Verkehrsprobleme
Nur Spinner haben in Los Angeles kein Auto, doch manchmal schlägt
das Schicksal hart zurück: Jennifer Aniston, Nicolas Cage, Benicio Del
Toro und Brad Renfro hatten letzte Woche Zoff mit dem fahrbaren Untersatz.
Außerdem: Die Golden-Globe-Verleihung weist den Weg zurück zum
Glamour, und Krieg und Terror sind auf einmal wieder heiß begehrte
Kinostoffe.
Vor dem Gesetz sind alle gleich - diese These deckt sich zwar nicht
immer mit der Praxis, Benicio Del Toro (34) aber dürfte sie
bestätigen: Auf dem Weg zum Sundance Festival in Utah, wo er eine
Auszeichnung entgegennehmen sollte, war der Oscarpreisträger
("Traffic") mit seinem Auto zu schnell
unterwegs. Prompt wurde er von einer Polizistin angehalten. "Ich war schuldig",
räumte Del Toro später ein. Seinen Strafzettel will er auf jeden
Fall bezahlen. Nicht schuldig war dagegen Brad Pitts Ehefrau Jennifer Aniston
("Friends"), die letzte Woche in der Nähe des Sunset Boulevards verunfallte.
Ein Anwohner, der aus seiner Einfahrt rückwärts in die Straße
fuhr, hatte dabei den Jaguar der Schauspielerin übersehen. Aniston kam
mit leichten Verletzungen davon.
Auch Nicolas Cage (38) musste vergangene Woche leiden: Sein Porsche,
der dem Star an Weihnachten gestohlen worden war, wurde inzwischen von der
Polizei gefunden - versenkt in einem See. Das Cabrio (Baujahr 1989) war ein
Sammlerstück im Wert von etwa 100.000 Dollar. Ein 19-jähriger
Verdächtiger wurde bereits verhaftet. Apropos 19-Jähriger: Unbill
droht auch Brad Renfro ("Der Klient"). Der Jungstar wurde letzte Woche wieder
einmal angeklagt. Tatvorwurf: Alkohol am Steuer und Fahren ohne
Führerschein. Zu dumm, denn Renfro ist schon vorbestraft und reißt
zurzeit zwei Jahre auf Bewährung ab. Er hatte letztes Jahr versucht,
in Florida eine Yacht zu klauen.
Umsteigen will demnächst auch Arnold Schwarzenegger. Nach seinem
vorweihnachtlichen Harley-Crash (wir berichteten) soll der Action-Star seine
Motorrad-Sammlung bald verkaufen - so will es seine Ehefrau Maria Shriver.
Ersatz ist jedoch schon bestellt: ein amerikanischer M47-Panzer aus
österreichischen Armeebeständen. Und zwar genau das Exemplar, das
Schwarzenegger vor ungefähr 30 Jahren während seiner Zeit beim
Bundesheer bediente. 1,4 Millionen Dollar hat sich Arnie seinen neuen und
vor allem sicheren Fahrspaß kosten lassen. Als Garage dient ihm ein
Museum in Ohio.
Golden Globes: Megaparty mit Schikanen
In einem Panzer hätte man auch das Verkehrschaos am Wilshire
Boulevard ertragen können, wo letzten Sonntag wieder mal die Golden
Globes vergeben wurden. Um Zutritt zu erhalten, musste selbst die geladene
Prominenz Lichtbildausweise zeigen und Metalldetektoren passieren. Doch das
war gar nichts gegen die Schikanen, die Medienleute über sich ergehen
lassen mussten: Vor dem Event wurden alle Berichterstatter fotografiert und
ihre Fingerabdrücke abgenommen - gefolgt von umfangreiche Background-Checks.
Jegliches Parken in der Nähe der Veranstaltung wurde der Presse untersagt,
einige Fernsehteams quartieren sich deshalb direkt im Beverly Hilton ein,
um Kameras und Ausrüstung sicher lagern zu können.
Immerhin: Mit dem Trauerflor der letzten Monate ist endlich Schluss.
Die Golden-Globe-Verleihung war die erste Megaparty seit dem Terror vom
September. Der Glamour kehrt nach Hollywood zurück und mit ihm das
Bewusstsein, dass Feste feiern auch in Zeiten der Gefahr durchaus gestattet
ist.
Die Preisvergabe selbst verlief nach Plan: Ron Howards Drama "A Beautiful
Mind" räumte am meisten ab und nimmt im Oscar-Rennen nun die Pole-Position
ein. Gleich in vier wichtigen Kategorien wurde die Filmbiographie über
den schizophrenen Nobelpreisgewinner John Nash ausgezeichnet: als bester
Film und für das beste Drehbuch, außerdem Russell Crowe für
die Hauptrolle und Jennifer Connelly als beste Nebendarstellerin.
