A
About a Boy (Chris und
Paul Weitz, GB/USA 2002)
Wie aus der Ein-Mann-Show des sarkastischen Trendsetters Will eine
Ensemble-Stück wird, schildern Buch und Film höchst unterhaltsam.
8 Frauen (Francois Ozon,
F 2002)
8 Femmes ist ein Film vom Reißbrett, aber mit voller Absicht,
ein Film, der mit mathematischer Präzision Komödie spielt. Nichts
anderes will er sein, ein bei näherer Betrachtung beinahe zerebrales
Vergnügen, das die billigen Lacher nicht scheut.
8 1/2
Frauen (Peter Greenaway, GB 1999)
Peter Greenaways neuer Film ist, wie der Titel schon sagt, eine ausgedehnte
Altmännerphantasie. Und zwar eine, die sich, nicht zuletzt im Bezug
auf Fellini, der in diesem Genre auch nicht schlecht war, dessen nicht
schämt.
Adaption (Spike Jonze, USA
2002)
Doppeldeutig ist der Titel, er bezieht sich auf die Drehbuch-Adaption zuerst,
dann aber auch auf Darwin. Das kommt, ein wenig, von der Orchideen-Geschichte,
mehr aber von Charlie Kaufmans zuletzt in seinem Buch zu Michel Gondrys
Human Nature demonstriertem philosophischem Interesse an der
Evolutionstheorie. Spike Jonze, Bruder im so ironischen wie cleveren Geiste,
illustriert das gerne mal mit einem Videoclip: Vom Anfang der Welt bis Charlie
Kaufman in zwei Minuten. Stellt sich die Sinnfrage.
A.I.
- Künstliche Intelligenz (Steven Spielberg, USA 2001)
Gleich zu Beginn eröffnet A.I. zwei Schauplätze, von denen
einer, wie dann manch weiterer im folgenden Film, komplett
überflüssig ist (was in keinem Fall heißt, dass sie uninteressant
wären).
Aimee und Jaguar (Max
Färberböck, D 1998)
Vielleicht wäre der Film gerne großes Kino,
er ist aber nur exzellentes Fernsehen. Er strebt nach der geschlossenen Form,
behindert sich aber selbst durch gewisse dramaturgische Unbeholfenheiten,
wie etwa die überflüssige Rahmenhandlung, und eine viel zu komplizierte
Exposition, die erst einmal gehörige Langeweile aufkommen läßt.
Ali (Michael Mann, USA 2002)
Michael Mann liebt Helden und er liebt sie gebrochen, am Rand des Abgrunds.
Helden werden sie ihm im Angesicht der Gefahr, jedoch gilt auch: der Triumph
macht sie still, sie strahlen nicht, weil das Wissen um den Abgrund durch
ihn nicht ausgelöscht wird.
Almost Famous
( Cameron Crowe, USA 2000)
Almost Famous ist eine Untersuchung über die vielleicht letzte
mythische Erscheinungsform des Künstlers im Zeitalter ausgereifter
Entzauberungstechniken: den Rockmusiker. Der Film hält dabei genau die
Waage zwischen Entzauberung und Mythos, was er mit der einen Hand
ideologiekritisch niederreißt, baut er mit der anderen Hand sentimental
wieder auf.
American
Beauty (Sam Mendes, USA 1999)
Gegen versöhnlerische Affirmation allerdings sind
auch die grobkörnigsten Bilder nicht gefeit: die pathetische Feier einer
vom Wind sanft getriebenen Plastiktüte steht an gewolltem Sentiment
der allumarmenden Kamera des rahmenden Anfangs- und Endblicks auf den
exemplarischen, der Versöhnung bedürftigen wie postuliertermaßen
zugänglichen Mikrokosmos in nichts nach.
American Pie
2 (James B. Rogers, USA 2001)
Jetzt wurde American Pie 2 angerichtet und die Zutaten unterscheiden
sich kaum von denen des ersten Teils. Allerdings wurde die Menge an Urin,
Zoten, Sperma, sexuellen Plattitüden und schierer Geilheit ins
Unerträgliche erhöht.
American Psycho (Mary Harron,
USA 2001)
American Psycho ist ein Thesenfilm und konsequent wenigstens darin,
Patrick Bateman als Mann ohne Eigenschaften zu präsentieren. Zu kaum
einer der Figuren lässt sich darüber hinaus Zutrauen fassen, am
allerwenigsten zur Hauptfigur - mit der Ausnahme der Sekretärin, die
mit dem schauspielerischen Inbegriff von Authentizität, Chloe Sevigny,
treffsicher besetzt ist.
