, die er am Ende vornimmt.

Thomas Frick: Planet B - Detective Lovelorn und die Rache des Pharao  (D 2000)

Kritik von Thomas Reuthebuch

Schlimmer noch: B-Movie steht hier für dilettantisch, für Trash as Trash can. Vollkommen negiert wird die Tatsache, dass man gerade unter erschwerten Bedingungen durch kreative Improvisation auch noch dem schwachsinnigsten Plot gelungene Momente abtrotzen kann. Voraussetzung dafür ist eine gewisse Ernsthaftigkeit. Ist die nicht vorhanden, waren vielleicht die Dreharbeiten kurzweilig, das fertige Produkte ist es mitnichten.

Dominik Graf: Die Freund der Freunde (2002)(TV)

Rezension von Ekkehard Knörer

[Image]Dass Dominik Graf seinen Film in digitalen Videobildern erzählt, ist nicht ohne Ironie. Das Authentizitätsversprechen, das einem gelegentlich als "Dogma" dieser Bilder einzureden versucht wird (nicht von den "Dogma"-Erfindern, die um die Künstlichkeit der neuen Natürlichkeit gut wussten), erweist sich hier als schlechter Witz. Wir sehen Gespenster, wenigstens: eines, die Freundin im Spiegel, in der Stunde des Todes.

Dani Levy: Väter (2002)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Ein wunderbarer Film, der emotional zur Anteilnahme herausfordert und mit brillianten Schauspielerleistungen aufwartet. Vor allen Dingen überzeugt Maria Schrader. Sie verkörpert Melanie derart authentisch, dass, wie ich glaube, viele Frauen sich mit ihren Problemen, Ängsten und Sorgen in dieser Figur wiederfinden werden. Der Film wird sicher bald in die Kinos kommen. Es lohnt sich.

Oskar Roehler: Fahr zur Hölle, Schwester (2002) (TV)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Je länger der Film dauert, desto verwunderter reibt man sich die Augen. Während um mich herum das fassungslose Kopfschütteln seinen Lauf nimmt, steigert sich der Film zu einer überdrehten Trashperle, bei der man sich mit diebischer Freude die Gesichter der RTL-Redakteure bei der Endabnahme vorstellt.

Philipp Stölzl: Baby (2002)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Stölzl verschwendet von Anfang an keine Sekunde Zeit, um die Geschichte auf die Bahn zu bringen. Von da an nehmen die Dinge ihren unabänderlichen Lauf, brechen über die Protagonisten herein wie eine Naturgewalt und lassen am Ende Lilli mit ihrem frisch geborenen Baby zwischen holländischen Sanddünen zurück. Auch wenn der Vergleich hinkt, fühlt man sich an die anarchische Kraft eines Oskar Matzerath in der Blechtrommel erinnert; gleichzeitig aber auch an Tarantino oder Rodriguez, gerade was den spielerischen Umgang mit dem Medium Film betrifft.

Chris Kraus: Scherbentanz (2002)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Chris Kraus entwirft dieses komplexe Beziehungsgeflecht ausgesprochen kunstvoll. Auch wenn man durch den unterkühlten Stil nie wirklich Empathie mit den Figuren empfindet, so fasziniert doch die Tiefe der ausgeloteten Seelenzustände. Der Film ist immer dann am stärksten, wenn er sich auf diese Ebene verläßt und verliert deutlich an Boden, wenn die Struktur des Drehbuchs in den Vordergrund drängt.

Oliver Hirschbiegel: Mein letzter Film (D 2002) (TV)

Rezension von Thomas Reuthebuch

Oliver Hirschbiegel und sein Kameramann Rainer Klausmann halten sich wohltuend zurück und lassen den Text, beziehungsweise Hannelore Elsners Interpretation für sich sprechen. Es gibt über die 90 Minuten verteilt eine ganze Reihe wunderbarer Momente, speziell im letzten Drittel, wenn in der Filmhandlung Marie ans Eingemachte geht und ohne ihren Kameramann alleine weitermacht.

