Wachgeküsst (Richard
LaGravenese, USA 1998)
Dieser gelegentliche Mutwille stört zudem
die Logik der Charaktere, deren Entwicklung sich weniger psychologischer
Schlüssigkeit verdankt (und es ist eine ziemlich arglose Psychologie,
die dann zugrundeliegt) als dem forcierten Verlangen, hier und dort Profil
zu verleihen und ihnen ein Schicksal zu geben. So muß, ohne daß
man näheres erfährt, Danny De Vitos Tochter sterben, nur um diese
Figur mit einem Stückchen Tragik auszupolstern, so ist er in Händel
um Spielschulden verstrickt, ohne daß einen diese Geschichte irgendwann
zu interessieren beginnt, denn auch sie steht im Dienste der Charakterisierung.
Ein wahres Verbrechen
(Clint Eastwood, USA 1999)
Ungewöhnlich, wenn nicht einmalig (vielleicht
fiele einem noch Woody Allen ein) derzeit, ist die so konsequente wie
überraschungsreiche Arbeit an der Figur, die 'Eastwood' durch alle
Rollennamen und Filmgenres hindurch weniger verkörpert als entwirft.
Die Identität dieser Figur ist plural in doppelter Hinsicht: es gibt
die Variation (des schweigsamen Helden im Western oder in der Großstadt;
in gerechter oder nicht so gerechter Mission; psycholo- gisch oder mythisch;
mehr heroisch oder mehr ironisch etc.) wie auch die Entwicklung, die entlang
des Alterns der Eastwood-Helden beschrieben wird.
Das weiße Rauschen
(Hans Weingartner, D/Ö 2000)
Hans Weingartners "Das weiße Rauschen" ist einer dieser Filme,
bei denen die Grenzen von Realität und Fiktion verwischen und das bringt
ihn, nicht nur allein durch den radikalen Einsatz der digitalen Videokamera,
in die Nähe der dänischen Dogma-Filme. Durch das mit Improvisationen
durchmischte Spiel der Darsteller ist auch kaum mehr auszumachen, ob man
reale Personen oder fiktive Figuren beobachtet.
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Die Welt ist
nicht genug (Michael Apted, GB 1999)
Unter Michael Apteds Regie bekommen die Abenteuer
ein überzeugendes emotionales Zentrum in der von Sophie Marceau
großartig gespielten Elektra King. Sie sit die stärkste weibliche
Bond-Figur seit langem, spielt den Bösewicht (Robert Carlyle), den Geldsack
(Robbie Coltrane) und das diesmal sehr lara-croft-hafte Bond-Girl (Denise
Richards) glatt an die Wand.
Wenn der Nebel
sich lichtet - Limbo (John Sayles 1999)
Keiner erzählt Kinogeschichten
wie John Sayles. Robert Altman hat ein Faible fürs Episodische, Jim
Jarmusch für die Langsamkeit, aber nur John Sayles macht diese Art von
Erzählkino, die man altmodisch nennen würde, wenn es das denn je
zuvor gegeben hätte. Sayles ignoriert alle Drehbuchschulen-Dreiaktigkeit
einfach, seine Plots spotten jeder narrativen Konvention. In gewisser Weise
dreht er Romane, das Kino-Äquivalent dessen, was als Literatur Roman
ist - und zwar im Gegensatz zur Novelle und ihrer unerhörten
Begebenheit. |