Filmkritik: Kiyoshi Kurosawa: Doppelgänger (Japan 2003)

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Kiyoshi Kurosawa: Doppelgänger (Japan 2003)

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Kiyoshi Kurosawa: Doppelgänger (Japan 2003)
Kritik von Ekkehard Knörer

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zum unsichtbaren Film

Von der europäischen und amerikanischen Romantik her - durch die Kioyshi Kurosawa sich auf der Suche nach Motiven derzeit durchzuarbeiten scheint - ist der Doppelgänger vertraut als Projektion eines Inneren nach Außen. Das Unheimliche des Phänomens verdankt sich der Tatsache, dass der Andere Ich ist und Ich mir darüber als ein Anderer erscheine. Das Subjekt gerät in einen Schwindel, der Doppelgänger ist Verkörperung eienr Mise-en-abyme des Selbst, ein Abgrund aus Spiegelverhältnissen. Das zum Anderen stabilisierte Ich geht in seinem Inneren an dieser Veräußerung zugrunde.

Mit einem Zusammenbruch, dem Selbstmord eines Teenagers, der sich, d.h. seinem Doppelgänger begegnet ist, beginnt auch Kurosawas Film. Von den Gründen für den tödlichen Schrecken macht er uns freilich keinen Begriff, es ist dieser erste, im Bild kaum gezeigte Fall, nicht mehr als ein Präludium zur Doppelgänger-Hauptgeschichte. Und die dreht sich um den genialen Erfinder und borderline-mad-scientist Hayasaki, der gerade an einer prothetischen Maschine arbeitet, die Gehirnströme in Bewegung umsetzt. Hayaski, finanziert von einer Firma, die ihm nicht den nötigen Respekt entgegenbringt, wird im Moment einer Krise von seinem Doppelgänger heimgesucht.

Auf den Schrecken folgt nicht der Absturz, sondern die Einrichtung in ein Verhältnis. Der zweite Hayasaki kennt nicht die Skrupel des ersten. Er vernichtet das Forschungslabor, er mordet, er besorgt sich Geld, er stürzt sich auf das Mädchen, an das sich sein anderes Ich nicht rantraut. Für einen Moment scheint das die Aufteilung: der amoralische Hayasaki greift dem skrupulösen Erfinder unter die Arme. Ein Verhältnis der Konkurrenz, es gibt Konflikte zwischen Zwillingsbrüdern, aber alles Unheimliche, der ganze potenzielle Subjektschwindel ist ins Äußerliche gewendet.

Dieses Äußerliche findet sich in Kurosawas Inszenierung der Begegnungen zwischen beiden wieder. Er teilt die Leinwand per Splitscreen in Felder, mal zwei, mal drei, einmal noch mehr, durch die die beiden Hayasakis sich bewegen, als wäre es nicht derselbe Raum. Eine Logik jedoch, der diese Vervielfachungen folgten, ist nicht erkennbar, weder eine formale noch eine psychologische. Dasselbe gilt für den Einfall, die beiden einmal aus demselben Mittelbild in zwei erst identische, dann sich differenzierende Seitenbilder auseinandertreten zu lassen. Eine Illustration des Doppelgänger-Motivs, aber keine Analyse, keine These, keine Entwicklung.

Kein Wunder, dass Kurosawa das Motiv dann nach etwa zwei Dritteln des Films vergisst, aus dem Weg räumt mit ein paar gezielten Schlägen mit bereitliegendem Werkzeug. Es ist ein bisschen wie bei Chandler, der immer dann, wenn er nicht weiter wusste, jemanden mit einem Revolver auftreten lässt. Hier greifen die Figuren zum Hammer, zum Stahlrohr, zur Zange. Ein paar dumpfe Hiebe, Blut und weiter geht es in einer Geschichte, die zuletzt nichts weiter zu suchen scheint als diese Art von Fortgang. Der Film wird zum Road-Movie mit Prothesen-Maschine, Werkzeug, Halbtoten und Leichen. Er bewegt sich fort, ans Meer, keiner weiß warum, er findet ein Ende, weil eines kommen muss, aber den Sinn, die Romantik, die Maschine und sämtliche angeschleppten Motive schmeißt Kurosawa über die Klippen seines Schlussbilds wie ein trotziges Kind.

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