Schwerpunkt Japan: Shinya Tsukamoto: A Snake of June (Japan 2002)

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Shinya Tsukamoto: A Snake of June (Japan 2002)

Kritik von Georg Seesslen bei der filmzentrale

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Shinya Tsukamoto: A Snake of June (Japan 2002)
Kritik von Ekkehard Knörer

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Nichts wäre brutaler im Griff nach diesem Film als zu sagen: eine Dreiecksbeziehung. Das hieße den Plot an den Haaren herbeizuziehen, der in den Bildern wenig zu suchen hat. Und doch ist das die große Schwäche von A Snake of June: dass am Ende der Bilder eine Entwicklung sichtbar , eine Auflösung des Dreiecks möglich geworden sein wird, ein Arrangement der Beziehungen, eine Ordnung, in die zurückfällt, was zuvor aufgelöst schien ins Malerische der einzelnen Einstellungen.

Mit Fotos, die mit der Post kommen, aber aus dem Unbewussten der Telefontherapeutin Rinko stammen, beginnt A Snake of June. Ein Mann hat sie geschickt, dem sie geholfen hat, ein Mann, der sich umbringen wollte, der jetzt eine Gegentherapie startet und Rinko helfen will, sich ihre Wünsche einzugestehen. Die Fotos aus dem Unbewussten zeigen: Rinko im Minirock. Rinko masturbierend. Der Unbekannte schickt sie los, per Telefon, zwingt sie zu ihrem Glück. Es regnet, unaufhörlich, Tsukamoto lässt den Regen Fäden ziehen Bild um Bild im monochromen Blau.

Diese Bilder, immer wieder stillgestellt, bleiben im Gedächtnis, der Höhepunkt die Szene einer Enthüllung, Begegnung, Konfrontation. Rinko im Mittelpunkt, der Unbekannte (gespielt von Tsukamoto selbst) mit einem Fotoapparat. Sie entkleidet sich, er fotografiert (auf der Tonspur und im Bild: der Blitz, ein ums andere Mal), ihr Mann, hinter einer Ecke versteckt, sieht zu, holt sich einen runter. Ein Dreieck aus erzwungenem/ersehntem Exhibitionismus, sadistischem Zwang, der der Gezwungenem zu ihrem Glück gereicht, der Blick des Voyeurs, der die Konstellation vervollständigt.

Eingetragen in diese Psycho-Bande aber wird und bleibt eine Bedrohung. Der Körper, der befreit wird, ist zugleich tödlich bedroht. Der Krebs frisst an Rinkos Brust wie er am Körper des Unbekannten frisst. Sie verschiebt die Operation, sie setzt sich doppelt aus: der Freiheit, dem Tod. Unterm Stern dieses double bind findet sie zur Erlösung und errettet ihren ordnungsbesessenen Mann gleich mit. Sie werden, zurück in der Wohnung, miteinander schlafen, die Blockaden sind gelöst.

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