Die zwanzig besten Filme 2002

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Die zwanzig besten Filme 2002
Ekkehard Knörer

[Image]

Nur "neue" Filme in regulärer Kinoauswertung oder auf Festivals
Reihenfolge zufällig.

Blissfully Yours (Apichatpong Weerasethakul, Thailand 2002)

Spurwechsel (Roger Michell, USA 2002)

The Mars Canon (Kazama Shiori, J 2001)

La Ciénaga (Lucrezia Martel, Argentinien 2001)

Battle Royale (Kinji Fukasaku, J 2001)

Halbe Treppe  (Andreas Dresen, Deutschland 2002)

Der Felsen (Dominik Graf, Deutschland 2002)

Sprich mit ihr (Pedro Almodovar, Spanien 2002)

Der Mann ohne Vergangenheit (Aki Kaurismäki, Finnland 2002)

Men With Guns (John Sayles, USA 1997)

Joint Security Area (Park Chan-wook, Südkorea 2000)

Va Savoir (Jacques Rivette, F 2001)

Lagaan (Ashutosh Gowariker, Indien 2002)

Y tu Mamá también (Alfonso Cuaron, Mexiko 2002)

Rollerball (John McTiernan, USA 2002)

Kick it Like Beckham (Gurinder Chadha, GB 2002)

Spirited Away (Hayao Miyazaki, J 2001)

Der Pianist (Roman Polanski, Polen/D/F/GB 2002)

Nakta(dul) (Park Ki-yong, Südkorea 2001)

All About Lily Chou Chou (Shunji Iwai, J 2001)


Kurzer, persönlicher Kommentar:

Beim Rückblick fällt auf, wie stets: Sie haben sich verändert, die Filme, während ich sie halb vergessen, falsch oder verzerrt erinnert habe, bewusst und unbewusst und nichts davon lässt sich objektiv beurteilen, im Hinterher, das immer schon ist. Was also bleibt? Eine kaum mehr auf die Nachvollziehbarkeit räumlicher Logik angelegte Verfolgungsjagd im Grünen im wohl sinnverweigerndsten der ausgewählten Filme, John McTiernans nun endgültig zwischen allen Stühlen gelandetem Motorrad-Brüller Rollerball. Oder ein Dialog unter Betrunkenen über Bühnenbrettern, in dem's auf durchgeknallt alberne Weise um Heidegger geht (Va Savoir). Ein Aufstieg ins Paradies, das es nicht gibt (Men With Guns), Kartenspiele in Lebensgefahr (Joint Security Area) und ein Gespensterschiff im Land jenseits des Tunnels (Spirited Away). Der Beginn von The Mars Canon, der schönste Natureingang seit Agnes Vardas Le Bonheur. Und apropos Natur: Apichatpong Weerasethakul hat uns Bilder gezeigt, die es noch nicht gab und einen Raum aufgestoßen, der ganz der dieses Films, Blissfully Yours, ist. Ebenso bezwingend eigen, vom anderen Ende der Welt, ein Leben in Fäulnis, im argentinischen La Ciénaga. Und wie einem das Fremde nah rücken kann, weil es allem Klischee fern bleibt, gibt's auch Jamais-Vus im Vertrautesten: Andreas Dresen hat mir Frankfurt (Oder), die Stadt, die mir beinahe Heimat ist, mit anderen Augen gezeigt (Halbe Treppe). Eine völlig andere Welt, ästhetisch, geografisch, überhaupt: das Indien, das sich Lagaan imaginiert, wie ohnehin Bollywood die große Liebe dieses Jahres geworden ist, nicht des Exotismus wegen, sondern weil man hier lernen kann, wie Manipulation im besten Falle wagemutige Affektmassage ist, und das nicht trotz, sondern wegen ausgefeiltester Artifizialität des Kodes. Schauspieler des Jahres, für mich, Takeshi Kitano in Battle Royale: ohne ihn wäre vieles fragwürdig an diesem Film, mit ihm und durch ihn passt plötzlich alles zusammen. Kick it like Beckham ist, ohne Konkurrenz, das schönste Feelgood-Movie, das, was es an Raffinesse in der Thematisierung von Problemen und am Bemühen um Klischeevermeidung vermissen lässt, ausgleicht durch den wunderbarsten Pointensinn. Extreme Tonspuren: In Blissfully Yours die minimal music sich der Identifizierung entziehender Geräusche, in Dominik Grafs Der Felsen eine Überdeutlichkeit (Jeanette Hains Stimme aus dem Off, Dieter Schleips symphonische Musik), die in verstörende Konkurrenz zu den Bildern tritt. Erst nur ein leises Unbehagen, inzwischen ist es lauter geworden, an den neuen Filmen von Kaurismäki und Almodovar, an denen nichts auszusetzen ist als das eine: beide Regisseure sind gerade in ihren Meisterschaften beinahe erwartbar geworden. Und dann Polanskis Der Pianist: Kaum zu sagen, wie es zugeht - aber kein anderer Film hat mich erschüttert wie dieser, im Kinojahr 2002.

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