Hiroshi Sugimoto: Retrospektive (Neue Nationalgalerie,
Berlin, Sommer 2008)
Ausstellung Francis Bacon Kunsthalle
Hamburg
Von Ulrike Mattern
Shirin Neshat: Mahdokht, Zarin, neue Arbeiten
im Hamburger Bahnhof
Von Ekkehard Knörer
Douglas Gordon: The VANITY
of Allegory
Von Ekkehard Knörer
Pass-Bilder: Die Fotofixkunst von
Jan Wenzel
Von Ekkehard Knörer
Paul McCarthy und Robert
Adams
Von Ulrike Mattern
Fotografischer Schwindel: Anmerkungen zu den Bildern
von Jeff Wall
Von Ekkehard Knörer
Michael
Snow: *Corpus Callosum
Eine Kritik von Ekkehard Knörer
Die Reflexion, auch sie wird ausgestellt unübersehbar und sagt
vor allem, dass sie reflektiert, was geschieht. In der Wand, die grün
ist, von der die Gegenstände "wie von Zauberhand" (um es ganz altmodisch
auszudrücken; aber Verzauberung findet hier nicht statt) verschwinden,
an die sie zurückkehren, schwupp, ein Spiegel.
Isaac Julien:
Baltimore
Eine Kritik von Ekkehard Knörer
Julien schickt die Ikonen ins Museum. In die Museen, genauer gesagt,
eine Vervielfachung auch hier. Schwarze Helden in Wachs, zum einen, nicht
ohne Ironie wird van Peebles darunter gesellt, in Wachs, in echt, sich
konfrontiert, die lebende Ikone und die wächserne.
Cardiff und Miller:
The Berlin Files
Eine Kritik von Ekkehard Knörer
Nicht ist zu sehen. Dann Wasser, darin treibendes Eis, ein Mann erzaehlt,
wie er als Kind einmal beinahe ertrunken waere. Dann eine blonde Frau im
Bett: You would have ruined my life. Sie lacht. Dann eine Bar, ein Mann singt,
wie Karaoke, Rock'n'Roll Suicide. Dann loopt das Band, ohne Markierung, wieder
an den Anfang, der so kein Anfang war, sondern nur ein zufaelliges Hineingeraten
in eine Geschichte, die keine ist, aber eine zu sein scheint.
Jeanne Faust: Interview
(2003) / Global Girl (2003) / sonst wer wie du (mit Jörn Zehe,
2003)
Eine Kritik von Ekkehard Knörer
Jeanne Faust, so scheint es, inszeniert das Leben, als wäre es
inszeniertes Leben. Die Szenen ihrer Filme bewegen sich im Zwischenraum zwischen
Dokument und Fiktion. Dokumentiert werden, könnte man vielleicht auch
sagen, Fingierungsversuche. Oder wird die Fälschung des Dokumentarischen
fingiert? Eine Entscheidung zwischen derartigen Alternativen ist nicht zu
treffen.
Akte 1
Werke von Fiona Tan in der Berliner Akademie der Künste
Ein Bericht von Ekkehard Knörer
Wenn der große Raum mit den Loops Entortungen zeigt, Entzeitungen
und Verfremdungen, so unterimmt Fiona Tans auf der letzten Documenta gezeigtes,
in Berlin ausgeführtes Großprojekt "Countenance", auf den ersten
Blick jedenfalls, das Gegenteil.
Doppelte
Bewegung
Martin Arnolds Filme Pièce touchée, Passage
à l'acte und Alone. Life Wastes Andy Hardy
Kommentar von Ekkehard
Knörer
"Die Wunde ist nicht zu sehen, nicht das Skalpell, nicht der Eingriff:
es ist, als geriete der Film außer sich ohne Zutun eines andern, als
entwickelte er seine Pathologie ganz aus sich selbst. Und ist es nicht so?
Die Technik, deren Aufgabe es ist, sich verschwinden zu machen, wird als
solche nicht einmal sichtbar da, wo sie verrückt spielt."
Film und Video auf der documenta
11
Eine Auswahl von Ekkehard
Knörer
Die Schrifttafeln verkünden Künstlernamen und
Titel, oft aber auch sämtliche Credits und, vor allem, die Länge
des Films. Die Videos fordern Eigenzeit, Echtzeit, Scannen unmöglich,
man harrt aus und verpasst den großen Teil vom Rest oder es bleibt
nicht mehr als ein Eindruck. Emblematisch treffen in dieser Differenz der
- eingespielten, aber zugleich in die Logik der Medien eingetragenen -
Rezeptionshaltung die Sphären aufeinander, kommt es zum sanften Crash
zwischen der Flaneur-Haltung des Ausstellungsbesuchers und der Bannung vor
die Leinwand, die der Film (hier stets, unabhängig vom eigentlichen
Aufnahmemedium, per Video gebeamt) fordert.