"Moulin Rouge", Baz Luhrmanns
aufwändiges Musical, bekam drei der begehrten Preise. Einer davon ging
an die frisch geschiedene Nicole Kidman, die derzeit ein Karrierehoch
durchlebt.
Die neue Lust am Krieg
Hollywood traut sich wieder was: So wie der 11. September langsam
aus den Nachrichten verschwindet, findet das Horrordatum Einzug in die
Unterhaltungsindustrie. Am Wochenende lief im nationalen Fernsehsender CBS
ein ganz und gar missratener, flugs nach den Anschlägen gedrehter
Terroristen-Thriller, in dem ein Osama-Bin-Laden-Verschnitt einen
Nuklearsprengsatz in Dallas zünden will. Keine Bange: Chuck Norris
räumt in dem lieblos gemachten Film natürlich routiniert mit allen
Bösewichten auf.
Auch Produzent Jerry Bruckheimer (u.a. "Top Gun", "Armageddon" und
"Pearl Harbor") erkennt in den Ereignissen um den 11. September schon den
Stoff für einen großen Kinofilm. Ganz klar, dass es ein Heldenepos
werden wird, das tapfere Frauen und Männer ehren soll. Um Tapferkeit
geht's auch in "Black Hawk Down", Bruckheimers aktueller Produktion. Der
Kriegsfilm landete am Wochenende auf dem ersten Platz der US-Kinocharts -
dabei wird darin eine große Niederlage nacherzählt: 18 US-Soldaten
(und über 1000 Einheimische!) wurden vom 3. auf den 4. Oktober 1993
in Somalia getötet, weil ein Routine-Einsatz in Mogadischu im Desaster
endete. Präsident Bill Clinton befahl daraufhin den Abzug der US-Armee,
die unter dem Kommando der Vereinten Nationen ins Land gekommen war, um eine
Hungersnot zu beenden.
Trotz dieser bitteren Niederlage feiert "Black Hawk Down" die Helden
dieses hoffnungslosen Einsatzes und trifft damit den Nerv des Publikums,
das seit Afghanistan genauer wissen will, wie sich Spezialeinheiten im Gefecht
bewähren. Regisseur Ridley Scott ("Gladiator") enthält dem Zuschauer
kaum ein Detail des stundenlangen Blutbads vor: In Spielbergs
"Der Soldat James Ryan"
dauerte die Schlacht nur gut 20 Minuten, in "Black Hawk Down" wird knapp
zwei Stunden lang erbarmungslos dahingemetzelt. Das zu durchleben, kostet
Kraft - auch vor der Leinwand im vermeintlich sicheren Kinosessel.
Ansehen/Wegsehen - 24.1.02
Ansehen: "Vanilla Sky" von
Cameron Crowe ist ein komplexes Kinorätsel, das Traum und Wirklichkeit
verschmelzen lässt - "Matrix"
für Fortgeschrittene sozusagen. Tom Cruise und Penélope Cruz,
inzwischen auch in echt ein Liebespaar, sind in dem Film in einer bizarren
Love-Story zu sehen. Der reiche Playboy David (Cruise) verliebt sich in die
schöne Sofia (Penélope Cruz) - doch Julie (Cameron Diaz), seine
frühere Partnerin, dreht durch und provoziert einen fatalen Autounfall.
Dabei wird nicht nur das Gesicht des eitlen Lebemanns entstellt, er verliert
auch seinen Sinn für die Wirklichkeit. Oscar-Preisträger Crowe
hat mit "Vanilla Sky" den spanischen Thriller "Open Your Eyes" von 1997 neu
verfilmt. Auch damals spielte Penélope Cruz die weibliche Hauptrolle.
Wegsehen: "Mister Undercover" hätte seine Deckung besser nicht
verlassen wollen. Chris Kattan aus "Saturday Night Live" verkörpert
in der Slapstick-Comedy eine Art Möchtegern-Verbrecher, der von seinem
Daddy, einem von Peter Falk gespielten Mafia-Paten, ins FBI eingeschleust
wird. Dort soll der Sohnemann gesammeltes Beweismaterial gegen den Vater
finden und vernichten, damit dieser nicht im Gefängnis landet. Mit lahmen
Gags erzeugt Rob Pritts Komödie jede Menge Lärm um Nichts. Mehr
als ein müdes Lächeln ist nicht drin.
Rico
Pfirstinger
copyright Rico Pfirstinger 2002
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