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Amores
Perros (Alejandro Gonzales Iñárritu, Mexiko
2000)
Der eine oder andere ihrer Schlenker ist wie das eine oder andere Detail
der Geschichten überflüssig, zu sehr verdeutlichend, alles in allem
aber passt das eine zum anderen, verbinden sich die drei Erzählungen
zu einem komplexen, kunstvoll ineinander und gegeinander gearbeiteten
Ganzen.
Anatomie (Stefan Ruzowitzky, D
2000)
In der so aufgetanen Phase zwischen Aktivität und
Tod, in einem Dazwischen der Hilflosigkeit und des Entsetzens, hat der Schrecken
des Films seine tiefste Wirksamkeit. Alle anderen Horror-Elemente sind kompetent
umgesetzt, nicht mehr, nicht weniger, in der Umsetzung dieses Moments der
Auslieferung aber zeigt Ruzowitzky wahre Klasse.
An deiner Seite (Rob Reiner, USA
1999)
Bis zum Schluss erhält Reiner sich und dem Publikum
die Illusion von Ying und Yang. Ein "Rosenkrieg" ohne Dornen, eine "Katze
auf dem heißen Blechdach", die sich ohne Krallen die Pfoten verbrennt.
Zu heißes Thema.
Angel Eyes
(Luis
Mandoki, USA 2001)
Traumabewältigung hollywoodaise, vom Regisseur der unterirdischen
Schmonzette Message in a Bottle, na dann: Gute Nacht. Denkt man - und irrt,
ein wenig jedenfalls. Denn das ganze ist fast ein bisschen raffiniert gemacht.
An
jedem verdammten Sonntag (Oliver Stone, USA 2000)
Aus dem Gegensatz zwischen Football-Nostalgie und
Sport-Business, altem Kampfgeist und neumodischem Geschäftssinn speist
sich die Geschichte, reißt vieles an und erzählt kaum etwas zu
Ende. Stone taucht zaghaft ins Privatleben seiner Helden, wechselt die Spieler
dabei aber zu häufig aus und wieder ein, als hätte er sich nicht
für den Richtigen entscheiden können.
Antz (Eric Darnell,
Lawrence Guterman USA 1998)
Von vereinzelten, durchaus auch anspielungsreichen, Pointen
abgesehen, handelt es sich um die schon hundertfach erzählte Fabel vom
Individuum, das innerhalb eines totalitären Staates durch Nachdenken
und Kritik die Revolution herbeizuführen vermag. Hübsch ist, daß
dieser Held wider Willen nichts Strahlendes an sich hat, sondern eine neurotische
Woody-Allen-Figur ist, deren gesunder Menschenverstand sich freilich gerade
in dieser psychischen Deformiertheit manifestiert.
Arlington Road (Mark Pellington,
USA 2000)
Wie das blutige Symptom eines verdrängten Traumas
taucht zu Beginn ein kleiner Junge mit schweren Verbrennungen an der Hand
aus dem Nebel der überbelichteten Aufnahme auf und wird von Michael
Faraday, dem einen Protagonisten des Films, ins Krankenhaus gebracht. Dort
sieht man zum ersten Mal Oliver Lang und seine Frau, die Eltern des Kindes,
die Nachbarn von Faraday, als Schattenriß, schwarze flache
Konturen.
The Astronaut's Wife (Rand
Ravich, USA 1999)
Die Logik des Films, seiner Geschichte, der vielen kaum
motivierten Ereignisse, ist die des Traums. Geträumt wird er aus der
Perspektive der von Charlize Theron gespielten Astronautenfrau: am Anfang,
bei der Landung des Raumschiffs wird sie überdeutlich als Stellvertreterin
einer subjektiven Kamera inszeniert. Wir wissen nur, was sie weiss, wir sehen
nur, was sie sieht, wir erfahren nicht mehr über den Alptraum, in den
sie geraten ist, als sie selbst. Das Sehen ist die Leitmetapher des Films,
genauer: das Sehen, dem etwas im Wege ist.
Ausnahmezustand (Edward Zwick,
USA 2001)
Auf diese Weise entpuppen sich so lieb gemeinte,
liberale wie demokratische Botschaften brüllende Filme wie dieser als
strukturell erstickend konservativ - und absehbar ist die völlige
Unfähigkeit einer solchen Ideologie, gegen einen klug und raffiniert
daherkommenden Gegner anderes zu tun als stupide und wehrlos auf die eigene
Gutheit zu pochen. Was gefährlich ist an diesem Film, ist seine Dummheit
- und wäre es nicht gefährlich, so bliebe es doch allemal eine
ästhetische Katastrophe.
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