Almut Getto: Fickende Fische (D 2002)

Rezension von Ulrike Mattern

Die Wahrhaftigkeit, die Almut Getto in einem quasi dokumentarischen Stil inszeniert, erinnert an die so genannten Milieufilme Ende der 70er, Anfang der 80er Jahre: „Die Abfahrer“ und „Jede Menge Kohle“ von Regisseur Adolf Winkelmann oder „Die Heartbreakers“ von Peter F. Brinkmann. Alles Produktionen aus dem Ruhrgebiet, in denen authentisch agiert wird. Wie auch in „Fickende Fische“, einem der schönsten deutschen Filme dieses Jahres - wenn man das Mitte August schon sagen darf.

Michael Gutmann: Herz im Kopf (D 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

Der Rahmen bleibt eng gesteckt, inhaltlich wie auch ästhetisch, innerhalb dieser sehr bewusst gewählten Grenzen aber ist das oft mit Liebe pointilliert. Das Hin und Her zwischen Jakob und Wanda ist so genau beobachtet wie das Verhältnis zur Schwester, für die, im auf den zweiten Blick ebenfalls romantischen Subplot, gleichfalls, und zwar aus eher unvermuteter Ecke, Hoffnung auftaucht. Kaum etwas wird hier auf komische Pointen hin erzählt, die ergeben sich nebenbei, nie auf Kosten der Figur.

Robert Schwentke: Tattoo (D 2002)

Kritik von Sascha Rettig

„Tattoo“ verspielt letztlich mit dem Wagnis, sich den Thrillerkonventionen zu versperren, inhaltlich alles, was die weitgehend sehenswerte Inszenierung schafft. Zwar schwillt die Spannung regelmäßig wieder an, kulminiert dann aber zu oft in leeren Schockmomenten. „Tattoo“ entpuppt sich so als Mogelpackung, unter dessen stilisierter Haut nur ein aufgeblähter Krimi-Plot liegt.

Christian Petzold: Toter Mann (D 2001)

Kritik von Ekkehard Knörer

Seine stärksten Momente hat "Toter Mann" in seinen Anfängen. Petzold erzählt in wunderbar klaren Bildern, die Dialoge sind atemberaubend ökonomisch, die Darsteller streng und überzeugend geführt. Die Einstellungen sind lakonisch, zurückhaltend, es gibt, auf die ganze Strecke, keine extradiegetische Musik: die im Film gespielte ist von umso größerer Bedeutung.

Der Felsen (Dominik Graf, D 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

Er beginnt als die Erzählung von einer zu Ende gehenden außerehelichen Affäre, nimmt eine kühne Abzweigung zum Erotikdrama, bis dann Malte und Katrin einander begegnen, sich verfolgen, sich verlieren, sich wieder finden werden. Nicht auf die Verbindungen und Anschlüsse kommt es an, sondern auf die Szenen höchster Intensität, in denen Graf die Bilder, die Tonspur (die weit über den Musik-Score hinaus ein Eigenleben führt), das atemberaubende Spiel seiner Hauptdarsteller zu Momenten selten gesehener Suggestivität verschweißt.

Heaven (Tom Tykwer, D/ USA 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

"Heaven" zerfällt in zwei Teile, von denen der erste besser ist, als man denken sollte, und der zweite schlechter, als er sein müsste, um das spirituelle Gewicht zu tragen, das den Figuren wie der Geschichte darin aufgebürdet wird. Alles beginnt mit einer Bombe, die ihr Ziel nicht trifft. Filippa Paccard, die einen Drogendealer vernichten wollte, hat vier Unschuldige getötet. Diese Schuld ist das Trauma, auf das der Rest des Filmes antwortet."

Halbe Treppe (Andreas Dresen, D 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

Das klingt, wenn man es erzählt, nach einer nicht gerade weltbewegenden Tragödie, wenn nicht nach gut gemeintem, aber langweiligem Sozialrealismus. Das Wunder ist, dass "Halbe Treppe" eine Präzision im emotionalen Detail und in der Beschreibung des Alltags besitzt wie kein anderer der bisher gezeigten Filme, eine Lust an der Zurückhaltung, in den Wendungen der Geschichte, aber auch in seinem oft umwerfenden Humor.