Robert Bramkamp: Prüfstand
7 (D 2002)
Von Ekkehard Knörer
Das klingt und ist verdammt ambitioniert, hinaus läuft
"Prüfstand 7" dann aber, leider, doch nur auf angestrengtes Material-
und Theorie-Ratatouille. Es steht der Wille, den man sich als unbedingten
vorstellen muss, dahinter, möglichst viele Informationen über die
Erfindung und Entwicklung der Rakete hineinzubringen, Bilder und Gedanken
am Leitfaden einer allegorischen Figur zueinander in Beziehung zu setzen,
in gewollte und gekonnte, in explizite und im Vagen gelassene.
Matthew Barney: Cremaster 3 (2002)
Von Nina Beate Hein
Cremaster
3 ist die erste Folge, die zudem in den Kinos anläuft und nicht, wie
die anderen, nur als Teil einer Ausstellung gezeigt wird und deshalb nur
von einer beschränkten Anzahl an Galerie- und Museumsbesuchern gesehen
werden kann. Zwar erlangte Barney, ursprünglich aus San Francisco, aber
seit mehreren Jahren in New York ansässig, erhöhten Bekanntheitsgrad
durch seine Liaison mit Rockstar Bjork, doch ist der Mittdreissiger trotz
allem ein Phänomen der hippen Kunstszene. Vielleicht etabliert sich
Barney, der bereits mit Mitte Zwanzig in der Kunstszene als wichtigster
amerikanischer Künstler der Zeit gefeiert wurde, mit Cremaster 3 bei
einem breiteren Kinopublikum.
Bill Viola: Going Forth By
Day (Deutsche Guggenheim 2002)
Von Ekkehard Knörer
Hier
wie da hilft einem die Tonspur, die bei Bill Viola zumeist ein dumpfes
Grundbrummen produziert, an entscheidenden Punkten aber die Aufmerksamkeit
auf Veränderungen in den Szenerien lenkt: sei es die Sintflut, das Pochen
an die Tür oder das fallende Wasser bei der Auferstehung. Freilich haben
auch die Bilder selbst die Faszination des Rätselhaften. Alle übrigens
in einer einzigen langen Einstellung, ohne Schnitt gedreht - jedenfalls scheint
es so, denn dass da jede Menge digitale Bearbeitung drin steckt, sieht man,
ohne es erst mal genau festmachen zu können. Und doch stößt
einen etwas ab mitten in der Faszination. Es ist ein bisschen wie ein
digitalisierter, amerikanisierter, geglätteter, um die Notwendigkeit
jedes Details beraubter Tarkowski.
Harun Farocki:
Die Schöpfer der Einkaufswelten (D 2001)
Von Ekkehard Knörer
In der Konfrontation der harten Sachlichkeit, bei der ein Menschenbild
erst im tiefsten Stratum der Technik sichtbar wird, mit der Produktion so
orientierungslos wie verblasen wirkender Marketingstrategien drängt
sich ein Moment der Ideologiekritik plötzlich doch wieder auf: die Wahrheit
- und vielleicht suggeriert das auch Farockis lapidare Technik des kurzen
Zwischenschnitts der Technik-Bilder - scheint in der technischen Basis zu
liegen, der Rest ist nur letztlich überflüssiger resthumanistischer
Überbau.
Heinz Emigholz: Der zynische
Körper (BRD 1986-90)
Von Ekkehard Knörer
Dazu kommen, in jedem Bild, in jeder Einstellung (das filmische wie
das fotografische Begriffs-Register, in den Innenraum-tableaux-vivants eher
noch das der Malerei, scheinen angemessen), eine Dialogspur, die zwischen
Gespräch und Essayismus oszilliert, und eine Mise-en-Scène, die
mit großer Selbstverständlichkeit allen Abbild-Realismus
unterläuft und filmische wie fotografische Bildklischees aller Art
vermeidet, gar zu einer Schönheit findet, die umso mehr erstaunt, als
sie einem wie die ganz eigene, idiosynkratische Erfindung dieses Films
vorkommt.
Jon Jost: Angel City (USA
1976)
Kritik von Ekkehard Knörer
Zuvor hatte sich das Filmbild mit weißen Puzzleteilen gefüllt,
wir wissen nichts, sagt der Detektiv, Zero, dann aber kehrt das Bild
zurück, aus dem er dann verschwindet. Dieses Verschwinden kehrt wieder,
als Trick fast am Ende. Überhaupt das Ende: Schwarzbild. Dann, weiß
auf schwarz: Start. Schwarzbild. Dann: The End. Wir sind jetzt klüger
als zuvor.
Expo (Hannover
2000)
Kommentar von Ekkehard Knörer
Anspruch und Wirklichkeit verabschieden sich an der Grenze zur Expo
voneinander, die Stadt von der Stadt in der Stadt und triste Vorstadtwirklichkeit
von der Flughafen-Kulisse des Skywalk, der einen über Tankstellen hinweg
ins Unwirkliche gleiten lässt, begleitet noch von den rührenden
Vorstellungen, die sich Schulkinder von der Zukunft machen durften. Dann
kommt man an, riesige Eingangssperren und Personenkontrollen, nur beinahe
ohne Personen, begibt sich in eine Flugsimulation des Welt-Partners Lufthansa,
es wird die erste Begegnung mit dem Läppischen. |