Schwerpunkt Hongkong: Mrinal Sen: Indien - And the Show must go on (Indien 1996)

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Mrinal Sen: Indien - And the Show must go on (Indien 1996)

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Mrinal Sen: Indien - And the Show must go on (Indien 1996)
Kritik von Ekkehard Knörer

[Image]

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Die Auswahl, die Mrinal Sen aus hundert Jahren indischen Kinos trifft, und damit aus mehr als 30.000 in dieser Zeit entstandenen Filmen, begründet sich nicht explizit aus einem Argument, sondern ergibt durch die Wahl implizit selbst eines. Überraschend ist es nicht. Erst das Pflichtprogramm der Frühgeschichte (Phalke), aus der es ganz atemberaubende Bilder gibt, den Kampf mit einer mythischen Schlange etwa, der einem große Lust macht, etwas davon aufzutreiben. Etwas erratisch geht es weiter, "Mother India" kommt vor, natürlich, aber auch Beispiele der anderen großen kommerziellen Kinematografien Indiens neben der von Bombay.

Das erste Bild überhaupt, kein Wunder: Pather Panchali, Geburt des "Parallel Cinema" (wie es später heißen wird), dem dann auch Mrinal Sen sich zurechnen wird. Von 1955 an, nachdem Guru Dutt und Raj Kapoor abgehandelt sind, wird sich entsprechend seine Geschichte des indischen Kinos von der Bühne Bollywood zurückziehen, weitgehend, und den Realismus feiern. Das ist das - im Grunde überaus schlichte - Programm des "Parallel Cinema": Feier des des Realismus, Verdammung, jedenfalls: Geringschätzung, des Unterhaltungsfilms, weil er ihn verweigert. Sehr schön und emblematisch wird das ganz am Ende deutlich, in einem im nachhinein montierten Streitgespräch zwischen Mrinal Sen selbst und Mani Ratnam, der etwas wie die Synthese der beiden Tendenzen des indischen Kinos darstellt (und wie sehr noch das "Parallel Cinema" von der Schnitt-, Kamera-, Musik-Grammatik Bollywoods zehrt, das ist in den gewählten Ausschnitten leicht zu sehen). Es fehlt das Augen für den genialen Synkretismus Ratnams, stattdessen, hier wieder - bei aller offenkundigen Wertschätzung - der Vorwurf: nicht sozial, nicht real genug. Lange dauert es auch, fast bis zum Schluss, bis Amitabh Bachchan seinen ersten Auftritt hat. Widerwillig wird im Platz, werden ihm Bilder eingeräumt, nicht aus einem Klassiker, sondern "Coolie" von 1988.

Methodisch ist das nicht Godard, aber auch nicht so unsäglich eitel wie Nagisa Oshimas Beitrag zur selben Serie. Es gibt eine fragmentierte und nur als fragmentierte kontinuierliche Narration, dazwischen talking heads, Stimmen, Köpfe, Einschätzungen, Ansichten, die divergieren. Filmausschnitte, die kaum einmal kommentiert werden, für sich sprechen sollen. Oder tanzen. Sie sind, wenn nicht exemplarisch, so doch klug gewählt, machen Lust auf mehr.

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