Interviews, Porträts
Interview mit Vilsoni
Hereniko, Filmemacher aus Rotuma in Fiji (The Land has
Eyes)
Von Ulrike Mattern
Ich habe über 20 Jahre lang Theaterstücke geschrieben. Der
Weg vom Theater zum Kino, von der Bühne zur Leinwand, war eine
natürliche Entwicklung. Ich wollte eine Geschichte über die
Ungerechtigkeit erzählen. Etwas, dass meinem Vater widerfahren war.
Als ich ein kleiner Junge war, wurde er fälschlich angeklagt,
Kokosnüsse gestohlen zu haben. Er kam vor Gericht, wurde schuldig befunden,
weil ein korrupter Dolmetscher falsch übersetzte. Es war eine
beschämende Situation für die ganze Familie. Dieses Ereignis
prägte mich für lange Zeit und traumatisierte uns alle.
Von Ulrike Mattern
Mit seinen brillant inszenierten Thrillern wie Das
Kartell oder Der
Knochenjäger hatte der Australier Phillip Noyce seine Anfänge
als politischer Regisseur beinahe vergessen gemacht. Mit Long Walk Home,
seinem Film über die gestohlenen Kinder der Aborigines ist er in seine
Heimat und zum politischen Film zurückgekehrt.
21st Century OZ: Neues Australisches Kino
- vom 5.-9.12. in Berlin (Arsenal) |
Jump-Cut- Mitarbeiterin Ulrike
Mattern berichtet aus Australien: In Sydney hat
sie den jungen Regisseur Robert Connolly
getroffen.
Neuere Filme
Filme
aus der Südsee auf dem Freiburger Film Forum: The Land has Eyes (2004),
O Tamaiti (1996), Two Cars, one Night (2003)
Von Ulrike Mattern
Hier greifen die Stereotypen, und der Zuschauer fühlt sich entweder
im als ursprünglich empfundenen Ambiente (wieder einmal viel zu) wohl
oder lehnt es befremdet als Ethno-Kitsch ab. Ein Zwiespalt, der
sich auf kurze Sicht nicht lösen lässt, weil eine entfremdete
Bildsprache der Inseln Ozeaniens keine Kriterien zur Verfügung stellt,
um zwischen Projektion und Realisation zu unterscheiden.
Kritik von Ulrike Mattern
Eine wahre Geschichte, ein gutes Drehbuch, eine politische Debatte
und ein gezieltes Marketing - der australische Regisseur Phillip Noyce zog
alle Register, um das Interesse der Öffentlichkeit für seinen Film
und das Thema der "Stolen Generations" zu wecken.
Kritik von Ulrike Mattern
In Rain ist das Unbehagen allgegenwärtig. Jeffs
beherrscht die spannungsgeladenen Gesten in diesem Summerblues an der
neuseeländischen Küste. Gefährlich ruhig, in den akzentuierten
Bildern einer düsteren Landschaft, erzählt sie die Chronik eines
angekündigten Todes. Wer begehrt, zahlt einen Preis. Das Kind, das erwachsen
werden will, dehnt die Welt und das, was sie zusammenhält. In dieser
Dehnung zerreißt es den schützenden Raum, der die Familie umgibt.
Ich sehe was, was du nicht siehst. Im ahnungslosen Kinderreim
liegen Erkenntnis und Erschrecken nahe beieinander.
Kritik von Ulrike Mattern
Die Bildsprache ist kongenial - mit
Ausnahme einiger störend gewollter Momente, denen man ansieht, wie sehr
Connolly um Tiefe im Mainstream und Großflächigkeit im
Independent-Schema gerungen hat. Der Kontrast der Farben, der die
Erzählstränge begleitet, verwirrt den Zuschauer und steigert durch
den ständigen Wechsel die Spannung. Je klarer sich die Handlung entwickelt,
desto stärker orientiert man sich an dem Kontrast, der mit einer jeweils
angepassten Tonspur harmoniert
Kritik von Ekkehard Knörer
Sen präsentiert die australische Landschaft in tourismusfreundlich
schönen Bildern, hat auch die meist schlicht illustrative Musik
ko-komponiert, die beiden Jungdarsteller in ihren ersten Rollen sind gerade
in ihrer etwas unbeholfenen Verstocktheit sehr überzeugend. Beneath
Clouds ist beileibe kein ganz schlechter Film, für ein Debüt sogar
bemerkenswert. Ob man Ivan Sen einen großen Gefallen damit getan hat,
ihn gleich in den Wettbewerb der Berlinale zu schicken, das wird man aber
fragen dürfen. |