Goto, die Insel der Liebe, ist ein invertiertes Japan: Seit dem
19. Jahrhundert sich selbst überlassen, den eigenen degenerierten und
degenerierenden Sitten und Gebräuchen und dem gelegentlich ausgetauschten
Herrscher mit sadistischen Neigungen: Goto I bis III passen auf ein
Porträtbild, von verschiedenen Seiten zeigt es, das führt ein Lehrer
vor, je einen der Herrscher. Goto III, der Herrscher zu Beginn des Films,
genießt den Gladiatorenkampf (ohne feste Regeln, wie es scheint), bei
dem ein straffällig Gewordener den Kopf aus der Schlinge ziehen kann,
während der andere unters Fallbeil kommt. Genüsslich sieht Goto
zu, seine Frau Glossia an seiner Seite.
Die aber wird - Insel der Liebe - von zwei anderen Männern auch
begehrt. Dem Reitlehrer, mit dem sie schläft und Gronzo, dem Mann, der
alles will: die Macht und die Frau. Er siegt im Kampf und sieht den Kopf
seines Widersachers fallen. Er wird zum Fliegentöter, Schuhputzer,
Hundehüter. Die Fliegen übrigens sind ein zentrales, bizarres Thema
in der Geschichte. Sie zu vernichten ist eine hoheitliche Aufgabe. Dann aber
tötet der Fliegentöter den Herrn und schiebt die Tat einem anderen
in die Schuhe. Sex und Crime, aber nicht im ausgespielten grafischen Detail.
Borowczyk, der als Animationsfilmer große Erfolge hatte vor diesem
ersten Spielfilm, modelliert eine schwarz-weiße Welt nach eigenem Gusto.
Ein bisschen Kafka, ein bisschen allegorische Dystopie, Svankmajer wird davon
gelernt haben können und vom Drolligen zum Grausamen ist es immer nur
ein schneller Schnitt.
Der Schnitt ist, neben der liebevollen Ausstattung der Insel in
topografische Details, deren Zusammenhang so unklar bleibt (das Meer, ein
Aufzug, Hundezwinger, der Kampfraum, der Stall, Gelände) wie die Referenz
auf unsere wirklichere Welt, das hauptsächliche Charakteristikum. Borowczyk
beschleunigt gelegentlich ganz ungeheuer und verwischt die genaue grammatische
Bedeutung des Schnitts: Zeitliche Montage (Rückblick, Vorausschau, gleiche
Zeit, anderer Ort?), Fantasie, Metapher? Das Diskontinuierliche der Fantasie,
der psychischen Ökonomien, des Raums, auch der Bedeutungen, der Lesbarkeiten
und möglichen Verweise macht den Film aus, im Verwirrenden wie im
Faszinierenden.
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