Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville: The Old Place (Schweiz/USA 1998/9)

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Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville: The Old Place (Schweiz/USA 1998/9)

Betacam SP PAL, Farbe und s/w
47 Minuten
 

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Jean-Luc Godard, Anne-Marie Miéville: The Old Place (Schweiz/USA 1998/9)
Von Ekkehard Knörer

  

[Image]Was die Kunst ist, im Angesichts des Schreckens. Was das Kino ist, neben der Realität. Was die Bilder sind, was die Worte. Wie man eins mit dem anderen in Beziehung setzt. The Old Place, die alten Fragen. Godard bleibt Godard, hier ins Meditative gewendet. Anne-Marie Miéville und er selbst lesen die Texte, die um die Bilder wabern, mal grandios unverständlich, mal banal, von Blanchot bis Godard und wieder zurück und auf dem Weg, den das Pathos pflastert und die Melancholie umrankt, bleibt mitunter bestimmbarer Sinn auf der Strecke. Die Kritik, um etwas damit anfangen zu können, bringt Godard gerne auf Thesen (Kritik an den Medien, am Abendland schlechthin und Hollywood sowieso) und verfehlt damit die Form. Die Form ist Versuch. Versuch, neu zu relationieren. Stimmen, Bilder, Gedanken. Was widerfährt Gedanken, und seien sie noch so halbgar, wenn sie mit einem Bild, das bewegt, in Kontakt treten. Was entspringt aus dieser Vermischung, falls es eine Vermischung ist. Alte Fragen der Montage. Kommen ein Wort und ein Bild ins Gespräch? Ist's nur Agitprop? Verrätselt es sich, wird das Bild opak unterm Text, wird der Text opak unterm Bild? Wo ist der Autor, gibt es einen Autor? Ist die Intention im Arrangement? Einen kurzen Auftritt als Geister haben Godard und Miéville, sie sitzen in der Mitte des Bildes, als eine seiner Schichten. Erzählt wird hier keine Geschichte des Kinos, keine Geschichte der Kunst. Ja, der Geschichte der Kunst als Kunstgeschichte wird in geschickten Manövern ausgewichen. Godard lässt es sich nicht nehmen - er ist streng, nie rigide -, Lieblingsbilder zu filmen, Lieblingskunst zu zeigen, Ausschnitte aus Lieblingsfilmen. Jedenfalls arrangiert er sie, filmt er sie, als liebte er sie. Die zappelnde Leinwand im Raum, die Spinne, die im Hintergrund des Bildes, die den weißen Hintergrund verwindet. Kunst als Grundlagenforschung. Gedankenexperimente. Was würden wir der Zukunft geben, damit sie uns kennenlernt. Ein Auftrag: Jeden Tag ein Griffith-Film. Godard, Miéville als Nostalgiker. Die sie sind. Aber sie machen weiter, setzen Bilder gegen die Bilder, auch gegen sich selbst. Traum, Kino, Legende, die Schrift, die nichts strukturiert, nur eine mögliche Gedankenverbindung vorgibt. Aber ist es gesagt, dass man das Verhältnis von Bildern, Geschichten, Gedanken, Kunst, Leben, Mythos, Realität so denken muss. Dass man es überhaupt in Wörtern denken muss? The Old Place endet mit einer alten Geschichte, einer Fabel um ein Fabelwesen. Wie überhaupt die Tiere hier figurieren, man weiß nur nicht wie. Lass uns niemals auf einfache Gegensätze verfallen, Natur und Kunst, Unschuld und Schuld. Der Film entstand im Auftrag des Museum of Modern Art, New York. Man kann es sich denken, wenn man es weiß. Es ist reiner hybrider Godard/Miéville.

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