Höhepunkte:
Lassen
Sie sich vom Titel nicht täuschen: "Das Geheimnis des
Seehund-Babys" (1994, SAT.1 7.10) ist keineswegs so läppisch, wie
es auf deutsch klingt (Originaltitel: "The Secret of Roan Inish"), sondern
ein exzellenter Film von John Sayles ("Lone Star",
"Men with Guns"). Mit einer
zehnjährigen Protagonistin und einer märchenhaften Geschichte,
aber keineswegs ein Film nur für Kinder. An sehr ungewohntem Ort,
nämlich in Irland, aber der ist, wie stets bei Sayles, mit einem Auge
fürs lokale Detail eingefangen.
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In Farbe und mit Ton - das elffach oscargekrönte Remake von Fred
Niblos Stummfilmklassiker von 1925. Bei der neuen Version von "Ben Hur"
(1959, NDR 11.30), in der Charlton Heston seine wohl größte Rolle
hat, führte William Wyler Regie und obwohl der Originaluntertitel
"A Tale of the Christ" lautet, geht es bekanntlich in erster Linie doch um
ein Wagenrennen.
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(Wiederholung vom 2.5.) Immer noch eher eine Entdeckung als wirklich
ein Klassiker ist Julien Duviviers Gangsterfilm "Pépé le
Moko" (1937, Arte 15.15), mit Jean Gabin in der Hauptrolle. Der
eigentliche Hauptdarsteller ist allerdings die Kasbah von Algier mit ihren
verwinkelten Gassen, in denen der Gangster Pépé Schutz und
Unterschlupf findet. Einer der Höhepunkte des poetischen Realismus,
überaus spannend, Gabin ist überragend.
Ein
Feiertag für alle Fans blendend in Szene gesetzter Kommunikations- und
Liebesdesaster: Arte zeigt Michelangelo Antontionis "Die mit der
Liebe spielen" (1969, 20.15), der im Original "L'avventura"
heißt.
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Das
beste an Don Siegels Film "Die schwarze Windmühle" (1974,
BR 21.35) ist vielleicht die großartige Musik von Roy Budd,
aber auch wenn der Actionthriller mit Michael Caine nicht zu Siegels
großen Meisterleistungen zählt: Siegel, der aus miserablem Material
noch Sehenswertes zu machen verstand, verwandelte auch mittelmäßige
Bücher in außergewöhnliche Filme.
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Der Film war ein Skandal, aber kein Erfolg: Helmut Kohl war gar nicht
damit einverstanden, dass er in Philip Grönings "Die
Terroristen" (1992, XXP 22.20) sterben sollte und wollte die
Fernseh-Ausstrahlung verhindern lassen. Er wurde trotz des Widerstands von
oben gesendet, die Kritiken waren exzellent, aber von Philip Gröning,
der als großes Talent gehandelt wurde, folgte erst im Jahr 2000 der
nächste Film: "L'amour, l'argent, l'amour".
"Desperado"
(1995, SAT.1 22.45) war die Fortsetzung von Robert Rodriguez'
Sensationserfolg "El Mariachi". Mit Antonio Banderas, Salma Hayek und
Steve Buscemi (neben "Con Air" sein zweiter Auftritt am heutigen Abend)
glänzend besetzt und nur ein Schritt für Rodriguez ("Spy Kids")
auf dem Weg zum Spezialisten für erfolgreiches Genre-Entertainment.
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Spät
genug kommt der vielleicht schönste Film des Tages: Edward Yangs
"Yi Yi" (2000, China/Japan 23.55), das Meisterwerk des taiwanesischen
Regisseure. Hier ein Auszug aus unserer
Kritik: "Yi-Yi übt, das ist vielleicht
das Schönste an dem Film, die Tugend der Zurückhaltung:
in aller Regel filmt er seine Figuren aus gehöriger Distanz. In Momenten
großer Bewegtheit entfernt sich sich die Kamera, statt sich brutal
anzunähern. Immer wieder legt Yang Fensterscheiben zwischen die Figuren
und den Blick des Betrachters, Fensterscheiben, in denen sich Lichter spiegeln,
die Lichter von Taipeh, der Großstadt, in die seine Personen oftmals
eingetragen werden wie in ein Landschaftsbild, in dem sie nicht wichtig
sind."
Schön, dass Mike Leighs exzellenter "Topsy-Turvy -
Auf den Kopf gestellt" (1999, MDR 0.30) durch die Dritten tingelt, denn er
ist das wohl ungewöhnlichste Werk im Schaffen des britischen Sozialfilmers
(Meisterwerk: "Naked"). Es reißt ihn hier ganz aus den vertrauten
Kontexten, hinein in einen Kostümfilm, der das
Operntexter/komponisten-Erfolgsduo Gilbert & Sullivan bei den
größen Triumphen und Auseinandersetzungen zeigt. Unvergesslich
dabei Timothy Spall mit einem Auftritt in der Oper "The Mikado". In Deutschland
kam der Film nie in die Kinos, vermutlich weil hier keiner Gilbert &
Sullivan kennt. Sie sind übrigens eine Entdeckung wert - vieles in der
Musik von Monty Python - man denke an den "Accountancy Song" - erinnert
frappierend an die großen Vorbilder.
Einen Blick wert oder mehr:
Zwischen Konfektion, Kitsch, Kunsthandwerk und kleinen Meisterwerken
bewegt sich der französische Regisseur Patrice Leconte - und
gelangt mit den meisten seiner Filme so auch in unsere Kinos. Die Komödie
"Alle meine Väter" (1998, VOX 12.15) hat zwar eine Menge Stars
aufzuweisen, von Vanessa Paradis bis zu den Legenden Alain Delon und Jean-Paul
Belmondo, zu den Höhepunkten in Lecontes Karriere gehört der
Film aber nicht.
Nicolas Roeg begann als Kameramann, wurde berühmt und
führte seit den 70er Jahren bei einigen aufregenden, zwischen Genie
und nervtötendem Manierismus hin- und herschleudernden Filmen ("Wenn
die Gondeln Trauer tragen", "Track 29", "Eureka") Regie. "Hexen hexen"
(1990, SAT.1 12.45) ist eher eine Auftragsarbeit Roegs, der schon lange keine
vernünftigen Stoffe mehr finanziert bekommt. Nach Roald Dahl und durchaus
vergnüglich. Mehr aber nicht.
Drew
Barrymore gehört der Anfang des Films, aber nicht mehr, denn hast du
nicht gesehen, ist sie auch schon tot. "Scream" (1996, PRO 7 22.00) sollte
eine Serie weitaus minder gelungener Meta-Horrorfilme und Horrorfilmparodien
nach sich ziehen. Das Original aber, dessen Originalität gerade in der
ständigen expliziten Bezugnahme der Figuren auf Genre-Vorbilder bestand,
überzeugt durchaus, und zwar im Ernst genauso wie im Scherz.
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Schon
klar, dass Produzent Jerry Bruckheimer und Ex-Werbefilmer Simon West nicht
für gehobene Filmkunst stehen, aber in seinem Genre, dem Flugzeugthriller,
macht "Con Air" (1997, RTL 22.10) und hat mit Nicolas Cage, John
Cusack, John Malkovich und gar Steve Buscemi eine durchaus
ungewöhnliche Besetzung zu bieten.
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