Atom Egoyan wird 1960 als erstes Kind armenischer
Flüchtlinge in Ägypten geboren. Die Eltern hatten
Malerei studiert (der Vater am Art Insitute of
Chicago), verdienten ihr Geld aber mit einem
Möbelladen. Der
Vorname ihres Sohnes verdankt sich dem 1960 fertiggestellten
ersten Kernkraftwerk Ägyptens.
1963 zieht die Familie, um eine Tochter erweitert, nach Kanada (Victoria,
British Columbia) und man eröffnet einen Möbelladen, der Name wird
zu Egoyan vereinfacht. Der Bezug zu Armenien ist gekappt, Atom Egoyan weigert
sich, die Sprache seiner Eltern zu lernen und erst auf der Universität
beginnt er, sich für seine Herkunft zu interessieren. Calendar,
sein persönlichster Film, ist das deutlichste Dokument dieses
Interesses.
Egoyan interessiert
sich früh fürs Theater, Samuel Beckett und
Harold Pinter werden seine Lieblingsautoren. Geld verdient er im
Empress Hotel in Victoria und wird später das Herrichten
der Zimmer als erste Begegnung mit dem Erzeugen eines
illusionären Settings bezeichnen. Speaking Parts (1989) spielt
vor allem in einem Hotel.
Mit der Absicht, in den diplomatischen Dienst zu gehen, studiert
Egoyan Internationale Beziehung an der
Universität von Toronto. Daneben studiert er klassische
Gitarre, schreibt Filmkritiken und entwirft Theaterstücke
und Drehbücher. Sein erster
Kurzfilm, Howard in Particular, gewinnt einen
Preis beim Canadian National Exhibition Filmfest. Noch auf der
Universtiät entsteht der halbstündige Film
Open House.
Nach dem Universitätsabschluss geht Egoyan als Autor ans Toronto Tarragon
Theater. Open House läuft im kanadischen Fernsehen, Egoyan
bekommt finanzielle Unterstützung und dreht seinen ersten Spielfilm
Next of Kin (1984). Der Sender CBC beauftragt ihn mit In This
Corner, ein Film über einen irischen Boxer. Drei Jahre
Fernseharbeit folgen, dann sein zweiter Spielfilm Family Viewing
(1987), der ihn bekannt macht.
Egoyan hat neben seinen Filmen auch drei
Opern inszeniert, darunter Salome. Er engagiert sich
in Workshops für die Förderung des kanadischen Film-Nachwuchses
und dreht weiter Filme, die leider bei der Kritik sehr
viel mehr Eindruck machen als beim Publikum.
Sein nächstes (kleineres) Projekt war eine Verfilmung von Samuel Becketts
Theaterstück Krapp's Last Tape (Das letzte Band) mit John Hurt
in der Hauptrolle. Gedreht wurde, wie zuletzt bei Felicia, mein Engel, nicht
in Kanada, sondern in Dublin.
Der nächste Spielfilm trägt den Titel Ararat und erzählt
auf vertrackte Weise vom Genozid an der armenischen Bevölkerung. Geschildert
werden die Dreharbeiten zu einem Schindlers-Liste-ähnlichen Epos, aus
der Perspektive eines Fahrers für die Filmproduktion.
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