Baader (Christopher Roth, D 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

So bietet der Film letztlich nicht mehr als das brave Abhaken der Stationen, auf denen sich die erste Generation der RAF konstituiert hat. Spielszenen werden mit Fernseh- und Wochenschaubildern gemischt. Als auch nichts weiter bedeutende Signale der Verfremdung werden Brecht-Zitate eingstreut, sonst aber ist das Drehbuch um authentischen Jargon bemüht; die Inszenierung bleibt dabei so bieder und einfallslos wie das Spiel der Darsteller.

Bungalow (Ulrich Köhler, D 2002)

Rezension von Ekkehard Knörer

Nichts passiert - und genau darum geht es. Fast nichts. Am Anfang fliegt, mit dumpfem Knall das städtische Schwimmbad von Bad Endbach in die Luft, ein Signal, ein Schlag, dem kein weiterer folgt. Stattdessen: eine Stimmung bleierner Unentschlossenheit. Im Mittelpunkt von Bungalow steht Paul, er ist vom Bund abgehauen, man erfährt nicht genau, warum er überhaupt hingegangen ist, man erfährt nicht genau, warum er gerade jetzt desertiert, jedenfalls zieht er sich in den Bungalow seiner Eltern, die im Italienurlaub sind, zurück. Legt sich erst mal aufs Bett und masturbiert.

Das weiße Rauschen (Hans Weingartner, D 2001)

Rezension von Sascha Rettig

"Der grauenvollen Erfahrung einer paranoiden Schizophrenie liefert Weingartner seine Zuschauer ganz schonungslos aus, bringt einem die Krankheit so nah, wie man sie eigentlich gar nicht erleben möchte. Besonders sein Umgang mit der Tonspur ist radikal und brachial." 

Maria Speth: In den Tag hinein (D 2001)

Kritik von Ekkehard Knörer

Lynn, die sich in den Japaner Koji verliebt, dessen Sprache sie nicht versteht. Der Japaner Koji, der sich in Lynn verliebt, deren Sprache er nicht versteht. Sie reden aneinander vorbei, sie probieren, absurd genug, das Sein als Paar: Schuhe anprobieren. Schuhe stehlen. Sie sitzen nebeneinander, er spricht japanisch, minutenlang, sie schweigt, das war der Trailer damals, ich habe ihn geliebt und den Film dann doch nicht gesehen.

Mein langsames Leben (Angela Schanelec, D 2001)

Rezension von Ekkehard Knörer

Bei Schanelec wird dagegen nie eine Erzählinstanz spürbar, die die Fäden zieht, Lust an Zufällen hat, mit Figuren anderes im Sinn hätte, als sie nur zu zeigen. Umgekehrt fällt Mein langsames Leben aber auch nicht in Episoden, in beliebig Unzusammenhängendes auseinander: man kann gewiss sein, dass einmal aufgegriffene Motive zu einem (und sei es) vorläufigen Abschluss geführt werden, dass auch die arabesken Seitentriebe der Figurenverknüpfung etwas zum Gesamtbild beitragen. In dieser wie in jeder anderen Beziehung ist Mein langsames Leben ein überaus kunstvoller Film, ein Meisterwerk, wie das deutsche Kino lange keines hervorgebracht hat.

Der schöne Tag (Thomas Arslan, D 2001)

Rezension von Ekkehard Knörer

Thomas Arslan: Der schöne TagManchmal ist diese Kluft problematisch, es drohen die Figuren, in erster Linie natürlich Deniz, zerrieben zu werden zwischen dem Lebensechten und dem Denkbild, zu dem sie durch ihre Sprache, durch die Konstellationen modelliert werden. Allein die Tatsache aber, dass er diese Gefahr sucht, sich in diesen komplexen Raum vorwagt, macht den Film sehenswert. Der Versuch ist darüber hinaus vielfach gelungen - und auch im Ungelenken des Misslingens noch interessant.

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