Midnite Movies: George Barry: Death Bed (USA 1977)

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George Barry: Death Bed (USA 1977)

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George Barry: Death Bed (USA 1977)
Kritik von Ekkehard Knörer

 

[Image]  

DVD des Films "Death Bed: Bed That Eats" bei Amazon 

"Death Bed", der Film nimmt es wörtlich, im Untertitel und nicht nur da: "The Bed that Eats". Das finden Sie komisch. Das ist es auch, aber es ist, in anderen Momenten, der blanke Horror. Und es ist, in anderen Momenten, surreal, sehr surreal. Das Bett frisst Menschenfleisch, aber es ist nicht wählerisch. Ein Apfel wird verspeist, ein Hühnchen, eine große Tasche. Das sieht so aus: ---. Nein, erst einmal sieht es gar nicht aus. Eine Minute lang, zu Beginn, bleibt die Leindwand schwarz, man hört Kaugeräusche. Das Bett kaut. Dann hört man eine Stimme, es ist die Stimme von Aubrey Beardsley. Aubrey Beardsley sitzt in einem kleinen Verschlag hinter einer Grafik, die er gezeichnet hat, vom Bett. Er sitzt seit sechzig Jahren da, untot, die Kamera nimmt ihn ins Bild und von seiner Seite aus ist die Zeichnung halb durchsichtig, man ahnt das Bett dahinter, mit dem er spricht. Dessen Gedanken und Gefühle er kennt. Das Bett, das ihm Gegenstände, man weiß nicht wie, zuspielt, ein Kreuz, nur zum Beispiel.

Vier Kapitel: Breakfast, Lunch, Dinner, The Just Dessert. Das ist der Humor des Films, seine Logik ist die des aus dem Rahmen der Geschichte fallenden Spektakels. Der Spektakel, sie sind verschiedener Art. Ein Apfel wird verspeist, ein Hühnchen, eine große Tasche, ein Liebespaar (alles schon vor den sehr sparsamen Credits). Das sieht so aus: ein gelblicher Schaum quillt auf, der Apfel, das Hähnchen, die Tasche versinken im Bett. Dann eröffnet die Kamera einen anderen Raum, den Magen des Bettes, gelblich-rötlich blubbernde Ursuppe, durchzogen von Blut und aufsteigenden Luftblasen, bizarr schön, als hätte, daran kann man denken, Bill Viola schlechte Scherze, nicht Metaphysik im Sinn. Später, in dieser Suppe: ein Kreuz und, selbstironischstes Moment des Films, ein Medikament zur besseren Verdauung. Zunächst aber, vor dem Vorspann: Kaugeräusche, Verdauungsgeräusche, das Bett als Theaterbühne, der Mord geschieht hinter geschlossenem Vorhang.

Das wird sich ändern. Aubrey Beardsley wird die Legende erzählen, aus dem 19. Jahrhundert, die das Bett zum Bett, das frisst gemacht hat, ein Dämon mit roten Augen wird seine Rolle spielen, Blut und eine junge Frau, die untot in ihrem Grab liegt gleich nebenan. Das Hauptspektakel, übrigens, auf den ersten Blick sehr horrorkonform: Drei Frauen nähern sich dem Haus, dem Nebengebäude, in das das Bett verbannt ist. Die eine wird das Bett verschlucken, sie wird sich befreien, über den Boden schleppen, dann fängt sie das Bett mit dem Laken wie mit einem Lasso wieder ein. Die andere ist da bereits tot. Die dritte wird zur Erlöserin. Ein Mann wird auftauchen, dem das Bett das Fleisch von den Händen zutzelt, er hat keine Schmerzen, aber er ist sehr verstört, keine Stümpfe am Unterarm, sondern das abgenagte Fingerskelett, er sitzt an der Wand und braucht Trost.

Das Famose an "Death Bed" ist, wie, zum einen, die Stimmungen kippen und doch, zum anderen, in sich beinahe rein bleiben. Horror und Komik. Spaß und Entsetzen. Und ein ganz unerwarteter Sinn für Poesie, Rosen etwa, frontal ins Bild gerückt, die aus dem Schädel eines Opfers wachsen. Unerklärte Umverteilungen von Gegenständen. Das Kreuz in der Hand von Aubrey Beardsley, der Schädel im Gras, das Bett im Freien. Unreinheit im Stil: Die Vorgeschichte als Newsreel, Hollywood-Imitat. Höchst effektiv die eine oder andere Todesszene, einmal sieht man, wie das Bett nach dem Kreuz greift und den Hals des Opfers mit der Kette schlitzt, die hin- und herfährt. Eine Großaufnahme, wie ohnehin George Barry keinen schlechten Sinn für die filmischen Mittel hat. Das Blut in der gelblichen Suppe, Fäden ziehend. Mal bizarr das alles, mal beinahe atemberaubend. Mal denkt man an David Lynch, mal an Monty Python. Es lag kein Segen über der Produktion, der man dreierlei ansieht: den Mangel an Geld, den Willen zur grotesken Fantasie, das Talent zur surrealen Verfremdung.

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