Eins: Zeitungsausschnitte, Fotos, die Kamera zoomt heran, dann
weg. Es erschließt sich: ein Unglück, ein Verbrechen, eine
Chemiefirma, Tote, Geschädigte. Ein Mann kommt ins Bild, im Halbprofil,
es ist dunkel, er ist nicht zu erkennen. Er geht durch den Raum, zum Fenster,
streichelt eine Person, die von einem Sessel verdeckt bleibt, nimmt ihr die
Brille ab, kein Wort wird gesprochen, die Kamera folgt in einer langen, langsamen
Fahrt, ohne Schnitt, die Titeleinblendung beginnt, der Mann geht aus dem
Raum und aus dem Bild, ein kurzer, kaum merklicher Schnitt, die Kamera
nähert sich dem Sessel, der Person, immer noch sehr langsam. Wir sehen:
die Person rührt sich nicht; Zoom auf den Mund; ein Insekt kriecht heraus.
Das ist die Exposition.
Zwei: Ein mysteriöser, ein mächtiger Mann, im obersten Stockwerk
des Hochhauses. Der Chef der Versicherung, die Heldin sucht ihn auf.Wiederholt
stellt ihn Walton als schwarze Silhouette ins weiße Gegenlicht, im
präzise gezeichneten Profil von links. Souverän ausgeschnitten
aus dem realistisch inszenierten Interieur.
Drei: Es ist dunkel, die Frau, der Mann flüchten in ein Zimmer
auf dem Flur. Das Licht bleibt aus. Der Bildschirm ist schwarz. Man hört
ein Geräusch fließenden Wassers. Was ist das, fragt sie. Was denken
Sie wohl, sagt er. Zwei Minuten Schwärze, nur unterbrochen von zweimaligem
kurzen Einschalten des Lichts, gleich ist es wieder aus. Der Mann, die Frau,
sie unterhalten sich. Dann verlassen sie den Raum. Ein Intermezzo, der Film
geht weiter und produziert die Bilder, die wir erwarten.
Vier: Wie in einem Kaleidoskop eine Reihe von Fenstern, in denen die
Silhouetten erst der Frau, dann die des Killers in Serie geschaltet werden,
vor rötlichem Hintergrund. Beinahe unmögliche die genaue Bestimmung
des Ortes, die schiere Bedrohlichkeit. Auflösung des Raums, der hier
Schau-, wenn nicht Reflexionsraum wird und nicht mehr reiner, vom Genre,
nicht vom Stilwillen des Regisseurs bestimmter Droh- und Angstraum ist.
Fünf: Eine Autoverfolgungsjagde im Parkhaus des "Death Tower"
(konsequent geht der Film die Räume durch: die Mall als Konsumraum,
der Überwachungsraum, Fluchträume, Verfolgungsräume; emblematisch
immer wieder: das Tor, das sich nicht öffnen lässt). Das Auto des
Verfolgers hat ein Leck, zieht eine Benzinspur. Der andere Mann, er wird
sich, am Ende, John Doe nennen, entzündet sie, ein Lichtstreifen frisst
sich durchs Kaufhaus, unter dem Auto der Verfolgten durch, dann erreicht
er den Wagen des Killers.
Der Rest ist B-Movie-Routine.
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