Die Kreatur, und nichts sonst, ist das Faszinosum dieses Films.
Die Hand, die Pfote, die Flosse zum einen (deren Recken und Ragen sich der
Tatsache verdankt, dass "Der Schrecken des Amazonas" ursprünglich eine
3-D-Produktion gewesen ist). Das Gesicht, echsenartig, und in der Luft immer
ein Schnappen des Mundes, als wären es Kiemen. Eine keineswegs elegante
Amphibie. Unter Wasser: ein Mann in einem Gummianzug. Aber diese Wahrheit,
so wenig man sie vergisst, nimmt der Kreatur wenig von der Sympathie, die
man für sie empfindet. Halb Mensch, halb Tier, halb Frankensteins Monster
- von der Evolution in diesem gottverlassenen, wunderschönen Ort vergessen.
Hineingespielt in die dröge Geschichte, die für den sorglichen
Umgang mit der Natur, dem Gegenstand der Forschung plädiert, wird bald
das Beauy-and-the-Beast-Motiv. Julie im Wasser, die Kamera folgt dem Blick
des Monsters gegen das Licht. Schon zuvor, in einem Labor, blicken wir einmal
aus dem Wasser auf die Figuren. Durch Fische hindurch, als wäre da keine
Glasscheibe dazwischen. Diese Einstellung ist für ein paar Momente
ungerahmt, die Grenze verwischt und hier schon solidarisiert sich der Film
mit dem Liebesbegehren des namenlosen Monsters (oder auch: mit dem Erwachen
dieses Begehrens, von dem das Monster, so ungeschlacht es ist, auf sachte
Weise überrumpelt wird. Es schnappt nach Luft.).
Es gibt keine Kommunikation mit dem Wesen, nur Umgangsweisen:
Forscherinteresse, Profitgier, Aggressivität. Der Film scheint selbst
hin- und hergerissen zwischen dem Horror, den er will, und um dessentwillen
das Wesen ein Monster sein muss, das tötet, und der Sympathie für
den Menschen im Tier, mitleiderregend. So bewegt es sich, sanfter Schrecken,
jenseits von Gut und Böse, tödlich, liebend. Der Blick auf das
Monster bleibt ambivalent, ein Mann in einem Gummianzug, das Biest, das
verletzte, aufgescheuchte Wesen.
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