Verfilmte Kanton-Oper, vorwiegend in Innenräumen. Kodifizierte
Ausdrücke, Bewegungen, Gesten. Artifizielle Vortragsweise, Gesang. Wunderbar
abgestimmte Farben, gegen die Statik setzt Regisseur John Woo kluge
Bewegungsregie, vergleichsweise raschen Schnitt, eine Kamera, die die
Gefühlsregungen der Darsteller unterstreicht, durch Zooms, durch
gelegentliche Fahrten, ein-, zweimal Halbkreise um die in präziser
Stilisierung höchst bewegten Figuren.
Der Plot, soweit er in einer nicht englisch untertitelten Fassung
nachzuvollziehen ist. Die Liebe zwischen Prinzessin Chang Ping und dem Gelehrten
Chou Shih-hsien (auch von einer Frau dargestellt) fällt in eine Zeit
des Aufstands. Der Kaiser wird besiegt, die Liebenden werden getrennt, Chang
Ping flieht ins Kloster. Dort wird sie der Gelehrte wieder entdecken, sich
gegen die einstigen Berater den Zugang durch Wort und Gesang erkämpfen.
(Eine wunderbare Szene im Schnee, im Garten vor dem Kloster. Der Übergang
vom Schnee der fällt, in der rechten Bildhälfte, zum Raum unter
dem Vordach, in dem es nicht schneit, gehört zu den Finessen der Regie
und der Rauminszenierung.) Die Liebenden finden einander wieder, er fleht
sie an, sich zu stellen, unter der Bedingung, dass ihre Eltern ehrenvoll
bestattet werden. Das Liebespaar sucht dann den Liebestod durch Todestrank.
Eine bewegende Schlusssequenz in rot, der Abgang der Dienerschaft, der
Rückzug der beiden in ihren letzten Momenten, die Kamera nimmt zweimal
- Diskretion signalisierend - Abstand und zeigt dann wieder die betörende
Schönheit der Kostüme, der Gesten, der Rauminszenierung.
Die Ästhetik ist einerseits viel strenger als in der auf den
ersten Blick vergleichbaren Shaw-Brothers-Volksoper "The Kingdom and the
Beauty" ("Princess Chang Ping" entstand für Golden Phoenix, nicht die
Shaw-Brothers, in deren Studios John Woo seine Karriere begonnen hatte),
andererseits wagt John Woo doch einige Ausbrüche aus dem
Studiokulissensetting des Opernfilms. Im ersten Drittel dringen in den begrenzten
Raum des Studios/der traditionellen Oper/der musikalischen Aushandlungen
immer wieder nicht nur der Lärm, sondern auch Filmaufnahmen von der
Schlacht. Nicht detailliert, aber im absichtlichen Widerspiel zur streng
eingerichteten Raumharmonie der Opernwelt: dunkel, Feuer, Explosionen. Der
"Actionfilm" gelangt dann, für einen Moment, in die Innenräume,
allerdings zur Schönheit der Symmetrie und Farbkompositionen
entschärft und stilisiert: kleine Feuerchen, Leichen im Raum, eines
der schönsten Tableaus des ganzen Films.
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