Den Ernst der Spionage zum Spiel macht das Motorrad. Was tut das Motorrad
im U-Boot? "Camouflage", sagt Conrad Veidt, der Spion, der auf die Insel
kam. Hoy heißt die Insel (Orkneys), es ist das Jahr 1917, und auf der
Insel findet U-Boot-Kapitän Hardt eine Spionin, die er mit einem Lied
aus uralten Zeiten erkennt: "Ich weiß nicht, was soll es bedeuten,
dass ich so traurig bin". Nichts freilich ist, was es scheint: ein Spionagefilm.
Dessen Ernst durch den Pressburger/Powellschen Sinn fürs Spiel, für
die ins Schrullige tendierende Albernheit nicht einmal unterminiert wird.
Es bleiben Spannungsmomente und es bleibt, am Ende, gar beinahe etwas wie
Tragik. Ohnehin sind die Rollen nicht so klar verteilt, wie man denken sollte.
Conrad Veidt ist, als deutscher Spion, die Hauptfigur des Films, findet am
Ende zu einer Statur, die ihm - das hört und sieht man gleich - von
den großen Auftritten auf Weimarer Bühnen her noch in den
expressionistisch geschulten Gliedern steckt.
Als er landet, auf Hoy, mit dem Motorrad, das aus dem U-Boot kommt, begegnet
er erst einem Schaf. Das blökt. Er blökt zurück. Das ist der
Powell/Pressburger-Touch. Sie sehen das Skurrile in jedem Stoff und der Stoff
wehrt sich in der Regel nicht, dann jedenfalls, wenn sie es nicht
übertreiben. Und manchmal sind sie sehr subtil: Etwa wenn Powell einmal
von den betenden Händen eines Priesters auf die gefesselten Hände
eines anderen Priesters schneidet, eine Ähnlichkeitsmontage, deren Witz
im Kontrast liegt. Oder wenn in zweimal haargenau derselben Einstellung -
mit einigen Minuten Abstand - eine Frau halbnah quer durchs Bild liegt: eine
Verdopplung der Passfoto-Vertauschung, der Vertauschung der Frauen,
deren Idenität hier im Bild frech behauptet wird. Am Ende stellt sich
heraus: da war, der Einstellung sehr zum Trotz, noch viel mehr vertauscht
als man dachte.
Oder: Zweimal dieselbe Einstellung auf den stieren Blick von Conrad Veidt.
Einmal sieht er ein Stück Butter (der Film beginnt, mehr oder weniger,
mit einer Zeitungsschlagzeile: England starving), einmal sieht er durchs
Fenster die große Flotte der königlichen Armee. Diese Korrespondenzen
durchziehen den Film (und generell: die Filme von Powell/Pressburger) und
sie stehen durchaus in der romantischen Tradition von Ironie und Humor. Wobei
den beiden - gut britisch vielleicht - der Humor als Relativierung des
Großen durchs Kleine näher liegt als die subversive Kraft der
ironischen Umkehrung. Es gilt aber auch, dass der Humor als Verkleinerung
des Großen in ernsten Genres wie dem Spionage- und Kriegsfilm seine
ganz eigenen Fliehkräfte entwickelt.
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