Ein Western, im Grunde. Zwei Großstädter aus Warschau,
Piotr und Mihal, geraten aufs Land, eine Kirche anzumalen. Ein großes
Fresco, viel schwarzer Hintergrund, eine Engelsverkündigung im Blakeschen
Stil. Der Pfarrer geht auf Kur, überlasst ihnen das Pfarrhaus, sie richten
sich ein, sie spielen Karten, sie sitzen herum. Das Dorf begegnet ihnen mit
Misstrauen erst, dann mit Gewalt. Eine Dorfgang provoziert, versenkt später
das Auto im See. Als Piotrs Frau (Freundin?) Dorota dazukommt und sich
freizügig gibt, wirft die Gang lüsterne Blicke durch das Uferschilf.
Zwischen Piotr und Mihal kommt es zu Spannungen, Dorotas wegen: Mihal zieht
sich zurück in die Natur, an den See, ins Auto, als Piotr und Dorota
nebenan miteinander schlafen. Und Piotrs wegen, der sich nicht zur Wehr setzen
will. Mihal wird böse verprügelt, im fairen Duell mit dem
Anführer der Dorfbande vor der Wirtschaft. Die Kamera zeigt es nicht,
das Duell, sie spart sich die Konfrontation auf für das Ende, an dem
der Konflikt eskalieren muss.
Lange aber eskaliert in "Karate Polish Style" gar nichts. Die beiden
erst, dann mit Dorota zu dritt, sitzen ganz slacker-like am See, quatschen,
reden, schweigen, schauen aufs Wasser, wo die Vögel sich versammeln,
schauen in den Sonnenuntergang. Dazwischen malen sie in der Kirche, es gibt
Versöhnungsversuche mit der fiesen Bande. Piotr gibt sich
heiligmäßig. Piotr nämlich ist hier, aus dem Western nach
Masuren transponiert, der Revolverheld. Sein Revolver sind seine
Karatekünste und er weigert sich sie anzuwenden. Er muss sich beweisen,
Dorota wirft es ihm immer wieder vor, dass er seine innere Wut überwinden
kann. Er lässt die Dinge geschehen, um sich und den anderen zu zeigen,
dass er sie geschehen lassen kann. Eine merkwürdige Übung in
Zen-Buddhismus, mit verstohlenen Ausbrüchen gelegentlich.
Es liegt über und unter den Bildern des Films, in denen nicht
viel Kunst, aber viel Sinn für ihre Ökonomie steckt, eine Bedrohung
von Beginn an. Die Langsamkeit ist die Langsamkeit des Spaghetti-Western,
die Dorfbande ist brutal, gemein, hinterhältig ohne allen Glamour. Kaputte
Existenzen, bösartig um der Bösartigkeit willen. Der Dorfpolizist
macht als Sheriff eine tragikomische Figur. Piotr und Mihal fischen sein
Auto aus dem See. Die Dorfautorität als Witzfigur (es ist das Polen
des Jahres 1981, muss man annehmen, die Zeit unmittelbar vor Verkündung
des Ausnahmezustands). Über die Maßen effektiv, wenngleich es
gewiss Geschmackssache ist, ist der Soundtrack, synthesizerartig pulsierend,
Vangelis light im Grunde, aber merkwürdig passend zu den seelischen
Abgründen, die sich in der freien, schönen Natur auftun und immer
weiter auftun werden, bis zu einem Ende, das dem der finstersten
Spaghetti-Western in nichts nachsteht.
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